- Forst (Wessobrunn)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Oberbayern Landkreis: Weilheim-Schongau Höhe: 702 m ü. NN Fläche: 51,11 km² Einwohner: 2065 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 40 Einwohner je km² Postleitzahl: 82405 Vorwahl: 08809 Kfz-Kennzeichen: WM Gemeindeschlüssel: 09 1 90 158 Adresse der Gemeindeverwaltung: Zöpfstraße 1
82405 WessobrunnWebpräsenz: Bürgermeister: Helmut Dinter (Die Liste für ALLE) Wessobrunn ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau.
Der Ort ist überregional bekannt durch das Wessobrunner Gebet, das um 814 in althochdeutscher Sprache niedergeschrieben wurde und sich im Besitz des Klosters Wessobrunn befand, sowie durch die Wessobrunner Schule, zu der die bedeutendsten Stuckatoren des süddeutschen Barock gezählt werden.
Inhaltsverzeichnis
Statistisches
Wessobrunn liegt auf einer Höhe von 701 Meter ü. d. M. südwestlich des Ammersees, nordwestlich von Weilheim und südöstlich von Landsberg am Lech.
Ortsteile
- Haid
- Forst
- Paterzell ist bekannt durch seinen ehemaligen Kalktuffsteinbruch, die Ulrichsquelle (Augenheilquelle) und vor allem den größten zusammenhängenden Eibenbestand Deutschlands, den Paterzeller Eibenwald.
Klostergeschichte
Die Keimzelle des heutigen Orts ist das Kloster Wessobrunn.
Die Klostergründungslegende
Nach einer St. Emmeraner Legende des 11. Jahrhunderts wurde es durch den bairischen Herzog Tassilo III. gestiftet, der im Jahr 753 auf der Jagd eine Nacht im Rotwald, dem Rotter Wald, verbringen musste. Im Traum sah er eine Quelle, deren Wasser in vier Richtungen floss, und von der aus eine Leiter zum Himmel führte, an der Engel auf- und niederstiegen. Am oberen Ende der Leiter stand Petrus und sang ein Offizium. Anderntags ließ Tassilo nach der Quelle suchen, bis sein Jagdgefährte Wezzo Quellen in Kreuzesform fand. Der Herzog verstand seinen Traum als himmlische Weisung und ließ an der Stelle der Quellen das Kloster zu Ehren von Petrus errichten.
Die Zeit des ersten Benediktinerklosters (8. Jh. bis 955)
Als wahrscheinlicher gilt, dass das Kloster in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts von einer Adelsfamilie aus Rott als Eigenkloster gegründet wird.[1] Nach einer Tradition des Klosters Benediktbeuern stammen die ersten fünfundzwanzig Mönche aus Benediktbeuren. Das Benediktinerkloster dient dazu, das umliegende Waldgebiet urbar zu machen. Der Ortsname Wessobrunn (885 Uuezinesprunnin „Quelle des Wetsin“) war ursprünglich wohl ein Flurname, den das Kloster übernahm.[2]
Mit der Absetzung Tassilos III. durch Karl den Großen wird Wessobrunn 788 karolingisches Reichskloster. 817 gilt es noch als so arm, dass es dem Kaiser keine Abgaben für einen Kriegszug zu entrichten hat, sondern nur Gebete. Etwa um 900 fällt es dem Bistum Augsburg zu. Schließlich geht das Kloster 955 unter. Die Ungarn brennen der Legende nach die Anlage nieder und ermorden Abt Thiento und sechs seiner Mönche.
Die Zeit des Säkularkanoninkerstifts (955-1064)
Nach der Niederlage der Ungarn auf dem Lechfeld wird das geistliche Leben in Wessobrunn in Form eines Säkularkanonikerstifts fortgeführt. Über diese Zeit ist nicht viel bekannt. Lediglich eine Liste der Propstnamen ist überliefert. Man vermutet, dass Wessobrunn in dieser Periode einen Gutteil seiner Güter verliert.
Die Zeit des zweiten Benediktinerklosters (1064-1803)
Erst 1064 wird erneut ein Benediktinerkloster gegründet. Der letzte Propst Adelbero ist zugleich der erste Abt. Von etwa 1100 bis 1220 besteht neben dem Männer- auch ein Frauenkonvent. 1141 befreit sich Wessobrunn von der Obrigkeit des Bischofs von Augsburg und untersteht wieder unmittelbar dem Landesfürsten. 1220 brennen große Teile des Klosters ab. Es folgen umfangreiche Neubauten.
Die insgesamt glückliche Entwicklung des Klosters erlaubt eine intensive Kunstpflege. So wird die Kirche 1655 innen modernisiert. 1680 startet Abt Leonhard Weiß den Neubau der Klosteranlage, bei dem klostereigene Untertanen beschäftigt werden. Die ehrgeizigen Pläne werden aber wegen Geldmangels nicht in voller Gänze umgesetzt.
Die säkulare Zeit (1803-1913)
Im Zuge der Säkularisation wird das Kloster 1803 aufgehoben. 1810 reißt man die Klosterkirche wegen Baufälligkeit ab. Große Teile der Klostergebäude werden als Materialreservoir ausgeschlachtet, um die abgebrannte obere Stadt in Weilheim wieder aufzubauen. 1861 rettet der Münchener Historiker Johann Nepomuk Sepp die verbliebenen Bauten, indem er einen Teil der Anlage kauft.
Die Zeit des dritten Benediktinerklosters (seit 1913)
Freiherr von Cramer-Klett schenkt 1913 den Missions-Benediktinerinnen aus Tutzing die Anlage. Sie ziehen in zwei der ehemaligen Klostertrakte ein und bilden am Ort ein neues Benediktinerkloster. Seit 1955 führen die Schwestern hier ein Jugendkurheim.
Gaispoint
Wessobrunn hieß früher nur das Kloster. Das naheliegende Dorf nannte man hingegen Gaispoint oder Geispoint, 1483 erwähnt als Gayspewnd. 1128 weihte man in Wessobrunn die erste Pfarrkirche. Demnach muss Gaispoint spätestens seit 1100 bestanden haben. Der Name Gaispoint war wie Wessobrunn ursprünglich ein Flurname. Er leitet sich von mhd. geiz „Ziege“ und biunde „Gehege“ her und meint einen eingezäunten Weideplatz für Ziegen. 1853 erhielten die Orte Gaispoint und Haid die amtliche Erlaubnis, den Namen Wessobrunn zu tragen.
Kunstgeschichte und Sehenswertes
Wessobrunn ist bekannt durch das „Wessobrunner Gebet“, dem ältesten deutschen Sprachdenkmal mit christlichem Inhalt, das nach seinem Fundort benannt wurde. Es ist Bestandteil eines um 814 vermutlich im Bereich des Augsburger Bistums entstandenen überwiegend lateinischen Kodex.
Die Gesamtanlage des Klosters Wessobrunn, wie sie im 17./18. Jahrhundert ausgebildet wurde, lässt sich lediglich mit den Klöstern in Tegernsee und Ettal vergleichen. Zum Kloster gehörte sogar ein Theatersaal, dessen hölzerne Decke heute im Gasthof „Zur Post“ zu besichtigen ist. Weltberühmt sind der Fürstentrakt und das Treppenhaus wegen des prachtvollen Stucks von Johann Schmuzer aus der Wessobrunner Stuckatorenschule.
Von der ehemaligen romanischen Klosterkirche St. Peter existiert noch der freistehende Glockenturm, der graue Herzog oder auch Römerturm genannt (um 1260). An der Stelle des Hochaltars steht eine Gedenkstele. Johann Nepomuk Sepp legte die Kirchenfundamente frei und entdeckte spätromanische Steinplastiken.
Um 1250 entstand das Wessobrunner Gnadenbild der Mutter der heiligen Hoffnung (heute im Bayerischen Nationalmuseum München).
Ein Holzkruzifixus von ca. 1250, das im 18.-19. Jahrhundert als Kümmernis-Bild verehrt wurde, befindet sich noch heute in der Pfarrkirche St. Johann Baptist, die ansonsten seit 1757 im Barockstil gehalten ist. Zu sehen sind Fresken von Johann Baptist Baader mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, sowie die Stukkaturen von Thassilo Zöpf. Die Figuren am Hochaltar stammen von Franz Xaver Schmädl und zählen zu seinen besten Leistungen. Das Gnadenbild Maria - Mutter der Schönen Liebe, das um 1700 nach Wessobrunn gelangte, wird zwar von einer eigenen Bruderschaft verehrt, ist kunsthistorisch aber ohne Bedeutung. Maler war der Benediktiner Innozenz Metz.
Die drei Quellen mit dem Brunnenhaus (17. Jahrhundert) und das Naturdenkmal Tassilolinde (etwa 1.000 Jahre alt) zählen zu weiteren Wessobrunner Sehenswürdigkeiten.
Auf dem Hügel überhalb von Wessobrunn errichtete man zum Gedenken an die Märtyrer des Jahres 955 ein Kreuz, später an selber Stelle die Kreuzbergkapelle. Der alte Holzbau wurde 1595 durch einen Steinbau ersetzt und 1771 modernisiert mit Fresken von Matthäus Günther und Stuckaturen von Thassilo Zöpf. Die Kapelle umschließt den Findling, den Hunnenstein, an dem die Mönche hingerichtet worden sein sollen.
Persönlichkeiten
- Diemut von Wessobrunn (um 1110), Inklusa und Schreiberin von ca. 45 Codices
- Johann Schmuzer (getauft 13. Mai 1642, † 12. Mai 1701 in Wessobrunn), Stuckateur und Begründer der Wessobrunner Schule, sein Sohn Joseph Schmuzer (* 13. Februar 1683, † 19. März 1752 in Wessobrunn), Johann Baptist Zimmermann und Dominikus Zimmermann, alle Baumeister des Rokoko, und zahlreiche weitere Stuckateure, Bildhauer und Baumeister der Wessobrunner Schule
- Johann Georg Üblhör, (* 1700), Stuckateur, Bildhauer
- Luise Rinser verbrachte Teile ihrer Kindheit in Wessobrunn und ist dort begraben. Die Erzählung Die gläsernen Ringe greift auf Kindheitserlebnisse in Wessobrunn zurück.
Literatur
- Coelestin Leuthner: Geschichte des Klosters Wessobrunn. Mit Hinweisen auf die allgemeine und besondere Geschichte Baierns. Dt. Übers. aus dem lateinischen Original von 1753, Wessofontanum, Wessobrunn 2001
- Reinhard Höppl: Die Traditionen des Klosters Wessobrunn. Beck, München 1984, ISBN 3-406-10392-8
- Luise Rinser: Ort meiner Kindheit: Wessobrunn. Eulen-Verlag, Freiburg i. Br. 1987, ISBN 3-89102-208-5
- Wolfgang Winhard: Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert. Verlag Schnell & Steiner, München 1988.
- Irmtraud von Andrian-Werburg (Bearbeiterin): Das Bistum Augsburg - Die Benedektinerabtei Wessobrunn. Verlag Walter de Gruyter, Berlin - New York 2001, ISBN 978-3-11-016912-6
- Gemeinde Wessobrunn (Hrsg.): 1250 Jahre Wessobrunn. Festschrift. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-128-X
- Gabriele Dischinger, Eva Christina Vollmer: Ehemaliges Benediktinerkloster, Pfarrkirche St. Johann Baptist und Kreuzbergkapelle Wessobrunn. 16. Aufl., Schnell und Steiner, Regensburg 2003 (Schnell-Kunstführer 526)
- Angelika Haschler-Böckle: Magie des Eibenwaldes. Bildband, Neue Erde Verlag, 2005, ISBN 3-89060-084-0
Einzelnachweise
Weblinks
- Homepage des Klosters Wessobrunn
- Links zum Thema Wessobrunn im Open Directory Project
- Wessobrunn. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 16, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 550
- Wessobrunn: Wappengeschichte vom HdBG
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