Vormela peregusna

Vormela peregusna
Tigeriltis

Tigeriltis (Vormela peregusna)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Marder (Mustelidae)
Unterfamilie: Mustelinae
Gattung: Vormela
Art: Tigeriltis
Wissenschaftlicher Name
Vormela peregusna
(Güldenstädt, 1770)

Der Tigeriltis (Vormela peregusna) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er lebt in Osteuropa, Vorder- und Zentralasien und ist nach seinem gemusterten Fell benannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Tigeriltis ähnelt von der Gestalt her sehr dem Wald- und dem Steppeniltis, ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 29 bis 38 Zentimetern und einer Schwanzlänge von ungefähr 15 bis 22 Zentimetern aber etwas kleiner als diese. Ausgewachsene Tigeriltisse wiegen zwischen 370 und 730 Gramm. Im Gegensatz zu vielen anderen verwandten Arten sind Männchen und Weibchen annähernd gleich groß. In seinem Körperbau zeigt er mit dem langgestreckten, schmalen Rumpf und den kurzen Beinen den üblichen Körperbau vieler Mustelinae. Die Oberseite hat eine dunkelbraune Grundfärbung, die mit gelben Flecken und Streifen bedeckt ist. Die Bauchseite ist schwarz. Tigeriltisse haben eine auffällige schwarz-weiße Gesichtsfärbung: Die Umgebung des Mundes und ein breites Stirnband zwischen den Augen und Ohren sind weiß, der Rest des Gesichtes ist schwarz. Die Ohren sind ungewöhnlich groß. Der Schwanz ist buschig und hat eine schwarze Spitze.

Verbreitung und Lebensraum

Die Tiere sind in Osteuropa und Asien verbreitet. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Balkanhalbinsel und Vorderasien (ohne die Arabische Halbinsel) über das südliche Russland bis nach Pakistan. Isolierte Vorkommen gibt es zudem im russisch-kasachischen Grenzgebiet sowie im chinesisch-mongolischen Grenzgebiet.

Tigeriltisse bewohnen trockene, baumlose Gebiete wie Steppen, Halbwüsten und Wüsten, gelegentlich auch grasbewachsene Flächen in Vorgebirgen. Sehr selten wurden die Tiere auch in Gebirgen beobachtet, wo sie in bis zu 3000 Metern Höhe nachgewiesen wurden. Inzwischen leben manche Tiere auch in Parks, Weinbergen und sogar Wohnsiedlungen.

Lebensweise

Die Lebensweise der Tigeriltisse ähnelt sehr der des Steppeniltis. Sie sind vorrangig dämmerungs- oder nachtaktiv, gehen manchmal aber auch am Tag auf Nahrungssuche. Den Tag verbringen sie meist in einem Erdbau, den sie entweder selbst gegraben oder von anderen Tieren übernommen haben. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzelgängerisch. Die Reviere können sich überlappen, trotzdem gehen sich die Tiere meistens aus dem Weg.

Im Bedrohungsfall richtet er die Körperhaare auf und beugt den buschigen Schwanz nach vorn, die warnende Signalfärbung soll ähnlich wie bei den Skunks Fressfeinde abschrecken. Nützt dies nichts, kann er aus seiner Analdrüse ein übelriechendes Sekret versprühen.

Nahrung

Tigeriltisse jagen sowohl auf der Erdoberfläche, wo sie sich manchmal aufrichten, um einen besseren Überblick zu haben, als auch auf Bäumen, die sie erklettern. Am häufigsten gehen sie jedoch in den unterirdischen Gängen und Bauen von verschiedenen Nagetieren auf Jagd, manchmal lassen sie sich auch direkt in den Bauen nieder. Zu ihrer Hauptnahrung zählen Rennmäuse, Wühlmäuse, Ziesel und andere Erdhörnchen oder Hamster, daneben nehmen sie auch Vögel und andere Wirbeltiere sowie Insekten zu sich.

Fortpflanzung

Die Paarung findet zwischen März und Juni statt. Die Tragzeit der Tigeriltisse dauert in der Regel 45 Tage. Sie kann sich aber auf bis zu elf Monate verlängern, was auf die Keimruhe und die damit verbundene verzögerte Einnistung zurückzuführen ist. Die Umweltbedingungen, vor allem die Temperatur, haben Einfluss auf die Tragzeit. Günstige Umweltbedingungen bedeuten eine kurze Tragzeit.

Pro Wurf bringen die Weibchen ein bis acht (durchschnittlich vier oder fünf) Junge zur Welt. Diese sind klein und blind, wachsen aber schnell und beginnen schon nach einem Monat, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Weibchen werden bereits nach drei Monaten geschlechtsreif, bei Männchen dauert dies bis zu einem Jahr.

Über die Lebenserwartung ist wenig bekannt, ein Tier in menschlicher Obhut wurde knapp neun Jahre alt.

Systematik

Sechs Unterarten werden unterschieden:

Name

Sowohl Gattungs- als auch Artname sind nicht lateinisch. Der Gattungsname Vormela ist gebildet aus dem deutschen "Wormlein" (alt für "Würmchen"). Der Artname peregusna leitet sich von "pereguznya" ab, einem ukrainischen Namen des Tigeriltisses.

Tigeriltisse und Menschen

Im 20. Jahrhundert sind die Bestände teilweise rapide zurückgegangen. Verantwortlich dafür ist weniger die Jagd auf ihr Fell, die im Vergleich zu anderen Mardern eine untergeordnete Rolle spielt (Fellbezeichnung Perwitzky). Hauptbedrohung stellt vielmehr die Umwandlung ihres Lebensraums in landwirtschaftlich genutzte Gebiete dar. Weitere Todesfälle geschehen durch den Straßenverkehr, Vergiftungen durch Rattengift oder weil sie in für andere Tiere bestimmte Fallen geraten. Die südosteuropäische Unterart V. p. peregusna gilt in der Roten Liste der IUCN als gefährdet, insgesamt gesehen ist die Art aber noch nicht bedroht.

Wo Tigeriltisse in der Nähe des Menschen vorkommen, können sie in Hühnerställe eindringen oder sogar Nahrungsvorräte aus Hütten stehlen. Meistens gelten sie jedoch als nützlich, da ihre Hauptbeute Nagetiere darstellen. In Afghanistan werden sie manchmal halbzahm gehalten und zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen eingesetzt.

Mit dem Tigeriltis verbindet sich eine alte russische Legende. Im Volksmund wird das Tier auch „Perewostschik“, „Übersetzer“ genannt. Nach sibirischer Überlieferung trägt er Eichhörnchen und Hermeline als Fährmann auf seinem Rücken über die großen sibirischen Ströme.[1]

Quellen, Einzelnachweise

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
  • Wanda A. Gorsuch, Serge Larivière: Vormela peregusna. Mammalian Species Nr. 779, 2005.
  • Vormela peregusna in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Mustelid Specialist Group, 1996. Abgerufen am 13. Mai 2007
  1. Dr. Fritz Schmidt: Das Buch von den Pelztieren und Pelzen, 1970, F. C. Mayer Verlag, München

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