Rumänische Grammatik

Rumänische Grammatik

Das Rumänische (genauer wäre das Dako-Rumänische) umfasst im Allgemeinen dieselbe Grammatik und einen Großteil der Phonologie mit anderen noch gesprochenen ostromanischen Sprachen, die da wären: Aromunisch, Meglenorumänisch und Istro-Rumänisch.

Da Rumänisch in die Sprachfamilie der romanischen Sprachen eingeordnet werden kann, hat sie verständlicherweise auch vielerlei Gemeinsamkeiten mit diesen; zu nennen wären vor allem Italienisch, Französisch und Spanisch als die größten romanischen Sprachen; durch seine isolierte Lage von der übrigen Romania und den Kontakt vor allem mit den umliegenden slawischen Sprachen hat das Rumänische sowohl einige Eigenheiten des Lateinischen bewahren können, welche in den übrigen romanischen Standardsprachen verschwunden sind, als auch teilweise völlig eigene Sprachmerkmale entwickelt, die anderen romanischen Sprachen fremd sind.

Inhaltsverzeichnis

Nominalmorphologie

Rumänische Substantive weisen die inhärente Kategorie Genus auf; diese Kategorie ist arbiträr und nicht veränderbar. Substantive werden außerdem flektiert: Ihre Deklination umfasst

  • 2 Numeruskategorien (Singular, Plural),
  • 2 Bestimmtheitskategorien (bestimmt, unbestimmt)

sowie

  • mehrere Kasuskategorien, deren Anzahl umstritten ist.

Substantive können in der Regel diminuiert werden; solche Verkleinerungs- und Verniedlichungsformen sind im Rumänischen weitverbreitet. Substantive bilden im Rumänischen den Kopf der Nominalphrase; mit ihnen kongruieren die Attribute, welche sie begleiten, in Genus und Numerus; dagegen wird Kasus an der gesamten Nominalphrase markiert und nicht an den einzelnen Konstituenten dieser Nominalphrase.

Genus

In der rumänischen Sprache herrscht bereits über die Anzahl der grammatischen Genera eine Kontroverse; vielerort ist zu lesen, das Rumänische habe als einzige romanische Sprache die Kategorie Neutrum aus der lateinischen Sprache bewahrt, während sämtliche anderen romanischen Sprachen nur noch Maskulinum und Femininum als Genuskategorien kennen. Bei den rumänischen Neutra handelt es sich jedoch nicht um eine Gruppe von Substantiven mit eigenen morphologischen Kriterien, sondern lediglich um eine Gruppe von Substantiven, welche sich im Singular stets wie Maskulina verhalten, im Plural dagegen stets wie Feminina. Darum gibt es in der Fachliteratur auch den Terminus ambigen (Ambigenera), um diese Wörter von sogenannten „echten“ Neutra, wie sie im Deutschen oder in den slawischen Sprachen existieren, zu unterscheiden. Für die rumänische Sprache ist die Wahl des Begriffs neutrum oder ambigen letztlich eine ideologische, im Kontrast zu anderen Sprachen ist die Bezeichnung ambigen jedoch die klarere. Übrigens existieren auch für Adjektive keine separaten Neutrumformen.

Die Substantive der rumänischen Sprache sind einzuteilen in die Geschlechter Femininum, Maskulinum und Neutrum/Ambigen. Man kann das Genus eines Wortes relativ gut an seiner unbestimmten Form, welche im Wörterbuch das Lemma angibt, erkennen:

  • Maskuline und neutrale/ambigene Substantive enden zumeist auf einen Konsonanten, zuweilen auch auf die Vokale -u oder -i.
  • Feminine Substantive enden häufig auf die Vokale oder -a-
  • Nur Substantive, welche auf -e enden, sind nicht so einfach zuzuordnen. Sie können sowohl maskulin als auch feminin sein.

Beispiele:

  • Maskulina: bunic (Großvater), om (Mensch), bou (Ochse), copac (Baum), munte (Berg);
  • Femininum: bunică (Großmutter), vacă (Kuh), femeie (Frau), carte (Buch), cafea (Kaffee);
  • Neutrum/ambigen: drum (Straße), vis (Traum), cadou (Geschenk), exemplu (Beispiel).

Bei Substantiven, die Menschen oder Tiere bezeichnen, kann das Geschlecht lediglich zwischen Maskulinum und Femininum schwanken, wobei sich das Geschlecht nach dem des benannten Lebewesens richtet, unabhängig davon, welche Endung das Nomen aufweist. So sind beispielsweise Wörter wie tată (Vater) oder popă (Priester) männlich.

Für Muttersprachler ist die Methode, um herauszufinden, welchem Geschlecht ein Nomen angehört, der sogenannte "eins-zwei-Test": Dabei wird das Wort in den Singular und den Plural versetzt. Die Zahlenwörter werden verschiedene Endungen aufweisen. An diesen Endungen kann man wiederum mit Sicherheit ablesen, welchem Geschlecht das Nomen angehört. Um diesen Test zu veranschaulichen, hier ein paar Beispiele:

  • Maskulinum: un om, doi oameni (ein Mann, zwei Männer), un iepure, doi iepuri (ein Hase, zwei Hasen). Falls die Zahlen eins und zwei un bzw. doi heißen, handelt es sich um ein maskulin flektiertes Nomen.
  • Neutrum/ambigen: un corp, două corpuri (ein Körper, zwei Körper), un sertar, două sertare (eine Schublade, zwei Schubladen). In diesen Fällen ist die Form von eins (un) männlich, die Zahl zwei (două) hingegen weiblich, was ein sicheres Indikator dafür ist, dass das dahintergestellte Nomen eigentlich das Geschlecht des Neutrums besitzt.
  • Femininum: o fată, două fete (ein Mädchen, zwei Mädchen), o pasăre, două păsări (ein Vogel, zwei Vögel). Hier sind sowohl eins (o) als auch zwei (două) weiblich.

Numerus

Die Rumänische Sprache verfügt über zwei Numeri: Singular und Plural. Der Plural wird dadurch erkenntlich gemacht, dass sich die Endung des Nomens verändert. Nomen, die im Plural stehen, erkennt man in den meisten Fällen an den Endungen -i, -uri, -e oder -le. Auch in diesem Bereich des Nomens gibt es Spielraum für Unregelmäßigkeiten, ein paar von diesen werden unten aufgelistet, es empfiehlt sich auch hier, den Plural jedes einzelnen Nomens zu erlernen.

Beispiele:

  • -i: pom - pomi (Baum - Bäume), cal - cai (Pferd), tată - tați (Vater - Väter), barcă - bărci (Boot - Boote);
  • -uri: tren - trenuri (Zug - Züge), treabă - treburi (Aufgabe - Aufgaben/Arbeit - Arbeiten), cort - corturi (Zelt - Zelte);
  • -e: pai - paie (Strohhalm - Strohhälme), masă - mese (Tisch - Tische), teatru - teatre (Theater - Theater);
  • -le: stea - stele (Stern - Sterne), cafea - cafele (Kaffee), pijama - pijamale (Pyjama - Pyjamas).

Bestimmtheit (postponierter Artikel)

Eine häufig bemerkte Eigenart des Rumänischen ist, wie auch in den übrigen Balkansprachen und in den nordgermanischen Sprachen, den bestimmten Artikel nicht, wie in allen anderen romanischen Sprachen, vor das Bezugswort zu stellen, sondern dahinter, und ihn mit dem Bezugswort zu einem Wort zu verschmelzen. Man vermutet, dass die rumänischen bestimmten Artikel sich aus den lateinischen Demonstrativpronomina entwickelt haben, was auch in anderen romanischen Sprachen vermutet wird. Man vergleiche dazu folgende Tabelle:

Maskulinum Femininum
Singular Plural Singular Plural
Nominativ
Akkusativ
Lat. illum
→ rum. -lu-l, -le
Lat. illi
→ rum. -l'i-i
Lat. illa
→ rum. -euă-eau-a
Lat. illae
→ rum. -le
Genitiv
Dativ
Lat. illui
→ rum. -lui
Lat. illorum
→ rum. -lor
Lat. illae
→ rum. -ei
Lat. illorum
→ rum. -lor

Beispiele:

  • Maskuline Nomen (ohne Artikel - mit bestimmtem Artikel im Nominativ - mit bestimmtem Artikel im Genitiv):
codru - codrul - codrului (Wald - der Wald - des Waldes)
pom - copacul - copacului (Baum - der Baum - des Baums)
frate - fratele - fratelui (Bruder - der Bruder - des Bruders)
tată - tatăl - tatălui (Vater - der Vater - des Vaters)
  • Neutrale Nomen (ohne Artikel - mit bestimmtem Artikel - mit bestimmtem Artikel im Genitiv):
teatru - teatrul - teatrului (Theater - das Theater - des Theaters)
loc - locul - locului (Ort - der Ort - des Orts)
  • Feminine Nomen (ohne Artikel - mit bestimmtem Artikel - mit bestimmtem Artikel im Genitiv):
casă - casa - casei (Haus - das Haus - des Hauses)
floare - floarea - floarei (Blume - die Blume - der Blume)
cutie - cutia - cutiei (Schachtel - die Schachtel - der Schachtel)
stea - steaua - stelei (Stern - der Stern - des Sterns)

Kasus

Die Zahl der rumänischen Kasus ist umstritten; zwar wird in rumänischen Grammatiken stets angegeben, die Sprache habe fünf der sechs Fälle des Lateinischen bewahrt. Deren Formenvielfalt ist jedoch stark eingeschränkt: So lauten die Formen von Nominativ und Akkusativ gleich für sämtliche Substantive und Adjektive, nur im Bereich der Personalpronomina gibt es gesonderte Formen (siehe dort). Der rumänische Genitiv und Dativ sind ebenfalls gleichlautend für sämtliche Nominalwörter (also erübrigt sich eine gesonderte Darstellung der beiden Kasus). Für den Vokativ schließlich gibt es zwar gesonderte Formen für viele Substantive und Adjektive, nicht jedoch für Pronomina; sein Status als Kasus ist jedoch in der Sprachwissenschaft umstritten, da er keine Funktion im Satz übernimmt. Man kann also davon ausgehen, dass das Rumänische nur noch zwei bis vier Kasus des Lateinischen fortführt, je nach Zählweise. Unterschieden werden müssen in jedem Fall folgende Formen:

  • Nomina (Substantive und Adjektive) und unbestimmter Artikel: Nominativ (= Akkusativ), Genitiv (= Dativ) und Vokativ
  • Personalpronomina: Nominativ, Dativ (betonte und unbetonte Formen) und Akkusativ (betonte und unbetonte Formen)

Artikel

Unbestimmter Artikel

Der rumänische unbestimmte Artikel, der sich ebenfalls vom Lateinischen herleitet, steht, entgegengesetzt dem bestimmten Artikel, immer vor seinem Bezugswort.

Maskulinum Femininum
Singular Plural Singular Plural
Nominativ
Akkusativ
Lat. unum
→ Rom. un
Lat. ne scio
→ Rom. niște
Lat. unam
→ Rom. o
Lat. ne scio
→ Rom. niște
Genitiv
Dativ
Lat. unius
→ Rom. unui
Lat. unorum
→ Rom. unor
Lat. unae
→ Rom. unei
Lat. unorum
→ Rom. unor

Beispiele:

  • Maskulinum:
    • Nominativ/Akkusativ: Singular un copil (ein Kind) - Plural niște copii ([einige] Kinder);
    • Genitiv/Dativ: Singular unui copil (eines Kindes/einem Kind) - Plural unor copii ([einiger] Kinder/[einigen] Kindern);
  • Neutrum
    • Nominativ/Akkusativ: Singular un loc (ein Platz) - Plural niște locuri ([einige] Plätze);
    • Genitiv/Dativ: Singular unui loc (eines Platzes/einem Platz) - Plural unor locuri ([einiger] Plätze/[einigen] Plätzen);
  • Femininum
    • Nominativ/Akkusativ: Singular o masă (ein Tisch) - Plural niște mese ([einige] Tische);
    • Genitiv/Dativ: Singular unei mese (eines Tisches/einem Tisch) - Plural unor mese ([einiger] Tische/[einigen] Tischen).

Zu bemerken wäre noch, dass der unbestimmte Artikel des Plurals in der deutschen Sprache nicht existiert, darum kann die Übersetzung mit mehreren möglichen Wörtern erfolgen, meist jedoch kann man im Sinnzusammenhang übersetzen.

Genitivischer Artikel

Es treten Situationen in der Rumänischen Sprache auf, in denen ein sogenannter genitivischer Artikel gefordert wird. Möchte man beispielsweise über die Karte von China sprechen, so schreibt man 'hartă a Chinei, der genitivische Artikel ist in diesem Fall a. Die unten angezeigte Tafel zeigt die Schreibarten dieses Artikels:

Maskulinum Neutrum Femininum
Singular al a
Plural ai ale

Der genitivische Artikel hat ebenfalls genitivische oder dativische Formen, diese Formen werden jedoch ausschließlich mit dem Possessivpronomen verwendet. Die Formen lauten: alui (m.Sg.), alei (f. Sg.) und alor (Plural m. und f.). Diese Formen - besonders die im Singular - finden nur selten Verwendung. Meistens werden die Sätze so umgestellt, dass man ohne sie auskommen kann.

Adjektive

Die Adjektive in den Romanischen Sprachen geben die Beschaffenheit von Dingen an. Sie treten immer als die Determinanten von Nomen, Pronomen, Zahlen oder eines Kopula auf, sodass ihnen innerhalb des Satzes nur die Stellung eines Attributs zukommt.

Flexionen der Adjektive

Die meisten Adjektive zeigen vier Formen, je zwei in Singular und Plural bzw. für Maskulina und Feminina. Die typischen Endungen sind am Beispielwort bun (gut) leicht erkennbar:

Singular Plural
Maskulinum bun bun-i
Femininum bun-ă bun-e

Die Endung -i ist dabei, wie auch im Plural der Substantive, keine vollvokalische Endung; es wird lediglich der vorangehende Konsonant palatalisiert und damit 'weicher' gesprochen.

In der Adjektivflexion treten auch typisch rumänische Lautwechsel auf, wie etwa s > ș oder die Vokalspaltung o > oa; Beispiel frumos (schön):

Singular Plural
Maskulinum frumos frumoși
Femininum frumoasă frumoase

Die Formen, die ein Verb hat, die im Singular auftreten, nennt man terminații. Diejenigen Formen, welche das Verb im flektierten Zustand annimmt, von denen es pro Verb vier gibt, nennt man forme flexionare. Das Adjektiv verde (grün) hingegen hat eine Form, die im Singular auftritt, sie ist im Femininum identisch mit dem Maskulinum. Die Anzahl der forme flexionare ist hier auf zwei beziffert.

Singular Plural
Maskulinum verde verzi
Femininum verde verzi


Singular Plural
Maskulinum oranj oranj
Femininum oranj oranj

Das Adjektiv oranj ist ein aus einer anderen Sprache entlehntes Wort. Es hat nur eine Form und hat immer dieselbe Endung. Diese Arten der Adjektive nennt man invariable, andere Adjektive, die ihre Endung verändern, werden variable genannt.

Artikel mit Adjektiv

Die übliche Reihenfolge bei der Aufzählung eines Nomens und eines Adjetkives ist Nomen + Adjektiv, dem Nomen wird noch der Artikel beigefügt. Im Rumänischen ist auch die Stellung Adjektiv + Nomen erlaubt, es gibt die Bedeutung des Adjektives emphatisch wieder.

Beispiele für die Kombination Nomen + Adjektiv:

un student bun (ein guter Schüler); studentul bun (der gute Schüler); unui student bun (eines guten Schülers); studentului bun (des guten Schülers);

Beispiele für die Kombination Adjektiv + Nomen:

un bun student (ein guter Schüler); bunul student (der gute Schüler); unui bun student (eines guten Schülers); bunului student (des guten Schülers).

Syntaktische Funktionen

Die syntaktischen Funktionen dieser Adjektive können sein:

  • Attribut, falls es ein Nomen, Pronomen oder Zahlwort näher erläutert (Băiatul blond este aici. - Der blonde Junge ist hier.)
  • Adjektivische Ergänzung, wenn es ein Kopula näher erläutert (Băiatul este blond. - Der Junge ist blond.)

Rang der Vergleiche

Ein Adjektiv kann ebenfalls einen Rang des Vergleiches besitzen.

  • Positiv: frumos (schön)
  • Intensivierter Positiv: foarte frumos (sehr schön)
  • Komparativ:
    • positiver Komparativ: mai frumos (schöner)
    • negativer Komparativ: mai puțin frumos (weniger schön)
  • Äquativ: la fel de frumos (genau so schön)
  • Superlativ:
    • der Höherwertigkeit: cel mai frumos (das schönste; am schönsten)
    • der Minderwertigkeit: cel mai puțin frumos (das am wenigsten schöne)
  • Elativ: prea frumos (zu schön)

Personalpronomina

Die Personalpronomina werden in drei verschiedenen Kasus benutzt: Nominativ, Dativ und Akkusativ. Für die letzteren beiden Kasus existieren jeweils betonte und unbetonte Formen.

Es gibt insgesamt acht verschiedene Personalpronomina (pronume personale) in der rumänischen Sprache; unterschieden werden dabei drei Personen in zwei Numeri (Singular, Plural) und für die dritte Personen außerdem in zwei Genera (maskulin, feminin); hier eine Übersicht über sämtliche Formen dieser acht Pronomina in allen drei Kasus:

Personalpronomina
des
Rumänischen
Nominativ Akkusativ Dativ reflexiv
(fakultativ) betont unbetont unbetont
(klitisch)
betont unbetont unbetont
(klitisch)
Singular 1. Person eu (pe) mine m- mie îmi -mi mă, m-
2. Person tu (pe) tine te --- ție îți -ți te
3. Person m. el (pe) el îl l-, -l lui îi -i se
f. ea (pe) ea o -o ei îi -i se
Plural 1. Person noi (pe) noi ne --- nouă ne, ni ni- ne
2. Person voi (pe) voi v- vouă vă, vi v-, vi- vă, v-
3. Person m. ei (pe) ei îi -i lor le, li --- se
f. ele (pe) ele le --- lor le --- se

Anmerkungen:

  • Man kann im Rumänischen auf die Subjektpronomina (im Nominativ) verzichten, da das flektierte Verb Auskunft über Geschlecht und Anzahl des Gemeinten gibt; sie gelten daher als fakultativ und werden nur gesetzt, wenn man das jeweilige Subjekt besonders hervorheben will.
  • Das Pronomen ele wird ausschließlich verwendet, wenn die Gruppe, von der man spricht, ausnahmslos feminin ist. Sollte es auch maskuline Elemente geben, muss man ei verwenden. Die Personalpronomen im Vokativ sind identisch mit denen des Nominativs.
  • Die betonte Form des Akkusativs oder Dativs verwendet man ausschließlich dann, wenn sie nach dem Verb vorkommt. Sollte das Personalpronomen im jeweiligen Fall vor dem Verb erscheinen, dann muss man sich der unbetonten Form bedienen. Für einige unbetonte Formen gibt es außerdem klitische Varianten, welche an das vorhergehende oder nachfolgende Wort angefügt werden können.
  • Der Vollständigkeit halber sind auch die reflexiven Formen aufgeführt, welche von einigen Verben verlangt werden.

Verben

Die rumänische Sprache kennt mehrere Klassen von Verben, welche sich nach ihrer jeweiligen Konjugation unterscheiden. Sämtliche Verben werden durch Person und Numerus flektiert; außerdem wird an ihnen Modus und Tempus flexivisch (d. h. durch Konjugation) ausgedrückt. Für die letztgenannten Kategorien stehen jedoch teilweise auch analytische, also umschreibende Konstruktionen zur Verfügung, die sich Hilfsverben oder Partikeln bedienen.

Konjugationsklassen

Im Rumänischen existieren zwei große Konjugationsklassen. Der systemische Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass in Hauptklasse I stets die Formen des Präsens Indikativ der 3. Person Plural mit denjenigen der 3. Person Singular zusammenfallen, in Hauptklasse II dagegen mit denjenigen der 1. Person Singular.

Sämtliche rumänische Vollverben können je einer dieser beiden Hauptklassen zugeordnet werden, es gibt jedoch zahlreiche zusätzliche Flexionsmerkmale, die die Konjugation zu einem komplexen Kapitel anschwellen lassen. Von diesen Hauptklassen ausgenommen sind einige Auxiliarverben, z. B. das Perfektauxiliar avea und das Futurauxiliar vrea (siehe weiter unten).

Konjugationsformen

Man betrachte die Beispielverben fura (stehlen) für die 1. Hauptklasse, fugi (laufen) und teme (sich fürchten) für die 2. Hauptklasse in den Formen des Indikativ Präsentis:

Ind.Präs. Klasse I Klasse II.a Klasse II.b
Singular Plural Singular Plural Singular Plural
1. Person fur_ fur=ă-m fug_ fug=i-m tem_ tem=e-m
2. Person fur-i fur=a-ți fug-i fug=i-ți tem-i tem=e-ți
3. Person fur-ă => 3.Sg. fug-e => 1.Sg. tem-e => 1.Sg.

Die Flexionsendung -i für die 2. Person Singular sind beiden Klassen gemein, auch die Nullendung in der 1. Person Singular; die Suffixe für die 1. und 2. Person Plural unterscheiden sich jeweils nur im sogenannten Themavokal, sind jedoch ebenfalls endungsgleich (-m bzw. -ți). Der Themavokal ist im Normalfall an der Form der 2. Person Plural erkennbar: Er lautet =a für die 1. Hauptklasse (und wird in der 1. Pl. zu verdumpft), und entweder =i oder =e für die 2. Hauptklasse (ohne Vokalwechsel).

Die Konjugationsformen für den Konjunktiv Präsentis sind mit den Indikativformen weitgehend identisch, nur in der 3. Person Singular ändern sich die Themavokale (und darum mitunter auch die Stammvokale, siehe das Beispielverb teme). Weiters dient die Partikel als dem Verb vorangestellte obligatorische Konjunktivmarkierung:

Konj.Präs. Klasse I Klasse II.a Klasse II.b
Singular Plural Singular Plural Singular Plural
1. Person să fur_ să fur=ă-m să fug_ să fug=i-m să tem_ să tem=e-m
2. Person să fur-i să fur=a-ți să fug-i să fug=i-ți să tem-i să tem=e-ți
3. Person să fur-e => 3.Sg. să fug-ă => 3.Sg. (!) să team-ă => 3.Sg. (!)

Die Form der 3. Plural richtet sich im Konjunktiv stets nach der 3. Singular, auch in Hauptklasse II.

Außerdem existieren zwei wichtige Untergruppen in beiden Hauptklassen, die sogenannten ez-Verben der I. Hauptklasse und die esc-Verben der I. Hauptklasse. Sie sind nach den typischen Suffixen benannt, welche diese Verben in ihrer Konjugation aufweisen; als Beispiele sollen dansa (tanzen) und citi (lesen) dienen:

Präsens Klasse I (-ez-) Klasse II (-esc-)
Singular Plural Singular Plural
1. Person (Ind.=Konj.) dans=ez_ dans=ă-m cit=esc_ cit=i-m
2. Person (Ind.=Konj.) dans=ez-i dans=a-ți cit=eșt-i cit=i-ți
3. Person Indikativ dans=eaz-ă => 3.Sg. cit=eșt-e => 1.Sg.
Konjunktiv dans=ez-e => 3.Sg. cit=easc-ă => 1.Sg.

Man beachte, dass die eigentlichen Konjugationsendungen nicht von denjenigen der Hauptklasse abweichen, sondern nur das jeweils typische Themasuffix gewisse Abwandlungen erfährt. In der 1. und 2. Person Plural ist das jeweilige Suffix jeweils abwesend.

Partizipialformen

Die rumänischen Verben kennen zwei Partizipialformen, von welchen die zweite häufiger benutzt wird, vor allem zur Bildung des Perfekts als wichtigster Vergangenheitsform. Die Bildung des Partizips II richtet sich ebenfalls nach der Klassenzugehörigkeit des jeweiligen Verbs, da zwischen dem Partizipialsuffix -t und dem Verbstamm jeweils der Themavokal der jeweiligen Konjugationsklasse auftritt; man vergleiche die folgenden Beispiele:

Infinitiv Partizip II
Klasse I: fur=a fur=a-t
ez-Gruppe: dans=a dans=a-t
Klasse II.a: fug=i fug=i-t
esc-Gruppe: cit=i cit=i-t
Klasse II.b: tem=e tem=u-t

Es gibt jedoch auch Partizpialformen von einigen Verben der Hauptklasse II.b auf Formans -s, in welchen der Verbstamm verkürzt wird, zum Beispiel:

Infinitiv Partizip II
"fließen" curg=e cur_-s
"fangen" prind=e prin_-s
"lachen" râd=e râ_-s

Es handelt sich hierbei hauptsächlich um aus dem Lateinischen ererbte Verben; das Formans -s ist indes nicht mehr produktiv, d. h. die Gruppe der hier vertretenen Verben wird tendenziell nur noch kleiner.

Tempusbildung

Die Tempusbildung ist weitgehend unabhängig von den Konjugationsklassenunterschieden, denn Vergangenheit und Zukunft werden im Rumänischen heute für gewöhnlich einheitlich analytisch ausgedrückt, d. h. das Verb selbst wird nicht mehr flektiert (obwohl solche Flexionsformen noch zumindest in der Literatursprache und in gewissen Dialekten verwendet werden). Als Vergangenheitsform dient vor allem das Perfekt, welches sich aus dem Partizip II des betreffenden Vollverbs und einer Form des Perfektauxiliars avea zusammensetzt; das Futur wird mittels Hilfsverb vrea und nachfolgendem Infinitiv der Vollverbs. Dazu Beispiele aus beiden Verbklassen:

Perfekt Futur
Singular Plural Singular Plural
1. Person am + Part. II => 1. Sg. voi + Inf. vom + Inf.
2. Person ai + Part. II ați + Part. II vei + Inf. veți + Inf.
3. Person a + Part. II au + Part. II + Inf. vor + Inf.

Das Futur kann jedoch auch mittels der Partikel o să zum Ausdruck gebracht, die der entsprechenden Personalform des Vollverbs im Präsens Konjunktiv vorangestellt wird. Bei dieser Bildungsweise handelt es sich um einen typischen Balkanismus:

Futur Klasse I Klasse II.a Klasse II.b
Singular Plural Singular Plural Singular Plural
1. Person o să fur_ o să fur=ă-m o să fug_ o să fug=i-m o să tem_ o să tem=e-m
2. Person o să fur-i o să fur=a-ți o să fug-i o să fug=i-ți o să tem-i o să tem=e-ți
3. Person o să fur-e => 3. Sg. o să fug-ă => 3. Sg. o să team-ă => 3. Sg.

Besondere Verben

Verbum substantivum

Das rumänische Verb a fi entspricht dem deutschen Verb (sein); sein Konjugationsparadigma ist suppletiv, d. h. es setzt sich aus verschiedenen Verbstämmen zusammen. Es erscheint darum unregelmäßig; eine Übersicht über seine synthetischen Konjugationsformen:

Indikativ Präsentis Konjunktiv Präsentis Indikativ Präteriti Partizip
Singular Plural Singular Plural Singular Plural I II
1. Person sunt sunt-em fi-u fi-m er-am => 1. Sg. fiind fost
2. Person eșt-i sunt-eți fi-i fi-ți er-ai er-ați
3. Person este (e) => 1. Sg. fi-e fi-e er-a er-au

Modalverben

Als Modalverben im Rumänischen fungieren putea (können/dürfen), vrea (wollen) und trebui (nötig sein).

putea vrea trebui
Singular Plural Singular Plural Singular Plural
1. Person pot put=e-m vre-au vre-m n.a. n.a.
2. Person poț-i put=e-ți vre-i vre-ți n.a. n.a.
3. Person poate => 1. Sg. vre-a => 1. Sg. trebui-e n.a.

Das Verb trebui wird unpersönlich gebraucht, also in der Form der 3. Person Singular ohne Subjekt. Es verlangt als Objekt einen Relativsatz, der mit der Konjunktion eingeleitet wird, welche den Konjunktiv nach sich zieht; Beispiel: Timpul fuge. (Die Zeit vergeht.) Aber: Trebuie să fugă timpul. (Es ist nötig, dass Zeit vergeht.)


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