Verein für Socialpolitik

Verein für Socialpolitik
Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik
Zeitraum Vorsitzender
1890–1917 Gustav von Schmoller
1987–1991 Gernot Gutmann
1992–1996 Wolfgang Bühler
1997–2000 Hans-Werner Sinn
2001–2004 Martin Hellwig
2005–2008 Friedrich Schneider
seit 2009 Lars-Hendrik Röller

Der Verein für Socialpolitik ist eine bedeutende ökonomische Vereinigung im deutschen Sprachraum. Er hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Zurzeit hat er etwa 3.600 persönliche und 48 korporative Mitglieder. Der Verein gibt die Schriftenreihe „Schriften des Vereins für Socialpolitik“ (Neue Folge) und zwei Zeitschriften (German Economic Review und "Perspektiven der Wirtschaftspolitik“) heraus.

Er befasst sich in 23 ständigen Fachausschüssen mit allen Zweigen der Wirtschaftswissenschaften. Derzeitiger Vorsitzender ist Lars-Hendrik Röller.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Verein wurde 1873 gegründet. Adolf Held war seit 1873 Sekretär. Ihm gehörten Ökonomen wie Gustav von Schmoller (Vorsitzender 1890–1917) und Adolf Wagner an. Der Verein sah seine Aufgabe darin, die Politik des Laissez-faire in der Sozialpolitik, wie sie die deutschen Manchesterliberalen betrieben, zu bekämpfen, andererseits aber auch gegen die sozialrevolutionären Ideen des aufkommenden Sozialismus zu agieren. Die Gründer des Vereins wurden bald als Kathedersozialisten bezeichnet, weil sie, wie Schmoller es formulierte, „auf der Grundlage der bestehenden Ordnung die unteren Klassen soweit heben, bilden und versöhnen, dass sie in Harmonie und Frieden sich in den Organismus einfügen“. Der Verein war allerdings selbst keine Organisation der Arbeiterbewegung, nur ausnahmsweise konnten bei ihm etwa Gewerkschaftsfunktionäre selbst zu Wort kommen und ihre Positionen darlegen. Kein Interesse bestand an der Meinung von Sozialdemokraten und sozialdemokratischen Gewerkschaftern.[1]

Nach schweren inneren Auseinandersetzungen entwickelte sich der sozialpolitische „Agitationsverein“ zu einer politisch neutralen, fachübergreifenden Gesellschaft fort.

1936 löste sich der Verein selbst auf, um der Gleichschaltung zu entgehen. 1948 wurde er wiedergegründet. Seit 1956 führt er den Namenszusatz „Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“.

Preise

Der Verein vergibt jährlich die folgenden Auszeichnungen:

  • Gossen-Preis für einen Wirtschaftswissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum aus, der mit seinen Arbeiten internationales Ansehen gewonnen hat.
  • Gustav Stolper-Preis für hervorragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die mit Erkenntnissen wirtschaftswissenschaftlicher Forschung die öffentliche Diskussion über wirtschaftliche Zusammenhänge und Probleme beeinflusst und wichtige Beiträge zum Verständnis und zur Lösung ökonomischer Probleme geleistet haben.
  • Reinhard Selten-Preis (Young Author Best Paper Award) für Beiträge, die sich insbesondere durch Originalität, Bedeutung der Fragestellung und saubere Methodik auszeichnen. Der mit € 3.000 dotierte Preis wird an Autorinnen oder Autoren verliehen, die unter 32 sind.

Bekannte Mitglieder

Literatur und Quellen

Nachweise

  1. Christiane Eisenberg, Deutsche und englische Gewerkschaften. Entstehung und Entwicklung bis 1878 im Vergleich, Göttingen 1986, S. 251.

Weblinks


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