United States Generally Accepted Accounting Principles

United States Generally Accepted Accounting Principles

Die United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP [gæp]; deutsch: „Allgemein anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze der Vereinigten Staaten “) sind US-amerikanische Rechnungslegungsvorschriften und allgemein anerkannte Verfahrensweisen der Rechnungslegung. Für Unternehmen und privatrechtliche Organisationen sind die vom Financial Accounting Standards Board (FASB) als US-GAAP anerkannten Rechnungslegungsvorschriften von größter Bedeutung, da sie von der Securities and Exchange Commission (SEC) [1], die US-amerikanische Aufsichtsbehörde für das Wertpapier und Börsenwesen, und dem American Institute of Certified Public Accountants (AICPA) [2] anerkannt wurden. Die SEC kann aufgrund ihrer Befugnisse die Rechnungslegungsregeln für die am US-amerikanischen Kapitalmarkt tätigen Unternehmen und Organisationen vorschreiben.

Die US-GAAP des FASB sind im Wesentlichen zur besseren Information aktueller und potentieller Kapitalgeber entwickelt worden und sind von dieser Zielsetzung geprägt. Sie bestanden ursprünglich aus einer Reihe von Einzelfallregelungen, die verschiedene Gremien herausgegeben haben. Im Jahre 2009 hat das FASB die von ihm für relevant gehaltenen Einzelfallregelungen ausgewählt, systematisiert und in der Accounting Standards Codification (FASB ASC) zusammengefasst. [3] Diese ist jetzt, neben den Verlautbarungen der SEC, die alleinige Quelle der vom FASB autorisierten US-GAAP.[4]

Die US-GAAP des FASB sind, neben den International Financial Reporting Standards (IFRS), ein international anerkannter Rechnungslegungsstandard.

Das Governmental Accounting Standards Board (GASB), ein privatrechtlich organisiertes Rechnungslegungsgremium, entwickelt US-GAAP für die Rechnungslegung der Bundesstaaten sowie der Städte und Gemeinden der USA. [1] Die nachfolgende Darstellung bezieht sich auf die US-GAAP für Unternehmen und privatrechtliche Organisationen.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften und Ziele

Die US-GAAP des FASB sind aus Regelungen von Einzelfällen entstanden. Diese Regelungen wurden in der Accounting Standards Codification systematisiert und zusammengefasst. Im Vergleich zu den IFRS sind die US-GAAP weniger prinzipienbasiert und regeln Sachverhalte sehr detailliert.

Das Hauptziel des Jahresabschlusses nach US-GAAP liegt in der Information externer Investoren, d.h. Kapitalgeber für Eigen- und Fremdkapital. Durch das übergeordnete Prinzip der „fair presentation“ soll die wirtschaftliche Lage und das Erfolgspotential des Unternehmens möglichst gut dargestellt werden. Im Gegensatz zum nach deutschem Recht aufgestellten Jahresabschluss besitzt der Jahresabschluss nach US-GAAP keine Ausschüttungsbemessungsfunktion (Ermittlung von Steuerlast und Ausschüttungen auf Anteile). Dies liegt zum einen daran, dass in den USA eine strikte Trennung zwischen handelsrechtlichem und steuerrechtlichen Jahresabschluss vollzogen wird. Als Konsequenz besitzt der Jahresabschluss keine Bedeutung für die Berechnung des Steuervolumens. Des Weiteren dient der Jahresabschluss nach US-GAAP nicht der Ermittlung der Dividende für Unternehmenseigner, da die Höhe der Ausschüttung allein durch das Board of Directors entschieden wird. Das Vorsichtsprinzip hat in der Rechnungslegung nach US-GAAP nicht den Stellenwert, den es in der Rechnungslegung nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften hat.

Aufbau des Jahresabschlusses

Der Jahresabschluss nach US-GAAP besteht aus fünf Teilen:

Privatrechtliche Rechnungslegungsgremien als Herausgeber der US-GAAP

Als Antwort auf den Börsencrash von 1929 in den USA, zudem auch die damals fehlende Regulierung der Rechnungslegung beitrug, wurden seit 1930 verschiedene privatrechtliche Rechnungslegungsgremien damit beauftragt, festzulegen, was allgemein anerkannte Rechnungsregeln, die US-GAAP, sind. Dabei lag der Fokus auf der Rechnungslegung für kapitalmarktorientierte Unternehmen. Die Gremien haben daraufhin Standards und Stellungnahmen zu verschiedenen Themen der Rechnungslegung entwickelt, jedoch kein geschlossenes Regelwerk. Durch die Anerkennung der Rechnungslegungsgremien durch die SEC und das AICPA erhielten deren Standards und Verlautbarungen einen verbindlichen Charakter. Auch wenn mehrere private Rechnungslegungsgremien durch Nachfolgegremien abgelöst wurden, behielten die Standards und Verlautbarungen der Vorgängergremien zunächst ihre Gültigkeit. Daneben gab es zahlreiche Gremien die autorisierte Interpretationen der GAAP herausgegeben haben.

Seit 1973 erkennen die SEC und das AICPA das Financial Accounting Standards Board (FASB) als Herausgeber von Rechnungslegungsstandards an. Es löst in seiner Funktion damit das Accounting Principles Board und das Committee on Accounting Procedure ab. Das FASB ist ein unabhängiges Gremium, das von einer Stiftung, der Financial Accounting Foundation, getragen und finanziert wird. Seine fünf Mitglieder kommen aus der Wirtschaftsprüfung, der Industrie und von Universitäten. Der Vorsitzende des FASB wird von den Mitgliedern des "Board of Trustees" der Financial Accounting Foundation gewählt und ist diesen verantwortlich.[5]

Eine wichtige Ergänzung für kapitalmarktorientiere Unternehmen stellen die eigenen Verlautbarungen der SEC zu Rechnungslegungsthemen dar, die Vorrang vor den US-GAAP des FASB haben.

Accounting Standard Codification

Aufbau und Inhalt der Accounting Standard Codification

Die Accounting Standard Codification (FASB ASC) ist eine systematische Zusammenstellung von Rechnungslegungsvorschriften und Verfahrensweisen, die die vom FASB autorisierten US-GAAP sind. Bei ihrer Einführung zum 1. Juli 2009 hat das FASB keine materiell neuen Vorschriften geschaffen, sondern den Regelungsinhalt aus den zu diesem Zeitpunkt für gültig erachteten bisherigen Rechnungslegungsstandards, Interpretationen und Stellungnahmen übernommen. Seit ihrer Einführung wird die Codification vom FASB nach einem geregelten Verfahren regelmäßig aktualisiert. [6]

Die FASB ASC ist hierarchisch und themenorientiert gegliedert. Die Codification ist in die vier Bereiche Topics (deutsch: Themenbereich), Subtopics, Sections und Subsections unterteilt und enthält etwa neunzig Themenbereiche. Die Ebene der Themenbereiche gliedert sich in fünf globale Bereiche:

  1. Grundlegende Prinzipien: Dieser Bereich enthält Themenbereiche zu übergeordneten Prinzipien
  2. Ausweis: Dieser Bereich enthält nur Themenbereiche, die sich mit dem Ausweis bestimmter Sachverhalte in der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, usw. befassen.
  3. Jahresabschlusspositionen: Dieser Bereich enthält Themenbereiche zum Ansatz und zur Bewertung von Vermögensgegenständen, Verbindlichkeiten, Eigenkapital, Aufwand und Ertrag.
  4. Positionsübergreifende Geschäftsvorfälle: Dieser Bereich enthält Themenbereiche, die sich mit Klassen von Geschäftsvorfällen, die keiner spezifischen Branche zugeordnet werden können, befassen.
  5. Branchenspezifische Themenbereiche: Sachverhalte, die nur bestimmte Branchen betreffen.

Das FASB behandelt Sachverhalte, die nur einzelne Branchen betreffen, vorrangig in branchenspezifischen Themenbereichen. Alle Sachverhalte, die keiner spezifischen Branche zuzuordnen sind, jedoch typische Klassen von Geschäftsvorfällen betreffen, werden in Themenbereichen mit positionsübergreifenden Geschäftsvorfällen zusammengefasst. Die übrigen Sachverhalte werden den ersten drei globalen Bereichen zugeordnet.

Die Accounting Standards Codification ist über eine Internetplattform, die vom FASB betrieben wird, zugänglich.

Einführung der Accounting Standard Codification

Aufgrund der Tatsache, dass neben dem FASB viele Gremien anerkannte Rechnungslegungsstandards, Interpretationen und Stellungnahmen herausgegeben haben, war es notwendig diese zu ordnen und bei widersprechenden Aussagen Prioritäten festzulegen. Dazu wurde das Konzept des House of GAAP entwickelt. Trotz des House of GAAP sah das FASB die Vielzahl der Standards, Interpretationen und Verlautbarungen, die unsystematisch nebeneinander standen, als Beeinträchtigung für die US-amerikanische Rechnungslegung. Deshalb hat es die Accounting Standards Codification (ASC) als alleinige Quelle der von Ihm autorisierten US-GAAP entwickelt und zum 1. Juli 2009 eingeführt. Die bisherigen Standards, Interpretationen und Verlautbarungen verlieren damit für die Abschlüsse der Geschäftsjahre, die nach dem 15. September 2009 enden, im Wesentlichen [7] ihre Gültigkeit.[3] Zur Entwicklung der Accounting Standards Codification hat das FASB bisherige Standards, Interpretationen und Verlautbarungen ausgewählt, systematisiert und zusammengefasst. Durch ihre Einführung haben sich die US-GAAP deshalb inhaltlich nicht verändert.

Weiterentwicklung der Accounting Standard Codification

Das FASB verändert die Accounting Standard Codification durch so genannte "Updates". Diese beschreiben, welche Teile der ASC sich verändern, wie sie sich verändern und warum sie sich verändern.[8] Ferner enthalten sie Informationen, ab wann die Änderungen gültig werden. Die "Updates" sind für sich gesehen jedoch keine US-GAAP.

Basierend auf seinem Arbeitsplan entwickelt das FASB Entwürfe von "Updates", so genannte "Exposure Drafts". Diese stellt es öffentlich zur Diskussion. Innerhalb einer individuell je "Exposure Draft" festgelegten Frist kann sich jeder zu den Entwürfen äußern, unter anderem über die Webseite des FASB. Das FASB publiziert alle Kommentare zu den Entwürfen und wertet die Kommentare aus. Danach beschließt es, welche Änderungen das endgültige "Update" gegenüber dem "Exposure Draft" haben soll, verabschiedet und publiziert das "Update".

Internationale Bedeutung

Die Rechnungslegung nach US-GAAP hat auch umfassende internationale Bedeutung, da diese, zumindest bis zur Entwicklung der International Financial Reporting Standards (IFRS), die einzigen Rechnungslegungsstandards mit übernationaler Bedeutung und Anerkennung waren. Ihre Anwendung war Voraussetzung für eine Notierung an den US-Börsen, insbesondere der New York Stock Exchange. Alternativ zu den IFRS ist deren Anwendung auch eine Voraussetzung für deutsche Unternehmen zur Aufnahme in das Marktsegment Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Zulassung zum Prime Standard ist ein Kriterium zur Aufnahme in den wichtigsten deutschen Aktienindex DAX. Auch bei der SIX Swiss Exchange ist für eine Aufnahme eines Unternehmens in das Hauptsegment die Bewertung nach IFRS oder US-GAAP-Pflicht.

Wegen der Annäherung von IFRS und US-GAAP aufgrund des Norwalk Agreement verlangt die amerikanische Börsenaufsicht seit November 2007 von ausländischen Unternehmen nicht mehr zwingend die Anwendung der US-GAAP. Ausreichend ist es nun, einen IFRS-Abschluss vorzulegen. Es wird darüber nachgedacht, diese Erleichterung auch für amerikanische Unternehmen zuzulassen. Damit könnten die US-GAAP deutlich an Bedeutung verlieren.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anerkennung des FASB durch die SEC (englisch)
  2. Rule 203, Rules of Professional Conduct, as amended May 1973 and May 1979
  3. a b Accounting Standards Codification: Notice to Constituents (v 3.0) (englisch)
  4. FASB Statement No. 168; Notice to Constituents (v 3.0), Seite 4; wenige ausgewählte Standards behalten vorübergehend ihre Gültigkeit.
  5. Vgl. FASB Rules of Procedure, in der Fassung vom 1. Mai 2010, Seite 10
  6. Rules of Procedure des FASB
  7. wenige ausgewählte Standards behalten vorübergehend ihre Gültigkeit
  8. Vgl. FASB Rules of Procedure, in der Fassung vom 1. Mai 2010, Seite 16f.
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