Vahrenwald-List

Vahrenwald-List
Karte
Hannover, Stadtbezirk Vahrenwald-List hervorgehoben
Basisdaten
Stadtbezirk Vahrenwald-List (2)
Fläche 8,23 km²
Einwohner 67.620
Bevölkerungsdichte 8.216 Einwohner/km²
Postleitzahl 30161, 30163, 30165, 30177, 30655
Stadtteile
  • Vahrenwald
  • List
Webpräsenz hannover.de
Politik
Bezirksbürgermeister Edit Bastian (SPD)
Stadtbezirksrat
(21 Sitze)
SPD: 9, CDU: 6, Grüne: 4, FDP: 2

Vahrenwald-List ist der 2. Stadtbezirk in Hannover. Er ist mit 67.620 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk der Stadt und besteht aus den Stadtteilen Vahrenwald (24.036 Ew.) und List (43.584 Ew.) (Stand 2011).

Inhaltsverzeichnis

List

Die List wird im Norden begrenzt durch den Mittellandkanal, im Osten erstreckt sie sich bis zur Straße Eulenkamp, im Südosten bis zur Eilenriede, im Süden bis zur Wedekindstraße, Celler Straße und Hamburger Allee und im Westen bis zur Raiffeisenstraße, Isernhagener Straße, Linsingenstraße und Gradestraße.

Die größtenteils vierspurige Podbielskistraße führt als Ausfallstraße aus dem Stadtzentrum in Richtung Nord-Osten. Der Stadtteil ist von Bürgerhäusern aus der Gründerzeit mit teilweise sehr aufwendigen Ornamenten an Fassaden und Balkonen sowie gartenarchitektonischen Arrangements aus Grün- und Mehrzweckflächen des späten 19. Jahrhunderts geprägt. Größere Grünflächen des Stadtteils sind der Welfenplatz und angrenzend der zum Stadtteil Zoo gehörende Stadtwald Eilenriede.

Durch den Stadtteil verläuft der nördliche Teil der Lister Meile.

Im Jahre 2004 feierte die List ihr 700jähriges Bestehen. Das älteste noch vorhandene Fachwerkhaus ist eine frühere Einsiedlerkate in der Waldstraße.

Durch die wachsende Attraktivität großer und aufwändig gestalteter Altbauwohnungen hat sich seit den 1980er Jahren die Sozialstruktur des Stadtteils sehr verändert. War die List vor zwei bis drei Jahrzehnten für ihre zahlreichen häufig studentischen Wohngemeinschaften bekannt, ist sie heute bei Akademikern beliebt.

Weitere Orte und Einrichtungen im Stadtteil mit dem Zusatz List sind:

Über die Grenzen Hannovers hinaus bekannt ist der Sportverein Germania List.

Geschichte

Karte des Dorfes List 1771 an der Eilenriede
Der Welfenplatz um 1900

Der heutige Stadtteil List war ein bereits im Mittelalter bestehendes Bauerndorf. Das Dorf List wurde 1304 erstmals urkundlich erwähnt, als Herzog Otto der Strenge zu Braunschweig und Lüneburg 12 Morgen Ackerland einem Stift in Hannover schenkte. Die anfänglich 4 Gehöfte des Dorfes List lagen nahe dem damals noch unbedeutenden Hannover. Später entstand die Siedlung List als Haufendorf auf einer Fläche von 500 x 500 m zwischen der heutigen Höfe-, Wöhler-, Wald- und Liebigstraße. Der Ortsname List beruht vermutlich auf seiner Lage nahe dem heutigen hannoverschen Stadtwald Eilenriede. Früher stand im norddeutschen Raum der Begriff List für einen Ort am Waldrand.

Da die Bodengüte nicht hoch war, herrschten im Dorf List eher ärmliche Verhältnisse vor. Einzelne frühere Bauernhäuser sind noch heute vorhanden. 1689 hatte das Dorf List 180 Bewohner. Bei der Kurhannoverschen Landesaufnahme, einer Landvermessung von 1780, gab es 26 Hofstellen unterschiedlicher Größe.

Um 1860 begann die städtische Besiedlung mit dem Bau der Kasernen um den Welfenplatz. Ende des 19. Jahrhunderts rückte Hannover mit seiner Wohnbebauung und neuen Fabriken immer näher an das Dorf heran. Durch Grundstücksverkäufe gelangten einige Bauernfamilien (z.B. Kollenrodt und Kokemüller) zu Wohlstand und errichtete Villen.

Um die Jahrhundertwende siedelten sich bedeutende Unternehmen im Gebiet des heutigen Stadtteils List an, welches damals teilweise noch zu Klein-Buchholz gehörte:

  • Keksfabrik Bahlsen
  • Chemische Fabrik de Haën
  • Schallplattenfabrik Deutsche Grammophon
  • Schreibgerätewerk Pelikan
  • Schreibgerätewerk Geha
  • 1872 wurde von Herrmann Wohlenberg eine mechanische Werkstatt zur Herstellung von Werkzeugmaschinen gegründet.
  • Die Zigarettenfabrik Constantin entstand 1888, wurde 1928 von Reemtsma übernommen und produzierte bis 1971, als es durch das heutige Reemtsma-Werk in Langenhagen ersetzt wurde.

Viele große Unternehmen bevorzugten als Standort die freien Flächen entlang der Celler Chaussee, die seit 1904 Podbielskistraße heißt. Die Industrieansiedlungen in der Lister Feldmark lösten eine Nachfrage nach Wohnungen aus, das dörfliche Leben ging damit zu Ende. 1891 wurde die List nach Hannover eingemeindet. Zu dieser Zeit setzte der Wohnbau in großem Stil ein. Die hannoversche Städtebauförderung gab günstige Kredite und Zuschüsse besonders für Stuck und Ornamente, es entstanden vier- bis fünfgeschossige Bauten und Villen mit prunkvollen Fassaden im wilhelminischen Stil. Je näher die Bebauung der Eilenriede kam, desto repräsentativer wurde sie gestaltet. Die katholische St.-Josephs-Kirche in einem dekorfreudigen neugotischen Stil entstand 1911/12.

Im Zweiten Weltkrieg wurden einige der letzten Bauernhäuser des Dorfes List bei den Luftangriffen auf Hannover zerstört.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Gebäude
1304 4
1689 180 26
1823 286 38
1859 574 73
1891 3.200
2011 43.584

Vahrenwald

Vahrenwalder Platz

Der Stadtteil Vahrenwald schließt sich im Westen an den Stadtteil List an. Mitten durch ihn führt eine der größten Verkehrsachsen in Hannover, die Vahrenwalder Straße. Sie verläuft als sechsspurige Ausfallstraße aus dem Stadtzentrum nach Norden zur A 2 Richtung Langenhagen. Im südlichen Bereich der Straße nahe der Innenstadt liegt die Hauptverwaltung der Continental AG und der ContiTech AG. Nördlich davon liegt an der Straße das Zentrum des Stadtteils, den der Vahrenwalder Platz bildet. In seiner Nähe befinden sich an der Stadtbahnhaltestelle Dragonerstraße das Freizeitheim, das Hallenbad Vahrenwald und die evangelische-lutherische Vahrenwalder Kirche. Ein weiterer Verkehrsknotenpunkt an dieser Straße ist weiter nördlich die Stadtbahnstation Niedersachsenring.

Geschichte

Karte des Dorfes Fahrenwohld, heute Vahrenwald, von 1771
Dorfmodell um 1850 mit der heutigen Vahrenwalder Straße

Das Dorf Vahrenwald wurde 1183 erstmals urkundlich als Vorenwalde bekannt, während Hannover bereits 20 Jahre zuvor 1163 als Honovere erwähnt wurde. Einer weiteren Urkunde von 1266 zufolge, vermachte ein Prediger der hannoverschen Marktkirche einen Teil seiner Güter in Vorenwalde einer anderen Kirche.

Der Dorfname Vahrenwald ist wahrscheinlich aus Vor-dem-Wolde (vor dem Walde) abgeleitet. Am heutigen Kolonnenweg begann damals das Waldstück De grote Wald, das sich auf 30 km Länge in Richtung Westen in Höhe des heutigen Mittellandkanals bis nach Neustadt am Rübenberge ausdehnte.

Das damalige Dorf lag im Bereich der heutigen Rotermund-, Melanchthon- und Vahrenwalder Straße. Schon früh passierte eine Nord-Süd Heerstraße von Hamburg über Hannover nach Mainz den Ort. Damals hieß sie Stader Chaussee, heute ist es die Vahrenwalder Straße. Auf ihr zogen im Mittelalter Pilger aus Skandinavien in die Heilige Stadt Rom. Nach Norden gab es die großen Heideflächen (unfruchtbares Land) der Mecklenheide, auf denen später der Stadtteil Vahrenheide entstand. 1689 zählte Vahrenwald 103 Bewohner. Mitte des 19. Jahrhunderts standen 17 Bauernhöfe in Vahrenwald. Um 1860 war es insgesamt 80 Gebäude und 308 Bewohner. Davon sind bis heute nur zwei Gebäude erhalten. 1876 hatte Vahrenwald schon fast 1.000 Bewohner. Zu dieser Zeit setzte die Ausdehnung der Großstadt Hannover durch den Bau von Kasernen ein, darunter eine Kaserne mit der preußischen Kavalleriereitschule, der späteren Heeres-Reitschule. Heute sind davon noch einzelne rote Backsteinbauten an der Dragonerstraße vorhanden, die sich in einem gut renovierten Zustand befinden. Darunter ist die Königliche Reithalle. In der Kaserne war im Anschluss an die militärische Nutzung ab 1950 bis 1994 das Kraftwagenbetriebswerk der Deutschen Bundesbahn (Kbw Hannover) beheimatet.

Industriebetriebe folgten bald den Kasernenbauten, wie 1871 die Continental Gummiwerke. 1880 verkehrte eine Pferdebahn von Hannover über Vahrenwald nach Langenhagen. 1897 wurde die Strecke elektrifiziert.

1891 erfolgte die Eingemeindung nach Hannover. Im Zweiten Weltkrieg war Vahrenwald ein bevorzugtes Angriffsziel für alliierte Bomberverbände. Ziel waren die Continental-Werke als Rüstungsbetrieb. Außerdem lag das Unternehmen an einer kriegswichtigen Eisenbahnstrecke. Durch den letzten großen Luftangriff auf Hannover, der Ende März 1945 etwa zwei Wochen vor Einnahme der Stadt durch amerikanische Truppen erfolgte, entstanden hier große Zerstörungen.

Literatur

  • Karl-Heinz Estermann, Ernst Walther: Chronik Vahrenwald (1183-1981), Hannover, 1981
  • Joachim Schiele: Liststadt - Geschichte und Bild eines Stadtteils, Hannover, 1983, ISBN 3-7716-1436-8
  • Ernst Bohlius, Wolfgang Leonhardt: Die List - 700 Jahre Umschau aus der Dorf- und Stadtteilgeschichte, 2004, Norderstedt, ISBN 3-8334-0276-8
  • Wolfgang Leonhardt: List und Vahrenwald, zwei prägende Stadtteile von Hannover, Hamburg, 2005, ISBN 3-8334-3333-7

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Vahrenwald-List – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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