Vahrenwalder Kirche

Vahrenwalder Kirche
Vahrenwalder Kirche mit Glockenturm

Die Vahrenwalder Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche im Stadtteil Vahrenwald in Hannover. Die am 1. Oktober 1924 gegründete Kirchengemeinde errichtete das heutige Kirchengebäude größtenteils in Eigenleistung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung

Das 1950 fertiggestellte Kirchengebäude ist eine dreischiffige Hallenkirche. Sie wurde vom Architekten Gerd Korthaus entworfen. Den schlicht gehaltenen Innenraum beherrschen Balken aus dunklem Holz, die ihm ein fachwerkartiges Aussehen verleihen. Bemerkenswert sind drei hochformatige Buntglasfenster von 1952 im Altarraum. Sie zeigen die biblischen Motive: Abrahams Fürbitte für Sodom und Gomorrha, Jesus Christus im Garten Gethsemane und Gebet der Gemeinde im himmlischen Thronsaal. Auffallend ist auch der Wandspruch unterhalb der Fenster: Kommt, wir wollen wieder zum Herrn, er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden (Hosea 6,1). Der unscheinbare Glockenturm neben der Kirche wurde 1975 errichtet. In ihm hängen zwei Glocken der Gießerei Rincker aus dieser Zeit sowie eine der ältesten Kirchenglocken in Hannover aus dem 15. Jahrhundert. Die Glocken haben die Töne e2, fis2 und a2 und wurden 2008 stillgelegt, da der Glockenturm beim Läuten einsturzgefährded war. Die Orgel mit 21 Register wurde 1970 von der Firma Gerhard Schmid aus Kaufbeuren gebaut. In den 1960er Jahren erhielt das Kirchengebäude mehrere Anbauten für ein Gemeindehaus mit Saal, Keller und Altentagesstätte. Die Kirche steht unmittelbar an der Vahrenwalder Straße, einer bedeutenden Ausfallstraße vom Stadtzentrum in Richtung Norden.

Geschichte

Ursprünglich gehörten die Bewohner des früheren Dorfes Vahrenwald zur Kirchengemeinde in Hainholz. Im Zuge der Industrialisierung wuchs die Vahrenwalder Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts stark an. 1921 erwarb der Hainhölzer Pastor Chappuzeau im inzwischen hannoverschen Stadtteil Vahrenwald den Vahrenwalder Turm auf dem Grundstück der heutigen Kirche. Der Tanzsaal des früheren Ausflugslokals wurde in eine gottesdienstliche Stätte umgestaltet. Bei dieser Einrichtung handelte es sich um eine Notkirche, die 1922 eingeweiht wurde. Bei einem alliierten Bombenangriff 1943 während des Zweiten Weltkriegs wurde das provisorische Kirchengebäude zerstört. Der Stadtteil Vahrenwald war bevorzugtes Angriffsziel für Bomberverbände wegen der hier ansässigen Continental-Werks als kriegswichtigem Rüstungsbetrieb. Daraufhin wurde eine zweite Notkirche an anderer Stelle in Vahrenwald eingerichtet, die 1945 durch einen Brand zerstört wurde. Dabei konnte das heutige Altarkreuz aus den Flammen gerettet werden.

Das heutige Kirchengebäude entstand in den Jahren 1947-50 durch die Eigeninitiative von Gemeindemitgliedern, die selbst am Bau halfen. Als Baumaterial wurden größtenteils Trümmersteine zerstörter Häuser verwendet, die Frauen tagsüber sammelten. 24 Maurer arbeiteten als freiwillige Helfer nach ihrer normalen Arbeit bis tief in die Nacht hinein. Die Baukosten betrugen rund 200.000 DM. Am Heiligen Abend 1950 weihte Landesbischof Johannes Lilje die Kirche ein, die ohne Unterstützung amtlicher Stellen entstanden war. Sie war der erste Kirchenneubau in Hannover nach dem Krieg.

Kirchengemeinde

Innenraum mit Altar

Bereits um 1930 gehörten der Kirchengemeinde mit ihrer Notkirche im ehemaligen Ausflugslokal Vahrenwalder Turm rund 10.000 Personen an. Durch den seit 1925 tätigen Pastor Wilhelm Brase gewann die Arbeit mit jungen Männern unter dem Begriff Eichenkreuz starken Auftrieb. Um die Männer von der Straße fern zu halten, wurde die Eichenkreuzburg als Jugendburg auf dem Lande errichtet. Sie entstand 1928 für 40.000 Mark nahe der Siedlung Maspe bei Bissendorf in etwa 15 km Entfernung Luftlinie von der Kirche. Die Kirchengemeinde führte regelmäßig sonntägliche Ausflüge zur Burg durch und verbrachte hier auch ihre Jahresfeste, die ein Höhepunkt im Gemeindeleben waren. Der Jungmädchenbund der Gemeinde erhielt 1928 in Vahrenwald ein Jugendheim, das hölzerne Schloss Fingerhut. Während der Zeit des Dritten Reichs wurden die Jugendvereinigungen der Kirche gleichgeschaltet und ihre Angehörigen kamen in die Hitlerjugend oder den Bund Deutscher Mädel. Übrig blieb nur die Eichenkreuzburg, die vom Staat nicht eingezogen werden konnte, weil sie grundbuchrechtlich auf den Namen des Pastors lief. Nach dem Krieg lebte die Tradition wieder auf, sonntags Ausflüge mit bis zu 100 Teilnehmern zur Burg zu unternehmen, wo Gottesdienste stattfanden. 1966 ging die Anlage in den Besitz des Stadtkirchenverband Hannover über, da ein großer Renovierungsbedarf angefallen war, dem die Kirchengemeinde nicht nachkommen konnte. Sie behielt aber ein bevorzugtes Nutzungsrecht an der Burg.

Die Vahrenwalder Kirche hatte 1958 im Schnitt 200 Besucher pro Gottesdienst. 1967 übernahm die Gemeinde als Träger einen städtischen Kindergarten auf einem Nachbargrundstück. 1975 wurde ein weiterer Kindergarten als Neubau eingerichtet, da eine hölzerne Anlage 1973 abgebrannt war. Im Jahre 2000 gehörten der Kirchengemeinde rund 4.300 Personen bei einem hohem Anteil älterer Menschen an. Zwischen 1922 und 2007 waren 19 Pastoren für die Gemeinde tätig. In der Kirche wird eine Kleiderkammer betrieben, die gebrauchte Kleidung annimmt und sie an Bedürftige austeilt.

Literatur

  • Festschrift der Evangelisch-lutherischen Vahrenwalder Kirchengemeinde anlässlich der 50-Jahrfeier zum Wiederaufbau der Kirche (1950-2000), Hrsg: Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Hannover-Vahrenwald, Hannover, 2000
  • Wolfgang Puschmann: Vahrenwalder Kirche, in: Hannovers Kirchen. 140 Kirchen in Stadt und Umland. Hrsg. von Wolfgang Puschmann. Hermannsburg: Ludwig-Harms-Haus 2005, S. 12–15. ISBN 3-937301-35-6.

Weblinks

52.3955555555569.735

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