Warnen

Warnen

Die Warnen (lateinisch: Varini, griechisch: οι Ουαρίνοι) waren ein germanischer Volksstamm. Die althochdeutsche Form ihres Namens ist Warjan.

Plinius der Ältere erwähnt in seiner Naturalis historia (lat. Text [1]) die Varinae, Burgunden, Gutonen und Charini als Unterstämme der Vandili (Wandalen). Tacitus zählt in Abs. 40 seiner Germania (lat. Text: [2]) die Varini zu den sieben kleinen und unkriegerischen Stämmen, die er den großen Suebenstämmen Semnonen und Langobarden gegenüberstellt und die durch Wälder und Flüsse vor Kämpfen und Herausforderungen geschützt seien. Claudius Ptolemäus erwähnt um 150 nach Chr. in seiner Geographike Hyphegesis die Οὐίρουνοι (Ouirunoi/Viruni) als kleinen Stamm zwischen den Saxonen, die am Nacken der Kimbrischen Halbinsel (etwa Holstein) wohnen und den Sueben. Deren Unterstamm Semnonen lebte zwischen der Elbe und dem Fluss Suevus. Die von ihm festgehaltenen geografischen Daten lassen trotz Unterschieden zum heutigen Gradnetz den Suevus als Swine und Oder (ist auch im Binnenland Stammesgrenze) identifizieren und den weiter westlich mündenden Χαλούσος (lat.: Chalusus) als die Warnow. [3]

Die Historiker sind sich nicht ganz einig, ob die drei antiken Autoren denselben Stamm meinten. Das Siedlungsgebiet scheint im westlichen Mecklenburg gelegen zu haben. In der Völkerwanderungszeit verließ im 2. oder 3. Jahrhundert der größte Teil der Warnen zusammen mit Volksteilen der benachbarten Angeln ihre Heimat und wanderten in damalige Siedlungsgebiete der Hermunduren ein. Ein Teil mag zurückgeblieben sein und sich mit den im 6. bis 8. Jahrhundert nachrückenden Slawen vermischt haben. Einige, aber nicht viele Gewässer- und andere geografische Namen zwischen Elbe und Oder verweisen auf vorslawische germanische Ursprünge [4]. Inwieweit sich das antike Siedlungsgebiet der Warnen aus heutigen Namen ablesen lässt, ist zweifelhaft. So werden die Toponyme Warnow, und Warin wahlweise auf die Warnen oder slawische Worte zurückgeführt: Warnow von wran (warna, wron) für Krähe oder Rabe, Warin über einen Personennamen von wariti (kochen). Der Name der Stadt Waren wird oft mit Ptolemäus' Οὐιρουνον (lat.: Virunum) in Verbindung gebracht und könnte so auf den Stammesnamen der Warnen zurückgehen. Das passt allerdings nicht zu den Koordinaten, nach denen Virunum östlich des Suevus liegt. Nimmt man Ptolemäus' Koordinaten ernst, so notierte er für die Warnow den Namen Chalusus (s.o.).

Zusammen mit Bevölkerungsteilen der Angeln, Hermunduren und anderer Stämme, darunter auch Turonen, Quaden, Markomannen, Langobarden und Semnonen, bildeten die Warnen den späteren Großstamm der Thüringer, dessen Stammesgebiet während des 6. Jahrhunderts in das Frankenreich einverleibt wurde. Bei ihren Nachbarn, den Friesen, Sachsen, Franken und Wenden waren die Warnen für ihre ausgezeichneten Waffenschmiedearbeiten berühmt.

Die Volksrechte der Warnen sind in gesonderten ostfränkischen Kapitularien - zusammen mit denen der Angeln - niedergeschrieben worden.

Bei den fränkischen Merowingern traten im 6. Jahrhundert zwei Persönlichkeiten aus der Führungsschicht der Warnen auf: König Hermegis und sein Sohn Radegis, die nacheinander die fränkische Prinzessin Theudechild († vor 579), Tochter des Königs Theuderich I. heirateten.

Belege

  1. Plinius Maior: Naturalis historia (lateinischer Volltext)
  2. Publius Cornelius Tacitus: De Origine et situ Germanorum (lateinischer Volltext)
  3. Claudius Ptolemaios: Geographike Hyphegesis, Kap. 11: Germania Magna. (altgriech./lat./engl.)
  4. Google Buchsuche: Slawische Siedlung und Landesausbau im nordwestlichen Mecklenburg: Etymologie der Ortsnamen

Weblinks

Siehe auch


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