United Democratic Front (Südafrika)

United Democratic Front (Südafrika)

Die United Democratic Front (kurz UDF; deutsch: „Vereinigte Demokratische Front“) war in den 1980er Jahren das wichtigste legale, außerparlamentarische Oppositionsbündnis in Südafrika.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Januar 1983 erläuterte erstmals der Pastor Allan Boesak die Struktur eines möglichen breiten Oppositionsbündnisses, das unter anderem kirchliche Gruppen, Frauenrechtsgruppen und Gewerkschaften umfasste. In den darauffolgenden Monaten wurden regionale Komitees in drei der damaligen vier Provinzen gegründet – ohne Oranje-Freistaat – und die Gründung der UDF vorbereitet.

Die UDF wurde schließlich am 20. August 1983 gegründet als nicht-rassengebundenes Bündnis von etwa 400 Organisationen. Das erste Ziel war die Bekämpfung des gerade eingeführten Drei-Kammer-Systems des Parlaments, an dem die schwarze Bevölkerungsmehrheit gar nicht und Coloureds und Indischstämmige mit wenig Befugnissen vertreten waren. Der Wahlspruch der UDF war UDF Unites, Apartheid Divides („UDF vereint, Apartheid trennt“).

1985 hatte die UDF rund drei Millionen Mitglieder. Dazu zählten neben Boesak der Erzbischof Desmond Tutu, Albertina Sisulu und Helen Joseph. Zu den Aktivitäten gehörten Mietboykotte, Schülerproteste, Streiks und der Boykott des Drei-Kammer-Systems. Einzelne Organisationen innerhalb der UDF vertraten Ziele wie eine Aktion gegen die Wehrpflicht für weiße Männer (End Conscription Campaign). 1987, auf dem Höhepunkt ihres Einflusses, hatte die UDF rund 700 Mitgliedsorganisationen.

Im Delmas Treason Trial („Hochverratsprozess von Delmas“) waren auch mehrere UDF-Mitglieder wie Albertina Sisulu angeklagt. Sie wurden verurteilt, später aber freigesprochen.

Beziehungen zu anderen Oppositionsgruppen

Die UDF übernahm teilweise die Rolle des verbotenen African National Congress (ANC). So nahm sie unter anderem die Freedom Charter („Freiheitscharta“) des ANC als Richtlinie an. Sie setzte sich für die Freilassung der inhaftierten ANC-Politiker ein. Die UDF war aber formell nie mit dem ANC verknüpft und beteiligte sich nicht am bewaffneten Widerstand, im Gegensatz zum ANC. Mit der Legalisierung des ANC 1990 verlor die UDF rasch an Bedeutung.

Die ebenfalls oppositionelle Black Consciousness Movement unterschied sich von der UDF dadurch, dass sie allein der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu ihrem Recht verhelfen wollte. Die Azanian People’s Organisation (AZAPO) gründete 1987 das im Vergleich zur UDF radikalere National Forum.

Die „Neue UDF“

Am 22. August 2005 wurde vom Provinzverband Westkap des Gewerkschaftsverbandes COSATU eine Initiative gestartet, die inoffiziell als „Neue UDF“ bezeichnet wird. Hintergrund waren Spannungen im Bündnis aus ANC, COSATU und Südafrikanischer Kommunistischer Partei.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel über die „Neue UDF“ (englisch), abgerufen am 29. Oktober 2009

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