- Unterellen
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Unterellen Gemeinde GerstungenKoordinaten: 50° 58′ N, 10° 10′ O50.96722222222210.161666666667220Koordinaten: 50° 58′ 2″ N, 10° 9′ 42″ O Höhe: 220–240 m ü. NN Einwohner: 554 (30. Juni 2007) Eingemeindung: 16. März 2004 Postleitzahl: 99834 Vorwahl: 036927 Lage von Unterellen in Gerstungen
Unterellen ist ein Ortsteil der Gemeinde Gerstungen im Wartburgkreis.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geografische Lage
Naturräumlich liegt die Gemeinde Unterellen im Talgebiet der mittleren Werra, am Westrand des Thüringer Waldes.
Nachbargemeinden und -städte
Die nächstgrößeren Orte sind die Stadt Berka/Werra, Gerstungen, Marksuhl und die Stadt Eisenach. Die Gemeinde Unterellen grenzt im Norden an Lauchröden, im Osten an den Eisenacher Stadtteil Neuenhof-Hörschel und an den Gerstunger Gemeindeteil Oberellen, im Süden und Westen an die Berkaer Stadtteile Wünschensuhl, Fernbreitenbach und Herda sowie nochmals (direkt) an Gerstungen.
Geologie und Bodenschätze
Die Gemeinde liegt im Eltetal, einem schmalen Seitental der Werra am Westrand des Thüringer Waldes.
Geologisch betrachtet liegt der Ort in der Formation Trias. Untertage befinden sich vor allem an der Grenze zu Neuenhof und Lauchröden geringe Kupfererzvorkommen, welche man im 18. Jahrhundert für den Bergbau nutzbar machte. Obertägig wurden an mehreren Stellen in der Gemarkung hochwertiger Sandstein, Sand, Kies und Ton abgebaut.
Berge
Die Ortslage liegt bei (215 m ü. NN) bis (230 m ü. NN). Die Landschaft um das Dorf wird von zahlreichen Kuppen, Hügeln und meist bewaldeten Bergen geprägt, hierzu zählen: Flenselsberg (306,7 m ü. NN), Dietrichsberg (293,2 m ü. NN), Meisenberg (319,1 m ü. NN), Mittelberg(268,4 m ü. NN), Heidersberg (313,1 m ü. NN), Quisberg (291,9 m ü. NN). Die höchste Erhebung befindet sich im Norden in der Flur Am Schlotter (321,7 m ü. NN). Dieser Punkt befindet sich am Südhang des Großer Herzberg (382 m ü. NN)
Gewässer
Ein auch im Unterlauf noch weitgehend naturbelassenes Gewässer ist das ursprünglich namengebende kleine Flüsschen Elte. Bei Unterellen münden drei kleinere Zuflüsse in die Elte: von rechts der 1300 m lange Schulbach (auch Rohrbach genannt), von links der 1700 m lange Wingmichbach und der 2500 m lange Kubigbach. Dieser ist mit kleinen Stauteichen für die Fischzucht versehen. In der Ortslage bestand zum Betrieb der Mühle(n) ein kurzer Stichgraben, der von der Elte gespeist wurde. Über den Dietrichsberg verläuft die Wasserscheide zwischen den Flüssen Elte und Suhl.
Geschichte
Seit dem 16. März 2004 ist Unterellen ein Teil der Gemeinde Gerstungen.[1]
Bevölkerung
Religion und Konfessionen
Die Kirche von Unterellen gehörte ursprünglich zum Dekanat Eckhardtshausen. Im 16. Jahrhundert war die Region um Herda und Gerstungen ein Zentrum der Wiedertäufer. Fritz Erbe, ein wohlhabender Bauer aus dem Nachbardorf Herda, ihr bekanntester Vertreter, starb nach jahrelanger Haft im Verlies auf der Wartburg. Heute gehört Unterellen zur Superintendentur Gerstungen, das Pfarramt der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde befindet sich im Nachbarort Lauchröden.
Studie zur Untereller Mundart
Als Beleg und Quelle zur Analyse der deutschen Sprachentwicklung wurde in einem Forschungsprojekt repräsentativ für Westthüringen die Untereller Bevölkerung über mehrere Jahrzehnte sprachwissenschaftlich untersucht und damit der dramatische Rückgang der heimischen Dialektsprache belegt[2].
Sehenswürdigkeiten
Ortsbild
Die Ortslage von Unterellen entstand an einer Furt und zeigt als Siedlungsplatz die Grundstruktur eines zweireihigen Straßendorfes. Jeweils parallel zum Fluss befinden sich in hochwassergeschützter Lage die Hauptstraßen der historischen Ortslage. Als verbindendes Element steht die massive Kirche quer zum Fluss dicht bei der heutigen Straßenbrücke, von wenigen Häusern umgeben. Den Ort schirmt und überragt eine heute turmlose und zum größeren Teil bereits abgängige Burganlage am Nordufer in Spornlage. Prägend für den Ort sind zudem die rötlich-bräunlichen Sandsteinmauern – das solide Baumaterial wurde direkt hinter den Häusern am Nordufer gebrochen. Von der ursprünglichen Fachwerkarchitektur finden sich noch zahlreiche Beispiele im Ortszentrum.
Im 20. Jahrhundert erfuhr der Ort nach Süden und Norden Erweiterungen. Besonders entlang der Obereller- und der Schlossstraße wurden neue Baugrundstücke erschlossen. Etwas abseits vom Ort entstand das wirtschaftliche Zentrum mit Agrar- und Industriebetrieben.
Kirche
Die Kirche von Unterellen stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Die an den Mauern angebrachten Jahreszahlen und die Baubefunde berichten von mehreren Umbauten des aus heimischen Sandstein unmittelbar am Flussufer errichteten Sakralbaues. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche beim letzten Umbau im Jahr 1714. Die noch vorhandene Glocke wurde 1463 gegossen.
Schloss
Den Ort überragt die spätmittelalterliche Schlossanlage: Schon im 15. Jahrhundert hatte die Adelsfamilie von Herda damit begonnen, diese mittelalterliche Wehranlage als einen weiteren Familiensitz auszubauen. Im Hof findet man an originaler Bausubstanz neben einigen gotischen Portalen auch einen in die Mauer eingefügten steinernen Kopf - wohl ein Abwehrzauber. Von der Wehranlagen selbst sind nur noch die massiven Außenmauern der Hauptgebäude und das Burgtor erhalten geblieben. Große Bereiche der einstigen Burganlage wurden im 20. Jahrhundert aufgegeben und nach dem baulichen Verfall abgerissen. Gegenwärtig wird die Anlage als Kindertagesstätte von den Untereller Schlossgespenstern genutzt.
Denkmal Willkommensstein
Etwa drei Kilometer südlich des Ortes führt der Sallmannshäuser Rennsteig als ein regionaler Wanderweg über den Dietrichsberg. Hier trifft man auf einen Gedenkstein - der Willkommensstein erinnert an den Freudentag der glücklichen Rückkehr des Gutsbesitzers vom Dietrichsberg aus den Napoleonischen Kriegen im Jahr 1813.
Geschichte
Der Ort Unterellen – noch in der Schreibweise Nieder-Elln wurde 1367 erstmalig urkundlich erwähnt. Reinhard von Brandenburg verkaufte damals die Hälfte des Dorfes Unterellen (Nieder-Elln) an die Gebrüder von Heringen. Auf Grundlage dieser Quellen wurde im Juli 1992 die 625-Jahrfeier begangen.
Unterellen befand sich im Mittelalter räumlich zwischen den beiden Burgen Hausbreitenbach (ein hersfeldischer Amtssitz und Wasserburg bei Herda) und der Doppelburganlage der Brandenburg bei Lauchröden. Der Ort gehörte zunächst zum Herrschaftsbereich der Brandenburg und wurden daher als zum brandenburgische Gerichte zugehörig genannt, administrativ gehörte der Ort wohl zum wettinischen Amt Wartburg[3].
Die Herren von Herda waren zu einer späteren Zeit die Hauptbesitzer der Brandenburg (Ostburg). Diese wurden 1483 mit einem halben Vorwerk (Rittergut) zu Nieder-Elln belehnt. Mit dem Lehen wurde vom Lehnsherrn der Auftrag verbunden, die Handelsstraße von Hessen bis Eisenach zu überwachen. Zwei weitere adelige Güter befanden sich im Besitz der Ritterfamilie von Linsingen und gelangte 1530 an die Familie der von Trott zu Solz[4].
Die Einwohner Unterellens lebten von Landwirtschaft oder waren als Fuhrleute und Anspänner auf den Handelsstraßen zwischen Frankfurt und Leipzig unterwegs. Im Ort bestand mindestens eine Mühle.
Am Herzberg bei Neuenhof entdeckte man wahrscheinlich schon um das Jahr 1500 Kupfererzvorkommen und betrieb bis in das 19. Jahrhundert Bergbau. In zahlreichen Steinbrüchen wurde der im Umland begehrte rotfarbige Buntsandstein gebrochen[5].
In der Nähe des Ortes befand sich auf dem Dietrichsberg eine weitere Siedlung, welche noch im 20. Jahrhundert als Gutswirtschaft bestand. Dort gab es auch bis 1922 eine Försterei.
Die Herdaer Forste – namentlich der benachbarte Böller – müssen für die Jagd ergiebig gewesen sein, denn recht häufig wurden hier Jägerlager aufgeschlagen[6]. Rings um das Dorf markieren zahlreiche Hohlwege die alten Handelsstraßen in Richtung Gerstungen und Eisenach.
Im Verlauf der Geschichte wurde der Ort oft von durchziehenden Heeren heimgesucht und geplündert. Im Jahr 1813 zog Napoleon mit seinem Heer am Dietrichsberg vorbei. Daran erinnert ein dort befindlicher Gedenkstein.
Im Jahre 2004 wurde Unterellen, gemeinsam mit Oberellen und Lauchröden, in die Gemeinde Gerstungen eingegliedert.
Kultur und Vereinsleben
Gesangsvereine
Bereits im November 1912 wurde in Unterellen der Männergesangsverein Einigkeit gegründet. Als gemischter Chor wurde 1949 der Kirchenchor Unterellen gegründet, der sich bevorzugt den Erfordernissen des kirchlichen Lebens widmet.
Sportvereine
Der Sportverein Germania wurde 1909 als Turnverein gegründet. Er hat gegenwärtig etwa 120 Mitglieder. Schwerpunkt der Vereinstätigkeit sind Fußball und Gymnastik. Der Schützenverein St. Hubertus Unterellen e. V. wurde 1994 gegründet. Er hat heute 20 Mitglieder.
Vor der Neugründung des Fischerei-Vereins bestand eine enge Verbindung im Verband Deutscher Sportfischer e. V. mit der Ortsgruppe des Nachbarortes Lauchröden.
Feuerwehrverein
Der erste Feuerwehrverein in Unterellen entstand in den 1920er Jahren. Der heutige Feuerwehrverein Unterellen e. V. wurde im Januar 1992 gegründet.
Wirtschaft
Im Gewerbe- und Industriegebiet Auf der Aue am westlichen Ortsrand sind neben Agrarbetrieben auch die Industrieunternehmen
- BGE Elektrotechnik GmbH Unterellen
- Bernhard Schäfer Werkzeug- und Sondermaschinenbau GmbH
- Elektro-Mechanik-Unterellen (EMU) GmbH
ansässig geworden.
Verkehr
Straßenverkehr
Die Anschlussstelle 36 (Gerstungen) der A 4 erreicht man über die L1020 – Fahrstrecke 12 Kilometer. Die Anschlussstelle 37 (Wommen) der A 4 erreicht man über die L 2115 über Lauchröden, Sallmannshausen, Neustädt nach 12 Kilometern.
Schienenverkehr
Bedingt durch die Deutsche Teilung wurde 1962 die Bahnstrecke Förtha–Gerstungen mit dem Haltepunkt Dietrichsberg erbaut. Nach der Wiederinbetriebnahme der Werratalbahn auf der ursprünglichen Strecke über Herleshausen wurde die Bahnstrecke über Förtha 1993 abgebaut.
Für heutige Bahnreisende besteht Anschluss an die Werratalbahn in Gerstungen und Herleshausen.
Öffentlicher Personennahverkehr
Unterellen wird durch die Buslinien L50, L51 und L93 der Kommunalen Personennahverkehrsgesellschaft Eisenach bedient.
Literatur
- Festschrift 625 Jahre Unterellen. Unterellen 1992.
- Rudolf E. Keller und Karl-Heinz Mulagk: Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung. Buske Verlag, 1995. ISBN 3875481046. S. 501 f (Langzeit-Studie von K. Spangenberg zum Gebrauch der Untereller Mundart).
Einzelnachweise
- ↑ Aufgrund des Thüringer Gesetzes zur Neugliederung der kreisangehörigen Gemeinden Breitenbach, Ferna, Gerstungen, Lauchröden, Stadt Leinefelde, Marktgölitz, Oberellen, Probstzella, Seifartsdorf, Silbitz, Unterellen, Wintzingerode und Stadt Worbis vom 8. März 2004 ... (GVBl. Nr. 7/2004)
- ↑ Rudolf E. Keller und Karl-Heinz Mulagk: Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung. Buske Verlag, 1995. ISBN 3875481046. S. 501 f
- ↑ Festschrift 625 Jahre Unterellen. Unterellen 1992.
- ↑ Eisenacher Archiv Lehenssachen 164; für Unterellen, Lauchröden und Göringen Reg. Pp. 565, Reg. N. 885, Bl. 12b.
- ↑ C. Kronfeld, Landeskunde des Großherzogthumes Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Teil. Weimar 1879. S. 65.
- ↑ Erich Debes. Das Amt Wartburg im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Eisenach 1926. S.74.
Weblinks
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