Walther Schieber

Walther Schieber

Walther Schieber oder auch Walter Schieber geschrieben (* 13. September 1896 in Beimerstetten bei Ulm; † 29. Juni 1960 Würzbach oder Mosbach), war Chemiker und promovierte zum Doktor der Ingenieurswissenschaften. Er war im nationalsozialistischen Deutschen Reich SS-Brigadeführer, NSDAP-Gauwirtschaftsberater, Staatsrat in Thüringen, Chef des Rüstungslieferungsamtes im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion und später bis zu seiner Entlassung Stellvertreter von Albert Speer in dessen Reichsrüstungsministerium.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Schieber trat im Juni 1931 in die NSDAP und im Juni 1933 in die Schutzstaffel (SS) mit der Mitgliedsnummer 161.947 ein. 1939 wurde er als Nachfolger von Otto Eberhardt Gauwirtschaftsberater der NSDAP im Gau Thüringen. Im Februar 1942 wurde er Chef des Rüstungslieferungsamtes im Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion; dort war er auch zuständig für Giftgas. Er war Mitglied des Freundeskreises Reichsführer-SS. Er wurde vom Februar 1942 an bis zum November 1944 Stellvertreter von Albert Speer im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion.

Er war Träger zahlreicher Auszeichnungen in beiden Weltkriegen, ferner des Goldene Parteiabzeichen der NSDAP, des Ehrendegens des Reichsführers und des Totenkopfrings der SS.

Aufgrund seiner hohen Qualifikation bekleidete Schieber zahlreiche Posten in der Wirtschaft und verknüpfte seine wirtschaftlichen und technischen Interessen mit den Interessen der Nationalsozialisten. Er war Vorsitzender der Gustloff Werke in Weimar und kam 1935 zur Thüringischen Zellwolle AG in Schwarza als deren Vorsitzender, ferner bekleidete er hervorgehobene Positionen in weiteren Zellstoffwerken wie beispielsweise der Zellstoff- und Papierfabrik AG in Lenzing. Er war stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Thüringer Rohstoff AG in Weimar und Leiter der Industrieabteilung der Wirtschaftskammer Thüringen.

Ab 1943 wurden in dem Werk in Lenzing und in anderen Zellstoffwerken Schiebers mit der Produktion künstlicher Lebensmittel, mit „Mycel“ und „Biosyn“ begonnen, die aus einem Abfallprodukt der Celluloseherstellung, einer Eiweißmasse, entstehen sollte. Er ließ künstliche „Biosynwurst“ in der Westfälischen Zellstoff AF in Wildshausen bei Arnsberg für KZ-Häftlinge produzieren, die im KZ Mauthausen getestet wurde.[1]

Im Mai 1942 ernannte ihn die Universität Frankfurt zu ihrem Ehrenmitglied.

Zeitweise war Schieber in die Atomforschung im Deutschen Reich involviert[2] und er war Geschäftsführer der Firma Ventimor GmbH, die sich mit der Nutzung von Windkraft befasste.[3] Nachdem er in Konflikt mit der Parteiführung geriet, wurde er im November 1944 von Speer aus dem Reichsministerium entlassen.

Er sollte 1948 vom US-Geheimdienst in die USA eingeschleust werden[4] und verdingte sich in chemischen Laboren im Süden Deutschlands bis zu seinem Tode im Jahre 1960.

Literatur

  • Schieber, Walter. In: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-98114-834-7, S. 533f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz & Barbara Distel (Hrsg): Der Ort des Terrors. Die Geschichte der Konzentrationslager. Flossenbürg. Mauthausen. Ravensburg. Bd. 4. S. 389f. Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56229-7.
  2. Paul-J. Hahn, Reiner Karlsch: Ronald Richter und die Anfänge der Fusionsforschung. In: Rainer Karlsch, Heiko Petermann (Hrsg): Für und wider "Hitlers Bombe", Studien zur Atomforschung. S. 201ff.
  3. Christian Gerlach: Die Firma J. Topf & Söhne, die Vernichtungspolitik und der „Osten“ als Aktionsfeld kleinerer und mittlerer Firmen. Ein Fabrikgelände als Erinnerungsort? In: Aleida Assmann, Frank Hiddemann, Eckhard Schwarzenberger (Hrsg.): Firma Topf & Söhne - Hersteller der Öfen für Auschwitz. Ein Fabrikgelände als Erinnerungsort?, S. 50ff. New York/Frankfurt a. Main, Verlag Campus, 2002. ISBN 3593370352
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. S. 534.

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