Basilika von Aquileia

Basilika von Aquileia
Außenansicht

Die romanische Basilika Santa Maria Assunta von Aquileia ist die Hauptkirche der italienischen Stadt Aquileia und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im 11. Jahrhundert wurde in Aquileia sein heute wichtigstes Bauwerk errichtet. Der damalige Patriarch Poppo stammte aus Deutschland und brachte als Vorbild für die neue Kirche Architektur aus Niedersachsen nach Italien. 1021-31 wurde die Basilika von Aquileia nach dem Vorbild der Michaels-Kirche in Hildesheim errichtet, die 1010−33 erbaut worden war, also nur zehn Jahre älter ist. Ein entscheidender Unterschied besteht allerdings zum deutschen Vorbild: St. Michael in Hildesheim ist eine doppelchörige Anlage und verfügt über einen Ost- und einen Westchor, was dem ganzen Bau eine majestätische Symmetrie gibt. Das entsprach nicht dem italienischen Formempfinden; womöglich bestand für eine Westapsis auch liturgisch kein Bedarf. In Aquileia fehlt der Westchor. Dafür wurde „natürlich“ ein Campanile errichtet.

Architektur

Kirchturm der Basilika von Aquileia

Die Vorhalle stammt noch aus dem 9. Jahrhundert. Sie war eine Verbindung zur ehemaligen Taufkapelle, dem Baptisterium, aus dem 5. Jahrhundert. Die Fassade ist im romanisch-gotischen Stil ausgeführt. Das Innere besteht aus einem Haupt- und zwei Nebenschiffen. Das Langhaus zeigt den typischen romanischen Aufriss, hier allerdings mit besonders kleinen Fenstern. Die Dimensionen der Basilika sind mit einer Länge von 65,50 m, einer Breite von 30 m und einer Höhe von 23 m für die Bauzeit bemerkenswert.

Die hölzerne Decke stammt aus dem Jahr 1526. Die Mosaiken stammen aus dem 4. Jahrhundert, die Fresken aus verschiedenen Epochen, von der frühchristlichen Zeit bis ins 12. Jahrhundert.

Die Mosaiken

Blick in das Hauptschiff

Berühmt ist Aquileia vor allem wegen seiner Fußbodenmosaiken, die aus verschiedenen Zeitepochen stammen und in mehreren Schichten übereinander liegen. Die größte Fläche stammt aus der Zeit des Bischofs Theodorus um 300, sie werden daher die theodorischen Mosaiken genannt. Die späteren Bauten des 11. Jahrhunderts wurden noch über diese theodorischen Mosaiken gesetzt.

Die unterirdische Basis des Campanile, die zusammen mit den Mosaiken freigelegt wurde, kann besichtigt werden. Man kann hier auf Glasstegen das mittlerweile leicht wellige unterirdische Gelände besichtigen. Das Gewicht des Turmes hat im Laufe der Zeit dafür gesorgt, dass der Boden unter ihm etwas gesunken ist.

Frühchristliche Fußbodenmosaike

Die Nordhalle hier am Campanile besaß 645 m² Mosaikboden mit geometrischen Formen und mit Tieren in betont ruhiger Haltung. Die ruhige Haltung soll den Charakter des friedlichen Zusammenlebens im Geiste der neuen christlichen Religion versinnbildlichen. Es wird in der Fachliteratur sehr vorsichtig darüber diskutiert, welche Bedeutungen sich in diesen Formen verdichten könnten, weil wir aus dem frühen Christentum nicht immer hinreichende Nachrichten über die Bildbedeutungen besitzen.

Beispielsweise gibt es hier in einem Achteck einen Kampf zwischen einer Schildkröte und einem Hahn, der den ewigen Kampf zwischen Licht (Hahn) und Schatten (Schildkröte) symbolisiert. Der Pokal oberhalb der Säule dürfte der Siegpreis sein. Das war eine Lieblingsdarstellung auch der heidnischen Religionen, in denen eine sofortige Verständlichkeit der Symbole geschätzt wurde.

Der jüngere Mosaikboden arbeitet mit rein geometrisch-ornamentaler Gestaltung der nach-theodorischen Phase, die nicht genau datiert werden kann. Theodorus hatte eine römische Villa um das Jahr 300 herum erworben, um auf diesem Gelände seine Hallen zu erbauen. Der Mosaikboden der römischen Periode wurde mit Erde überschüttet und blieb daher erhalten. Er ist hier nur an einigen Stellen zu sehen, weil das frühchristliche Mosaik darüber liegt. Wahrscheinlich ist er aber unter diesem noch weitgehend vorhanden. Außerhalb des Kirchenbereiches auf der anderen Seite der heutigen Straße kann man römische Mosaiken dagegen noch gut sehen.

Das wichtigste Mosaik der ganzen Anlage ist im Hauptschiff der Kathedrale zu besichtigen. Es bedeckt den gesamten Boden der Basilika. Diese christlichen Mosaiken wurden erst 1909-12 aufgedeckt und es wurde dann der gesamte Kirchenboden tiefer gelegt. Man hatte nämlich im 11. Jahrhundert beim Bau der Basilika ebenfalls wieder Erde aufgeschüttet - und die neue Anlage auf dieser ungefähr einen halben Meter dicken Schicht errichtet. Man kann an den Säulen des Mittelschiffes erkennen, dass sie auf quadratischen Podesten stehen. Um diesen Betrag lag der frühere Boden niedriger.

Diese Säulen sehen nicht umsonst so römisch aus. Es sind Spolien, also wiederverwendete Säulen. Sie sind also nicht für diesen Bau eigens hergestellt, sondern aus einem älteren römischen Bau übernommen worden.

Auf einer Fläche von 750 m² erstreckt sich dieses riesige Bodenmosaik, das in insgesamt neun zusammengehörende Felder eingeteilt ist. Die einzelnen Steine sind nicht gefärbt, sondern nach ihrer natürlichen Farbe ausgesucht. Ein Mittelstreifen teilt den Bereich ungefähr in der Mitte der Kirche.

Im Mittelfeld rechts befindet sich die Victoria christiana, also das Symbol für das siegreiche Christentum. Dargestellt ist ein blondes Mädchen, das mit seiner Rechten einen Lorbeerkranz reicht. Es hat blaue Flügel und in seiner Linken einen Palmenzweig. Drum herum befinden sich Spenden für sie: Blumen, Früchte und Weintrauben. Hier ist also die klassische Siegesgöttin, die Nike oder Viktoria der Antike in einer christlichen Interpretation umgeformt worden. Dieser Vorgang einer christlichen Umprägung antiker Motive ist auch in Ravenna und an vielen anderen frühchristlichen Stätten zu beobachten.

Dann folgen Ausschnitte aus der Jonaslegende, dem zentralen Thema des ganzen Mosaiks. Die Aussage dieser Geschichte verweist auf die christologischen Motive Tod (Verschluckung des Jonas) Auferstehung (Ausspeiung des Jonas) und Himmelfahrt (Traum des Jonas), wird umrahmt von antiken Fischerszenen; 12 Engel fischen aus einem Meer von lebensechten Fischen, die dem Meister des Meeres zugeschrieben sind.

Eine ganze Reihe verschiedener Fische bevölkert die Szene. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ausgrabungen begannen und damit auch der Mosaikfußboden gefunden wurde, war man überzeugt, den Boden eines kaiserlichen Palastes freigelegt zu haben. Als man aber bei dieser biblischen Szene des Jonas ankam, wusste man, dass es sich nur um einen frühchristlichen Bau handeln konnte.

Inschrift für Theodorus

In der linken Mitte befindet sich die Nachbildung eines Grabsteines, der die Gruft des Patriarchen Poppo bedeckte, der 1042 gestorben ist. Offensichtlich ist dazu der bereits bestehende Mosaikboden hier aufgebrochen worden. In der Mitte des rechten Randes erkennt man eine Inschrift, die von dem konstantinischen Christusmonogramm bekrönt wird. Die Inschrift erinnert daran, dass dieses ganze Werk unter dem Bischof Theodorus entstanden ist. Sie lautet in Übersetzung: „Heil dir, Theodorus! Mit Hilfe des Allmächtigen und der vom Himmel dir anvertrauten Herde hast du alles glücklich ausgeführt und glorreich eingeweiht.“

Der Text lässt vermuten, dass die Inschrift nach dem Tod Theodorus 319 angebracht worden war. Für die Historiker ist dies das erste Dokument einer organisierten christlichen Gemeinde bestehend aus einem Bischof und Gläubigen in Aquileia.

Betreten der Mosaiken und Verwendung von Blitzlicht sind untersagt. Für den Publikumsverkehr sind zeitweise extra Teppichbahnen auf das Mosaik gelegt. Der Mosaikboden ist keineswegs eben und glatt, wie er auf den Fotos aussieht, die direkt von oben mit senkrechter Beleuchtung aufgenommen worden sind. Er ist im Gegenteil außerordentlich wellig.

Im rechten Seitenschiff befindet sich eine „Kasten–Orgel“ aus dem späten 19. Jahrhundert, die von der Wiener Orgelbaufirma Johann Kauffmann hergestellt wurde.

Die Maxentische Krypta

Dieser „Maxentische Krypta“ genannte Raum des 9. Jahrhunderts hat an seinen Wänden Fresken aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts in byzantinisch-venezianischem Stil. Die dargestellten Themen sind die Leiden Christi und die Geschichte des Hl. Hermagoras, des ersten Märtyrers von Aquileia.

Fresken aus dem 12. Jahrhundert

Die Qualität der Erhaltung dieser Fresken ist außergewöhnlich gut. Normalerweise sorgen Feuchtigkeitsschäden u.a. dafür, dass in diesem Bereich nur noch Reste von Malereien erhalten bleiben, wenn überhaupt. Der byzantinische Einfluss ist besonders in der Szene der Kreuzabnahme nicht zu übersehen.

Literatur

  • Luigi Marcuzzi: Aquileia und seine Kunstschätze. Sacile 1985
  • Giandomenico Romanelli (Hrsg.): Venedig. Kunst und Architektur. 2 Bde. Köln 1997, S. 59 ff.

Weblinks


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