Voyager2

Voyager2
Voyager-Sonde

Voyager 2 ist eine Raumsonde der NASA, die 16 Tage vor Voyager 1 am 20. August 1977 von Launch Complex 41 auf Cape Canaveral mit einer Titan-IIIE-Centaur-Rakete in den Weltraum gestartet wurde (Voyager 1 startete zwar 16 Tage später, nahm aber eine kürzere Flugbahn zum Jupiter, daher die Sondennummer).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Diagramm der Voyagersonden

In den 1960er Jahren stellten Astronomen, darunter Gary Flandro und James Long vom JPL, fest, dass die großen Planeten unseres Sonnensystems (Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun) zum Ende der 1970er Jahre in einer Konstellation stehen würden, in der sie mit einer einzigen Sonde nacheinander besucht werden könnten. Aus Budgetgründen wurde der Plan einer Grand Tour von der NASA schon 1972 storniert, da finanzielle und personelle Ressourcen in das Projekt Space Shuttle fließen sollten. Das JPL bekam grünes Licht für eine „kleine Tour“, die zwei Sonden zu den Planeten Jupiter und Saturn führen sollte. Die NASA hatte außerdem die Anweisung gegeben, dass die Sonden nur für die vierjährige Missionsdauer zum Saturn zu konstruieren sind und nicht für die ganze Grand Tour, um mögliche höhere Kosten durch langlebigere Systeme für die 12 Jahre lange Grand Tour auszuschließen.

Daraufhin wurden zwei Sonden gebaut, Voyager 1 und Voyager 2 (der ursprüngliche Name von Voyager 2 war zeitweise Mariner 12, beide Sonden liefen auch unter Mariner Jupiter-Saturn). Die Ingenieure der Mission hielten für eine der beiden Sonden die Option offen, auch Uranus und Neptun zu besuchen, sollte sich die politische Wetterlage der NASA zwischenzeitlich ändern. Für den Fall, dass Voyager 1 erfolgreich den Jupitermond Io und den Saturnmond Titan passieren und untersuchen würde, könnte Voyager 2 von einem Besuch dieser Monde absehen und auf Kurs für die Grand Tour gebracht werden. Beide Sonden wurden während der folgenden Jahre, sozusagen ohne Aufsehen zu erregen, für eine verlängerte Missionsdauer ausgestattet, 1977 war es soweit – die Idee fand Anklang. Voyager 2 wurde zuerst gestartet, um sich die Option offenzuhalten (das Fenster für die Nutzung der einmaligen Planetenkonstellation würde sich Ende August schließen).

Missionsverlauf

 
20. Aug. 1977 Start auf Cape Canaveral
 
9. Juli 1979 Passage Jupiter
 
25. Aug. 1981 Passage Saturn
 
24. Jan. 1986 Passage Uranus
 
25. Aug. 1989 Passage Neptun
 
30. Aug. 2007 Passage
Termination Shock
 
 
ca. 2020 Ende des Funksignals

Der große Saturnmond Titan interessierte die Forscher wegen seiner Atmosphäre derart, dass beide Sonden dicht an ihm vorbei fliegen sollten - eine über die Polregion, eine über den Äquator. Voyager 1 sollte Titans Südpol überfliegen. Dieser Kurs musste sie allerdings aus der Ekliptik des Sonnensystems tragen, womit sie für Besuche bei Uranus und Neptun nicht mehr in Frage kam[1]. Das Manöver gelang, aber die dabei aufgenommenen Bilder von Titan waren relativ enttäuschend, da die Kameras die dichte Atmosphäre des Mondes nicht durchdringen konnten. Voyager 2 überflog wenig später den Äquator von Titan, mit ähnlichen Resultaten. Allerdings blieb diese Sonde in der Ekliptik und setzte ihren Flug zum Uranus und Neptun fort. Die NASA bekannte sich offiziell erst nach dem Saturn-Vorbeiflug zur Missionsverlängerung, wobei die lange Reisezeit von weiteren vier Jahren zum Uranus einen Erfolg nicht allzu wahrscheinlich erscheinen ließ. Dass die Raumsonde sogar die zwölf Jahre bis zum Erreichen des Neptun durchhalten würde, hielt man 1981 für fast unmöglich. Erst nach der erfolgreichen Passage von Uranus schätzte man die Wahrscheinlichkeit hoch genug ein, auch noch Neptun erfolgreich zu erreichen, so dass große Investitionen in das Deep Space Network vorgenommen wurden. Der Durchmesser der 64-Meter-Antennen wurde auf 70 Meter erhöht, um die mögliche Datenrate von Voyager 2 bei der Neptunbegegnung anzuheben. Die Sonde passierte den Jupiter am 9. Juli 1979, Saturn am 25. August 1981, Uranus am 24. Januar 1986 und Neptun schließlich am 25. August 1989.

Neptunnahaufnahme von Voyager 2 (4,4 Mio. Meilen 4 Tage und 20 Stunden vor der dichtesten Annäherung).

Am 10. Dezember 2007 gab die NASA bekannt, dass am 30. August 2007 auch Voyager 2 den Termination Shock passiert und den Heliosheath erreicht hat.[2] Die Sonde hatte zu diesem Zeitpunkt eine Entfernung von rund 84 AE zur Sonne.

Die Sonde sammelte auf ihrem Flug viele Daten, die zum Verständnis unseres Sonnensystems beitrugen. Dabei wurden unter anderem 22 neue Monde, die Ringe des Jupiters und zwei weitere Ringe des Uranus entdeckt.

Die Voyager-2-Mission zählt zu den erfolgreichsten Weltraumprojekten aller Zeiten. Die Sonde funktioniert immer noch und ist nach Voyager 1 und Pioneer 10 das am drittweitesten von der Erde entfernte von Menschen gebaute Objekt. Prognosen gehen davon aus, dass die Sonde noch bis zum Jahr 2020 Daten zur Erde senden könnte, bevor dann die nukleare Energiequelle (Radioisotopengenerator) nicht mehr genügend Strom liefert, um kritische Systeme mit Energie zu versorgen.

Wie die Schwestersonde trägt auch Voyager 2 eine goldene Schallplatte namens Voyager Golden Record mit sich, welche Bilder, Grußbotschaften (u. a. vom damaligen UN-Generalsekretär Kurt Waldheim), Musik und Geräusche der Erde beinhaltet. Am 1. Januar 1990 erhielten beide Sonden die neue Bezeichnung Voyager Interstellar Mission.

Siehe auch

Literatur

  • Ben Evans: NASA's Voyager Missions, London 2004
  • Reiner Klingholz: Marathon im All: Die einzigartige Reise des Raumschiffes Voyager 2, Westermann, Braunschweig 1989, ISBN 3-07-509233-9

Einzelnachweise

  1. Jeffrey Kluger: Weiter als Menschen fliegen können, S. 224ff. Scherz, 2000, ISBN 3-502-15374-4
  2. NASA News: Voyager 2 Proves the Solar System is Squashed, 10. Dezember 2007 (englisch)

Weblinks



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