Oberellen

Oberellen
Oberellen
Gemeinde Gerstungen
Koordinaten: 50° 57′ N, 10° 11′ O50.94944444444410.185555555556235Koordinaten: 50° 56′ 58″ N, 10° 11′ 8″ O
Höhe: 235–250 m ü. NN
Fläche: 16,8 km²
Einwohner: 870 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 16. März 2004
Postleitzahl: 99834
Vorwahl: 036925
Karte

Lage von Oberellen in Gerstungen

Oberellen ist ein Teil der Gemeinde Gerstungen im Wartburgkreis, Thüringen, Deutschland. Es liegt etwa 11 Kilometer westlich von Eisenach. Nördlich des Ortes fließt die Elte vorbei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Dorfkirche in Oberellen
Die Hofseite des Schlosses in Oberellen
Romanisches Tympanum der Dorfkirche
Die Feldseite des Schlosses in Oberellen
Die Hauptstraße in Oberellen
Reich verzierte Fachwerkhäuser prägen Oberellen

Das Dorf Oberellen entstand an einer Furtstelle der im Mittelalter als Kurze Hessen bezeichneten Handelsstraße – einem Seitenast der Hohen Straße – auch Via Regia im Abschnitt Eisenach – Oberellen – Herda – Berka/Werra.

Die früheste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert aus dem Jahr 1014. Als Grundherr und Besitzer des Ortes gilt das Kloster Fulda. König Heinrich IV. weilte 1075 mehrfach mit seiner Heeresmacht im Werragebiet, um die aufständischen Thüringer und Sachsen zu befrieden. Bei einer dieser Strafexpeditionen rastete sein Heer vor der Entscheidungsschlacht bei Langensalza (Kloster Homburg) bei dem Dorf Elnde.

Im 12. Jahrhundert war das Dorf in den Besitz der Ritter von Goldbach gelangt, deren Stammsitz westlich von Gotha im gleichnamigen Dorf an der Nesse lag. Die Goldbacher Ritter waren Ministerialen der Thüringer Landgrafen. Der Eigenbesitz zu Elnde wurde 1121 an das Kloster Reinhardsbrunn abgetreten. Eine im Ort bereits seit alters befindliche Kapelle wurde durch den Abt zur Propstei bestimmt und die vorhandenen Güter zu einem Wirtschaftshof des Klosters zusammengelegt.

Mit der Säkularisation der Thüringer Klöster gelangte der Besitz 1543 an die Eichsfelder Adelsfamilie von Hanstein, welche das Dorf als Gerichts- und Lehnsherren übernahmen. Im Ort entstanden zwei repräsentative Schlösser; auch die Kirche wurde im 16. Jahrhundert grundlegend modernisiert. Die Suche nach Kupfererz führte im 16. Jahrhundert zu einem heftigen Anstieg des Bergbaues mit seinen Nebenerscheinungen: Raubbau am Wald zur Deckung des Holzkohle- und Grubenholzbedarfs. Ausgedehnte Pingenfelder und Stollen finden sich noch heute vom Rangenhof bis zum Clausberg. Abseits des Hauptortes entstanden in den Seitentälern mehrere Einzelhöfe: Frommeshof, Rangenhof, Hütschhof, Dachsberg (Wüstung) und der Clausberg - wohl eine hochmittelalterliche Klause (Raststätte) am Rennsteig.

Von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges erholte sich der Ort rasch und die zahlreichen, noch heute vorhandenen prachtvollen Fachwerkhäuser belegen den Wohlstand der Bevölkerung in den Folgejahren. In Folge der zahllosen Erbteilungen, Verpfändungen und Gebietsabtretungen in Thüringen bildete Oberellen bis 1920 eine zum Herzogtum Sachsen-Meiningen gehörende Enklave im Eisenacher Land. Von dieser Sonderrolle zeugen heute noch hunderte, oft meterhohe Grenzsteine rings um den Ort.

Am 16. März 2004 wurde Oberellen ein Teil der Einheitsgemeinde Gerstungen.[1]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
31.12.2004 [2] 887
01.06.2005 [2] 888
31.12.2005 [2] 861
31.12.2006 [2] 858
30.06.2007 [2] 870

Politik

Erster Ortsbürgermeister nach Bildung der Einheitsgemeinde 2004 wurde Frank Bönicke (CDU). Er wurde mit der Kommunalwahl im Juni 2009 von Caterina Körner, die für SPD/Freie Wähler angetreten war, abgelöst.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Ortsbild von Oberellen wird noch maßgeblich von der traditionellen Fachwerkarchitektur geprägt. Zahlreiche Gebäude im Dorfzentrum stehen unter Denkmalschutz. Die mit prächtigen Wappentafeln geschmückten Portale des Schlosses und der Kirche verweisen auf die einstigen Besitzer, die Familie von Hanstein. Neben der Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen ist die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) im Ort vertreten. Im 1594 bis 1604 erbauten Schloss Oberellen befindet sich heute neben der Schlossklause eine Pilgerherberge. Der Ort ist Teil eines Thüringer Abschnitts des Jakobswegs.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Frommeshof - ein prachtvolles Fachwerkgehöft nördlich des Ortes sowie das am Rennsteig gelegene Gut Clausberg mit schlossartigem Herrenhaus. Nördlich des Clausbergs führt der bergbaukundliche Lehrpfad „Mit Hammer und Schlegel“ [3]. Am Rennsteig trifft man am östlichsten Punkt der Gemarkung auf den Vachaer Stein - ein Wegeobelisk aus dem 19. Jahrhundert.

Persönlichkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes Oberellen war während der DDR-Zeit auf Landwirtschaft ausgerichtet. Am östlichen und westlichen Ortsrand wurden zwei Gebäudekomplexe als landwirtschaftlicher Großbetrieb konzipiert und bis zur Wende bewirtschaftet. Ein Teil der Gebäude ist gegenwärtig ungenutzt und dem Verfall preisgegeben.

Heute wird die Wirtschaft des Ortes von kleinen Gewerbetreibenden bestimmt.

Verkehr

Straßenverkehr

Die Anschlussstelle 36 (Gerstungen) der A 4 erreicht man über die L1020 – Fahrstrecke 16 Kilometer. Die Anschlussstelle 37 (Wommen) der A 4 erreicht man über die L 2115 über Lauchröden, Sallmannshausen, Neustädt nach 16 Kilometern.

Schienenverkehr

Bedingt durch die Deutsche Teilung wurde 1962 südlich der Ortslage die Bahnstrecke Förtha–Gerstungen mit dem Haltepunkt Dietrichsberg erbaut. Nach der Wiederinbetriebnahme der Werratalbahn auf der ursprünglichen Strecke über Herleshausen wurde die Bahnstrecke 1993 abgebaut.

Heute befindet sich der nächstgelegene Bahnhof in Förtha an der Werrabahn.

Busverkehr

Nach Oberellen verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH:[4]

Linie Fahrstrecke
L-50 Eisenach – Oberellen – Eckhardtshausen
L-50a Eisenach – Wilhelmsthal – Wolfsburg-Unkeroda – Oberellen – Gerstungen
L-51 Eisenach – Hörschel – Neuenhof – LauchrödenUnterellen – Oberellen
L-52 Eisenach – Marksuhl – Berka (Werra) – DankmarshausenGroßensee
L-53 Eisenach – Lauchröden – Sallmannshausen – Gerstungen-Untersuhl
L-93 Eisenach – Stedtfeldt – Neuenhof – Lauchröden – Unterellen – Oberellen

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
  2. a b c d e Oberellen.de > Statistik
  3. Historischer Bergbau bei Stedtfeld. In: Eisenach.de - Internetportal der Wartburgstadt. Abgerufen am 9. Mai 2009.
  4. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH

Weblinks

 Commons: Oberellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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