Umschreibende Konjugation

Umschreibende Konjugation

Verbalperiphrase ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft und bezeichnet die Verbindung von zwei oder, in Ausnahmefällen, mehr Verbstämmen, die eine einzige und semantisch (in der Bedeutung) einheitliche (nicht zusammengesetzte) Prädikationseinheit (Aussage) bilden. Hierbei wird mindestens ein Verb zum Hilfsverb (Auxiliar) und hat in der Periphrase (Umschreibung eines Begriffs) nur noch die Funktion, bestimmte grammatische Kategorien wie Zeitform oder Aspekt des Vollverbs anzuzeigen. Viele Sprachen, wie das Deutsche, machen bei der Konjugation eines Verbums sowohl von einfachen als auch periphrastischen Formenbildungen Gebrauch. In einigen Sprachen werden bestimmte Verben nur einfach, andere nur periphrastisch konjugiert (vgl. z. B. das Baskische).

Einige Wissenschaftler bezeichnen auch ein Funktionsverbgefüge als Verbalperiphrase.[1]

Beispiel

Im Satz Er bekam geholfen. ist „bekommen“, das in anderen Sätzen eine eigene Bedeutung (=erhalten) hat, ein Hilfsverb, das der Bildung des Passiv dient. Die grammatisierte Struktur erkennt man dadurch, dass das ansonsten gleichbedeutende Verb „erhalten“ in diesem Satz keinen Sinn hat. Auch das deutsche Perfekt, Futur und Plusquamperfekt wird „periphrastisch“ gebildet, indem ein ansonsten anderen Funktionen dienender Wortstamm (werden, haben, sein) als Hilfsverb eingesetzt wird. In einem Perfektsatz wie Er hat sie gesehen. wird die an sich vorhandene Bedeutung des Verbs „haben“, nämlich die Anzeige eines Besitzes, überhaupt nicht mehr sichtbar.

Im Spanischen werden Verbalperiphrasen zur Bildung der nahen Zukunft und der nahen Vergangenenheit verwendet. Das Verb acabar (deutsch: beenden, fertig werden) wird zum Beispiel in der Verbalperiphrase acabo de + Infinitiv zum Hilfsverb und zeigt an, dass eine Aktion soeben abgeschlossen wurde.

lo acabo de leer = ich habe es eben gelesen (wörtlich: ich höre auf es zu lesen)

Fußnoten

  1. Verbalperiphrasen zwischen Grammatik, Lexikon und Pragmatik. - PDF-Datei

Literatur

  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.

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