Santa Maria Maggiore

Santa Maria Maggiore

Santa Maria Maggiore (lat.: Sanctae Mariae Maior, dt.: Groß Sankt Marien) ist eine der vier Papstbasiliken Roms und eine der sieben Pilgerkirchen. Sie befindet sich im exterritorialen Besitz des Heiligen Stuhls. Gegenwärtiger Erzpriester der Patriarchalbasilika ist Erzbischof Santos Abril y Castelló.

Fassade
Giovanni Paolo Pannini: Der Platz und die Kirche von Santa Maria Maggiore
Reste des frühchristlichen Mauerwerks an der Außenwand
Eines der frühchristlichen Mosaike über den Säulen des Mittelschiffs
Santa Maria Maggiore und der Vorplatz auf einem Kupferstich
Statue Pius IX

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Basilica Liberiana

Die Basilika Santa Maria Maggiore stammt aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Ein mutmaßlicher Vorgängerbau, der nach 352 durch den römischen Bischof Liberius errichtet worden sein soll,[1] konnte bei Grabungen nicht bestätigt werden.[2] Die liberianische Basilika befand sich wahrscheinlich an einer anderen, wenn auch nahe gelegenen Stelle auf dem Esquilin. Sie ist vor allem als Schauplatz der Straßenkämpfe des damasianischen Schismas nach 366 aus dem Libellus precum bekannt.[3]

Der Sage nach sei die Madonna in der Nacht auf den 5. August dem römischen Kaufmann Johannes und seiner Frau erschienen und habe versprochen, dass ihr Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung ginge, wenn ihr zu Ehren eine Kirche an der Stelle errichtet würde, wo am nächsten Morgen Schnee läge. Das Ehepaar begab sich darauf hin zu Liberius, welcher denselben Traum hatte. Am Morgen des 5. August sei die höchste Erhebung des Esquilinhügels weiß gefärbt von Schnee gewesen. Deshalb trägt diese Kirche bis heute auch das Patrozinium Santa Maria ad Nives (deutsch: Maria Schnee). Die Basilika ist die größte der über 40 Marienkirchen Roms, sie wird deshalb Maria Maggiore genannt.

Der Bau

Die heutige Kirche wurde unter Papst Sixtus III. errichtet, nachdem 431 das Konzil von Ephesos Maria, die Mutter Jesu, als Gottesgebärerin verkündet hatte. Dies führte zu einem Aufblühen des Marienkultes. Der Bau wurde von 432 bis 440 errichtet und ist bis heute im Wesentlichen erhalten. Es handelt sich um eine flachgedeckte, dreischiffige Säulenbasilika, die mit zahlreichen Anbauten versehen ist. Das Querschiff wurde im 13. Jahrhundert errichtet, wie auch die heutige Apsis der Kirche.
In den Jahren 1584-1590 wurde die vom Sixtus V. gestiftete und vom Domenico Fontana entworfene Cappella Sistina an das Querschiff angefügt. Im Jahr 1613 folgte die Cappella Paolina des Architekten Flaminio Ponzio, die vom Papst Paul V. gestiftet wurde. Beide lassen das Querschiff deutlicher erscheinen. Von außen lässt sich dies jedoch nicht erkennen, da die Kirche durch ihre anderen Anbauten wie das Baptisterium (1605), die Cappella Sforza (1564-73) und die Cappella Cesi (um 1550) wie ein einheitlicher Block erscheint.

Außenarchitektur

Erwähnenswert ist bereits der Platz vor der Kirche, hier steht eine monumentale, 14,3 m hohe Mariensäule. Diese stammt aus der Maxentiusbasilika am Forum Romanum und ist die einzige noch erhaltene der einst 8 Cipollinosäulen; sie wurde 1613 auf Geheiß Pauls V. hierher verbracht. Die darauf befindliche Marienstatue stammt von Guillaume Berthélot. Zusammen mit Sockel und Statue erreicht die Mariensäule eine Höhe von 42 m.

Die Basilika Liberiana wird von barocken Bauten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert umgeben, die verschiedene Epochen zu einer Einheit zusammenfassen. Im Jahr 1377 wurde der 75 m hohe Campanile (Glockenturm) im Stil der Romanik fertiggestellt. Er gilt als der höchste Turm im Stil der Romanik in Rom und erinnert an die Rückkehr des Papstes aus Avignon nach Rom. Die antike Basilika ist von außen nicht frei sichtbar, da ihr eine spätbarocke Fassade vorgelagert ist, in die über dem Hauptportal um 1750 von Ferdinando Fuga eine Benediktionsloggia eingefügt wurde. Weiter prägend für das äußere Erscheinungsbild von Santa Maria Maggiore ist die ab 1670 geschaffene ebenfalls barocke Chorfassade vom Carlo Rainaldi.

Innenarchitektur

In der Vorhalle befindet sich links die Porta Santa. Die 36 Säulen, die das Hauptschiff markieren, sind aus griechischem Marmor gefertigt und stammen vom Tempel der Juno auf dem Aventin. Darüber befinden sich 36 gut erhaltene Mosaike römischen Stils aus der Erbauungszeit mit Szenen aus der Mosesgeschichte. Byzantinischer wirken dagegen die Mosaiken des Triumphbogens aus derselben Zeit, welche die Geburt Christi darstellen. Das besonders prunkvolle Mosaik in der Apsis zeigt die Marienkrönung. Der majestätische Baldachin über dem Papstaltar von Ferdinando Fuga ist wahrscheinlich vom Baldachin Gian Lorenzo Berninis in St. Peter inspiriert worden.

Das Innere wird vor allem durch den Fußboden mit Kosmaten-Einlegearbeit aus dem 13. Jahrhundert bestimmt, welcher als der schönste dieser Art aller römischen Kirchen gilt. Einzigartig sind auch die Mosaiken aus dem 5. Jahrhundert, die an der Hochschiffwand im Triumphbogen der Apsis (dort von 1292) zu finden sind und einen Zyklus alttestamentlicher Erzählungen darstellen.
Im 16. Jahrhundert wurde die Kassettenholzdecke (wie auch die Kirche Il Gesù) mit dem ersten Gold aus Amerika ausgestattet.

Seitenkapellen

Zwei große Kapellen rechts und links vom Hauptaltar ersetzen das ursprünglich nicht vorgesehene Querschiff. Die Cappella Borghese (oder auch Cappella Paolina) links, die zur Zeit des Borghese-Papstes Paul V. entstand, gilt als prunkvollste Privatkapelle aller römischen Kirchen und enthält das Gnadenbild Salus Populi Romani, das einst als Lukasikone angesehen wurde.

Gegenüber liegt die Sakraments-Kapelle von Domenico Fontana aus der Zeit Sixtus V.. Das kostbare Bronzeziborium stammt von L. Scalzo.

Grabmäler

Die Basilika wurde Grablege der Päpste Honorius III. (1216–1227), Nikolaus IV. (1288–1292), Pius V. (1566–1572), Sixtus V. (1585–1590), Clemens VIII. (1592–1605), Paul V. (1605–1621) und Clemens IX. (1667–1669). Das Grabmal von Honorius III. wurde im Zuge von Umbauarbeiten späterer Jahrhunderte zerstört und ist heute nicht mehr zu finden.

Grabmal Nikolaus’ IV.

Auf der linken Seite des Hauptschiffes, unweit des Haupteingangs befindet sich das Grabdenkmal für Nikolaus IV. Es wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Kardinal Felice Peretti, dem späteren Papst Sixtus V., gestiftet. Der Entwurf zu diesem Monument stammt von Domenico Fontana; die Statuen wurde von Leonardo Sormani (1530–1589) geschaffen. Die Hauptfigur stellt den segnenden Nikolaus IV., mit dreifacher Tiara bekrönt, als Sitzfigur dar und ist von allegorischen Figuren umgeben, wovon die linke die „Wahrheit“ und die rechte die „Gerechtigkeit“ symbolisiert. Ursprünglich stand das Grabmal auf der rechten Seites des Chorraums und wurde während einer Restaurierung der Basilika unter Fernando Fuga im 18. Jahrhundert an die heutige Stelle verlegt.

Grabmal Pius’ V.

Das Grabmonument für Pius V. ist in der Kapelle Sixtus’ V. zu finden und nimmt dort die gesamte linke Wand ein. Das prunkvolle Werk steht dabei etwas im Widerspruch zum Pontifikat Pius’ V., der eher als asketischer Papst galt. Die von Leonardo Sormani stammende, mit dreifacher Tiara bekrönte Sitzfigur thront in der Mitte und ist mit Kutte und einem Mantel darüber dargestellt; das Haupt wird von einer Gloriole umgeben. Die im Grabmal eingelassenen Reliefs stellen wichtige Ereignisse seiner Regierungszeit dar, wie z.B. die Papstkrönung in der Mitte über der Sitzfigur. Die weiteren Reliefs an der linken Seite erinnern an die Seeschlacht von Lepanto, die an der rechten Seite stellen Szenen aus den Hugenottenkriegen dar. Unterhalb der Figur Pius’ V. befindet sich seit seiner Heiligsprechung im Jahr 1712 ein gläserner Sarg in dem der einbalsamierte Leichnam aufgebahrt ist. Dieser Glassarg kann mit einer Bronzeplatte verschlossen werden, die Pius V. in liegend darstellt.

Grabmal Sixtus’ V.

An der rechten Wand der Kapelle Sixtus’ V. befindet sich das Grabmal für Sixtus V., die auch "Sixtinische Kapelle" genannt wird. Domenico Fontana schuf es nach demselben Schema wie das gegenüberliegende Grabmal Pius’ V. Die kniende Figur Sixtus’ V. wurde von Jacopo Valsoldo geschaffen und zeigt den Papst mit gefalteten Händen und seitlich abgelegter Tiara. Die links neben der Statue befindlichen Reliefs zeigen die „Wohltaten für die Bedürftigen“, die darüber die „Kanonisation des Hl. Diego“. Auf der rechten Seite befindet sich neben der Sixtus-Figur ein Relief, das den „Kampf gegen das Bandenunwesen auf dem Land um die Stadt Rom“ darstellt; das Relief darüber erinnert an den „Friedensschluss zwischen Österreich und Polen“. Das Relief über der Figur Sixtus’ V. zeigt seine Papstkrönung.

Grabmal Clemens’ VIII.

In der Cappella Paolina befindet sich das Grab Clemens’ VIII. und zeigt starke Ähnlichkeiten zu den Grabmonumenten seiner Vorgänger Pius V. und Sixtus V. Die Sitzfigur stellt den Papst mit zum Segen erhobenen rechten Arm dar. Die Reliefs auf der linken Seite stellen den „Sieg über die Aufständischen in Ferrara“, die darüber an den „Friedensschluss zwischen König Heinrich IV. und König Philipp II.“ dar; auf der rechten unteren Seite zeigen Reliefs den „Sturm der päpstlichen Truppen auf Gran“ und darüber die „Kanonisierung der beiden Heiligen Giacinto und Raimondo“.

Grabmal Pauls V.

Ebenfalls in der von ihm gestifteten Cappella Paolina befindet sich das Grabmonument Pauls V., das die gesamte linke Wand einnimmt. Die Statue stellt den knienden Paul V. mit gefalteten Händen und seitlich abgelegter Tiara nach dem Schema der Figur Sixtus’ V. dar. Die Reliefs auf der linken Seite stellen den „Päpstlichen Heereszug gegen die Türken in Ungarn“ und darüber die „Kanonisierung des hl. Karl Borromäus und hl. Francesca Romana“ dar. Auf der rechten Seite sind unten ein Relief, das die „Besichtigung der Festung von Ferrara durch den Papst“ zeigt und darüber ein Reliefszene, die den „Empfang der persischen Gesandtschaft“ darstellt. Ein weiteres Relief über der Papstfigur zeigt die Krönung Pauls V.

Grabmal Clemens’ IX.

Gegenüber dem Denkmal für Nikolaus IV., kurz nach der Hauptpforte der Basilika, findet sich auf der rechten Seite des Hauptschiffs das von Carlo Rainaldi im Jahr 1671 entworfene Grabmal für Clemens IX.; die segnende Sitzfigur wurde von Domenico Guido geschaffen. Diese wird von zwei allegorischen Frauenfiguren flankiert, wobei die linke die „Liebe“ symbolisiert und von Ercole Ferrata stammt und die rechte den „Glauben“ darstellt und von Cosimo Fancelli geschaffen wurde. Darüber sind Marmormedaillons angebracht, die einerseits eine Papstmesse im Petersdom zeigen, andererseits die Engelsbrücke darstellen, deren Gestaltung Clemens IX. maßgeblich förderte.

Reliquien

In der Confessio unterhalb des Papstaltars befinden sich Reste einer Krippe, die Teile der Krippe von Bethlehem sein sollen. Davor befindet sich eine Statue des Papstes Pius IX..

In der Krypta sind mehrere Mitglieder der Familie Borghese beigesetzt. Gian Lorenzo Bernini liegt rechts hinter dem Papstaltar begraben.

Orgel

Die große Orgel mit drei Manualen und 67 Registern wurde 1955 von der Firma Mascioni erbaut. Sie steht auf Emporen zu beiden Seiten des Chorraums. Der Spieltisch und das Positivwerk befinden sich links vom Altar in der Vierung.

Bildergalerie

Siehe auch

 Commons: Santa Maria Maggiore (Rome) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Johannes G. Deckers: „Der alttestamentliche Zyklus von Santa Maria Maggiore in Rom: Studien zur Bildgeschichte“, Habelt, Bonn 1976. ISBN 3-7749-1345-5
  • Heinz-Joachim Fischer: „Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt“, DuMont Buchverlag, Köln 2001, S. 295–299. ISBN 3-7701-5607-2
  • Erwin Gatz: „Roma Christiana. Vatikan - Rom - römisches Umland. Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer“, 3. verb. und erw. Aufl., Schnell + Steiner, Regensburg 2008, S. 207–220. ISBN 978-3-7954-2054-3
  • Anton Henze: „Kunstführer Rom“, Philipp Reclam GmbH, Stuttgart 1994, S. 217–223. ISBN 3-15-010402-5
  • Silvia Montanari: „Die Papstkirchen in Rom. Auf den Spuren päpstlicher Grabstätten“, Bonifatius, Paderborn 1994, S. 91–111. ISBN 3-87088-820-2
  • Gerhard Wolf: "Salus Populi Romani". Die Geschichte römischer Kultbilder im Mittelalter. VCH, Acta Humaniora, Weinheim 1990, ISBN 3-527-17717-5.

Weblinks

 Commons: Santa Maria Maggiore – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Architektur:

Einzelnachweise

  1. Liber Pontificalis I, 208 und 232. Die Zuweisung der Lage als Vorgänger von S. Maria Maggiore "quae ab antiquis Liberii cognominabatur" ist wohl eine spätere Zuschreibung.
  2. Magi 1972.
  3. PL 13, 82.
41.897512.498611111111

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