Wannabe

Wannabe

Wannabe (Mz.: wannabes; auch wanna-be, wanna be, wannabee, wanna-bee, wannabie geschrieben[1]) ist ein öfter abfällig verwendeter Anglizismus für einen Möchtegern. Dies ist eine Person, die versucht wie jemand anderer zu sein oder sich in eine bestimmte Gruppe von Personen einzufügen.[2] Auch Neulinge werden oft auf diese Art gesehen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Wannabe ist eine Kurzform von want to be („sein wollen“, aber auch „werden wollen“ oder "möchte gern"). Es stammt aus dem US-amerikanischen Englisch und wurde inzwischen auch in andere Sprachvarietäten wie dem australischen Englisch[3] oder dem britischen Englisch[1] übernommen. Deutsche Entsprechung ist Möchtegern, und das österreichische Hättiwari (Hätte ich, wäre ich …) bzw. Hättitätti (Hätte ich, täte ich …) in exakt derselben Wortbildung, aber mit noch deutlicher Konnotation Versager.[4]

Durch verschliffene, verdichtete Aussprache (Reduktion, im Englischen „relaxed pronunciation“, „condensed pronunciation“ oder „word slurs“ genannt) wurde aus want to „wanna“ [ˈwʌnə] („will“). Diese Schreibweise wird schon lange Zeit in der Dichtung und vor allem Liedtexten verwendet. Im Online durchsuchbaren Archiv des Time Magazine, welches bis in das Jahr 1923 zurückreicht, taucht der Begriff erstmals zur Premiere des Musicals Good Boy im Jahre 1928 auf. Es wird dort das Lied I Wanna Be Loved by You erwähnt,[5] welches vor allem in der Interpretation von Marilyn Monroe im Film Manche mögen’s heiß bekannt ist. Andere Beispiele für solche Verdichtungen sind gotta: „got to“ („muss“), gonna: „going to“ („werde“), getcha: „get you“ („krieg' dich noch“) und das auch im deutschsprachigen Raum als Begriff bekannte gotcha: „got you“ („erwischt“).

Die Zusammenfassung wannabe ist dagegen relativ jungen Datums. Erstmals nachweisbar ist der Begriff in einem Newsweek-Artikel vom 6. Juli 1981, wo jene Zeit beschrieben wird, lange bevor die Strände durch Horden von Surf-Neulingen bevölkert wurden. („Before long the beaches were jammed with hordes of novices known as wannabees (as in, ‚I wanna be a surfer‘).“[1] Er stammt von der Floskel „What do you want to be?“ („Was möchtest du sein?“), welche schnell gesprochen zu „Whaddaya wannabe?“ wird.[6] Am 27. Mai 1985 erschien im Time Magazine eine Coverstory mit mehreren Artikeln über das damals neue Pop-Phänomen Madonna. In einem der Artikel wird über weibliche Fans von 8 bis 25 Jahren berichtet, die sich wie Madonna kleiden. Autor John Skow bezeichnet sie als „Wanna Be's (as in ‚We wanna be like Madonna!‘)“[7] Ebenfalls im Jahre 1985 eröffnete im New Yorker Kaufhaus Macy’s die Boutique Madonnaland, welche Kleidung im Stile Madonnas verkaufte. Das Phänomen, dessen Teilnehmer heute Madonna-Wannabes genannt werden, existierte etwa von 1983 bis 1986, als die Künstlerin ihr Outfit mit Erscheinen der LP True Blue radikal änderte. Der Begriff Wanna Be's in genau dieser Schreibung taucht im Time Magazine noch in den Jahren 1986 und 1988 bei drei anderen Autoren auf und beschreibt eben jene Madonna-Fans.[8][9][10]

Im Usenet tauchte der Begriff erstmals 1986 in der weitergeleiteten Beschreibung eines Auftrittes der Gruppe Tuxedomoon auf („and some Bowie wannabe“ ‚und irgendein Möchtegern-David Bowie‘) [11] und kurze Zeit später als Kommentar in einem Programmcode („MSDOS on an IBM PC or Wannabe“ ‚MSDOS auf einem IBM PC oder Möchtegern(-Nachbau)‘).[12] Im Oktober 1987 berichtete auch die Illustrated London News über Madonna-Fans, die um die Aufmerksamkeit der Sängerin konkurrieren. („Madonna's adoring fans, or Wannabees as they have come to be known because they "wannabee" like her, also vied for the prima donna's attention.“) Im selben Jahr berichtete die Atlanta Journal-Constitution am 1. November von Personen, die sich wie Surfer kleiden aber (noch) nicht surfen. („What bothers surfers is that only a quarter of that money is being spent on surfboards. The rest is spent by people surfers call ‚wanna bes.‘ They don't surf but they want to, so they dress the part, as have non-participating fans of tennis and skiing.“)

Ab 1989 setzt sich dann der Gebrauch des Wortes allgemein in der englischsprachigen Presse durch.[1] Im Time Magazine taucht der zusammengeschriebene Begriff erstmals im Jahre 1990 auf[13] und seitdem regelmäßig in steigendem Ausmaß. Im Jahre 2002 wurde das Wort ins Oxford English Dictionary aufgenommen.[14]

Das Wort Wannabe wurde 1996 in zahlreichen Ländern durch die erste und sehr erfolgreiche Single der Spice Girls bekannt. Diese handelt von den Tips und Bedingungen der Mädchen an einen Verehrer und möglicherweise zukünftigen Lover – einen Wannabe(-Lover) – wie sie sich bestimmte Dinge in der Beziehung vorstellen.

Verwendung

Englisch

„Walnut wannabe“ = „werdende Walnuss

Im Englischen kann es sowohl alleinstehend (baby millionaires and their legions of wannabes: „Baby-Millionäre und die Legionen der Möchtegerne“) als auch vor (other wannabe encyclopedias: „andere Möchtegern-Enzyklopädien“) oder hinter (an Italian Casanova wannabe: „ein italienischer Möchtegern-Casanova“) einem zugehörigen Substantiv stehen. Es kann als Substantiv oder Adjektiv verwendet werden. Auch ist es umgangssprachlich als Verb im Sinne von „sein/werden wollen“ anzutreffen (So You Wannabe A Popstar: „Du willst also Popstar werden“; I Wannabe Your Lover: „Ich möchte dein Freund sein/werden“). Dadurch kann es im Gegensatz zu „Möchtegern-“, „Pseudo-“, „would-be“ leichter wertneutral für Beginnendes, sich Entwickelndes verwendet werden („Wannabe Australian Prime Minister“, „Walnut wannabe“).

Jugendkultur

Der Begriff wird in der Jugendkultur abfällig für jene Personen verwendet, die sich vor allem äußerlich an eine Strömung anpassen, aber nach Ansicht jener, die sich zum harten Kern zählen, nicht wirklich dazugehören, da die innere Einstellung dazu fehlt. Dies kommt vermehrt dann vor, wenn bestimmte Elemente einer Jugendströmung vom Mainstream aufgegriffen werden. Manchmal wird es auch für jene verwendet, die noch frisch in der Szene sind. (Beispiele: Surfer/Wellenreiter, Hacker, Rocker, Emos, Goths oder Punks. „Er denkt, er wäre ein Punk, doch mehr als ein Wannabe ist er nicht.“)

Selbstbezeichnung

Als Selbstbezeichnung wird Wannabe von manchen Menschen mit Body Integrity Identity Disorder verwendet. Sie haben real keine Behinderung, fühlen sich geistig aber so als hätten sie eine. Entweder versuchen sie die Behinderung herbeizuführen oder sie verwenden die Hilfsmittel Behinderter wie etwa Rollstühle, Prothesen und Blindenstöcke und leben wie diese, um sich psychische Erleichterung zu verschaffen. Sie tun also, als ob sie Behinderte wären, sind quasi „Möchtegern-Behinderte“. Fachlich wird dies auch Pretending („so tun als ob“, „vortäuschen“) genannt.

Weblinks

Quellen

  1. a b c d John Algeo, Adele S. Algeo: Fifty Years Among the New Words: A Dictionary of Neologisms, 1941-1991, Cambridge University Press, 1991, ISBN 0-521-41377-X, S. 254
  2. The Oxford Pocket Dictionary of Current English, 2008
  3. David Blair, Peter Collins: English in Australia, John Benjamins Publishing Company, 2001, ISBN 90-272-4884-2, S. 154
  4. Eintrag Hättiwari, Hättiwaritäti. In: ostarrichi.org
  5. New Plays in Manhattan, Time Magazine, 17. September 1928
  6. David K.Barnhart, Allan A. Metcalf: America in So Many Words, Houghton Mifflin Company, 1997, bei answers.com: Word Origin: wannabe, Abruf: 20. März 2008
  7. John Skow: Madonna Rocks the Land, Time Magazine, 27. Mai 1985
  8. John Greenwald: A Mighty High-Kicking Comeback, Time Magazine, 24. Februar 1986
  9. Pico Iyer: Celebrities Who Travel Well, Time Magazine, 16. Juni 1986
  10. Jay Cocks: Do You Wanna Dirty Dance?, Time Magazine, 20. Juni 1988
  11. Greg Skinner: Love-Hounds Digest, in mod.music, 7. Juni 1986
  12. turner von imagen.uucp: ARC for BSD4.2 (part 1 of 5) in net.sources, 4 August 1986
  13. Janice Castro: Hunkering Down, Time Magazine, 23. Juli 1990
  14. Warren Hoge: Oxford Journal; Latest Word: 'Klingons' In, 'Muggles' Not Quite, The New York Times, 12. November 2002

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