- Umweltverbund
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Umweltverbund ist ein Begriff aus der Verkehrsplanung. Der entsprechende englische Begriff ist „ecomobility“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Idee, Konzept und Begriff „Umweltverbund“ wurden im Jahre 1986 von Konrad Otto-Zimmermann entwickelt und erstmals publiziert. Die Idee des Umweltverbunds richtete sich gegen die in den sechziger und siebziger Jahren vorherrschende Ausrichtung der Stadt- und Stadtverkehrsplanung auf das private Automobil. Umweltverbund postuliert die Planung für die – und Förderung der – stadt- und umweltfreundlichen Verkehrsarten, die im Verbund miteinander den Stadtbewohnern ermöglichten, „ohne auto mobil“ zu sein, also ihre Autoabhängigkeit zu verringern. Ein neues Planungs-Paradigma entstand, welches dem Umweltverbund Priorität zuweist und den motorisierten Individualverkehr nur als ergänzende Verkehrsart für spezielle Transportzwecke betrachtet.
Die Idee des Umweltverbunds wurde von der Fachwelt rasch aufgegriffen. Planung für den Umweltverbund ist Bestandteil der Verkehrspolitik und -planung zahlreicher deutscher Städte geworden.
Definition
Umweltverbund bezeichnet die Gruppe der „umweltverträglichen“ Verkehrsmittel: nicht motorisierte Verkehrsträger (Fußgänger und öffentliche oder private Fahrräder), öffentliche Verkehrsmittel (Bahn, Bus und Taxis), sowie Carsharing und Mitfahrzentralen. Ziel des Umweltverbunds ist es, Verkehrsteilnehmern zu ermöglichen, ihre Wege innerhalb des Umweltverbunds zurückzulegen und weniger auf das eigene Auto angewiesen zu sein.
„Umweltverträglich“ bezieht sich auf den Schadstoffausstoß pro Personenkilometer (weshalb der Luftverkehr nicht unter den Begriff fällt), auf den Flächenverbrauch (mehrspurige Straßen und Parkplätze konkurrieren in Städten mit Grün- und Wohnflächen und versiegeln den Boden) und die Lärmbelastung. Letztlich können also alle Fortbewegungsmittel außer dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Umweltverbund gerechnet werden.
Die Verwendung des Begriffs impliziert darüber hinaus auch die Verbindung der genannten Verkehrsmittel. Nur eine gute Vernetzung kann die Akzeptanz des Umweltverbunds erhöhen, so dass der motorisierte Individualverkehr abnimmt. Der Umweltverbund einer Stadt kann nur als gelungen bezeichnet werden, wenn beispielsweise
- Busse und Bahnen aufeinander abgestimmt sind,
- von jeder Wohnadresse Haltestellen fußläufig erreichbar sind,
- der Fahrplantakt dicht, merkbar und zuverlässig ist,
- das Radwegenetz dicht, durchgehend und ausgeschildert ist,
- Fußgänger sich sicher im Verkehr bewegen können und
- Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln befördert werden können.
Siehe auch
Fachliche Grundlagen
Datengrundlagen, die anfangs eine Förderung des Umweltverbundes im Stadtverkehr nahe legten, waren insbesondere die KONTIV-Untersuchungen des Bundesministeriums für Verkehr sowie die sozialwissenschaftliche Studien des Instituts Socialdata, München in den Achtziger Jahren.
Quellen
Erstveröffentlichung des Konzepts „Umweltverbund“:
Otto-Zimmermann, K., 1986,Umweltverbund im Nahverkehr, in: Städte- und Gemeindebund 2, S. 55-62
Otto Zimmermann, K., 1989. Das Fahrrad im Umweltverbund: Neugeordnete Verkehrsinfrastruktur und Das Fahrrad im Verbund mit Bahnen und Bussen, ADFC-Konferenz „Das Fahrrad als Wirtschaftsfaktor“, Münster, 23 August 1989
Aus dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:
Stadt München, Stadtwerke, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, 1992, München setzt auf den Umweltverbund, Bd. 1, München setzt auf den Umweltverbund ,München
Stadt München, Stadtwerke, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, 1992, München setzt auf den Umweltverbund, Bd. 2, Chancen für Verhaltensänderungen
Erl, E.; Bobinger, S., 1994, Umweltverbund im Nahverkehr : Entlastungspotentiale durch eine integrierte Förderung umweltschonender Verkehrssyseme unter Berücksichtigung der Strassenbahn, hrsg. vom Umweltbundesamt, Berlin
Baier, Reinhold ; Hesemann, Juliane (Red.), 1995, Kooperation im Umweltverbund : gemeinsame Planung und Öffentlichkeitsarbeit für Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichen Verkehr, hrsg. vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS), Duisburg
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH (Bearb.), 1998, Hauptverkehrsstraßen für den Umweltverbund : eine Planungshilfe für die Praxis, hsrg. vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dortmund FUSS e.V., Fachverband Fußverkehr Deutschland, 2002, Fußverkehr im Umweltverbund, Berlin
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