- Weißer Kreis (Burschenschaft)
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Der Weiße Kreis war von seiner Gründung 1919 bis zu seiner Suspendierung 1961 ein Zusammenschluss „weißer“ Burschenschaften innerhalb der Deutschen Burschenschaft.
Inhaltsverzeichnis
Das „weiße Prinzip“
Die „weißen“ Burschenschaften legen – besonders im Gegensatz zu den „roten“ Burschenschaften – besonderes Augenmerk auf ihr korporatives Zusammenleben und gesellschaftliche Umgangsformen. Zudem sind sie definitionsgemäß pflichtschlagend und werden innerhalb der Deutschen Burschenschaft zum konservativen Flügel gezählt.
Schon zwischen den Weltkriegen betonte die weiße Richtung „mit Nachdruck die korporative Eigenart und waffenstudentischen Aufgaben der Einzelburschenschaften und die Wahrung der überlieferten Formen eines straff geknüpften Gemeinschaftslebens.“[1]
Einordnung innerhalb der Zusammenschlüsse weißer Burschenschaften
Der Weiße Kreis war seinerzeit der bedeutendste Zusammenschluss von Burschenschaften der weißen Richtung und ist auch heute noch der bekannteste. Er bestand aus den Burschenschaften des Alt-Weißen Kartells, des Schwarz-Weiß-Roten Kartells, des Freundschaftsbundes und des Schwarz-Weißen Kartells.
Innerhalb der Deutschen Burschenschaft bildete der Weiße Kreis gemeinsam mit dem Schwarz-Rot-Goldenen Kartell, dem Weißen Ring sowie 14 weiteren Einzelburschenschaften die lose Weiße Arbeitsgemeinschaft (W.A.G.).
Geschichte
Der Weiße Kreis (WK) wurde am 15. April 1919 von 18 Burschenschaften gegründet. Er ging aus der 1908 entstandenen „Weißen Richtung“ in der Deutschen Burschenschaft hervor. Mit der Gründung des WK sollte der Einfluss der „weißen“ Burschenschaften auf die Verbandspolitik der Deutschen Burschenschaft sichergestellt werden.
1934 musste sich der Weiße Kreis unter dem Druck der politischen Verhältnisse auflösen und wurde erst nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft am 15. Juni 1951 von 15 Burschenschaften wiederbegründet.
1961 zerfiel der auf 28 Mitgliedsburschenschaften angewachsene Weiße Kreis, nachdem auf dem Burschentag in Nürnberg die Vereinigung der Deutschen Burschenschaft in Österreich (DBÖ) mit der Deutschen Burschenschaft (DB) abgelehnt worden war. Der WK hatte sich wie die gesamte DB in Fusionsgegner und -befürworter gespalten. Er gilt seitdem als vertagt oder suspendiert, allerdings nicht als aufgelöst.
Jene zehn Mitgliedsverbindungen, die eine Fusion der DB mit der DBÖ befürworteten, bildeten den Weißen Verband, der nach der Suspendierung des WK geschlossen der Burschenschaftlichen Gemeinschaft beitrat. Diese wurde noch im selben Jahr auf dem Haus der letzten Vorsitzenden Burschenschaft des WK, Cimbria München, gegründet.
Acht andere ehemalige Mitgliedsburschenschaften des WK gründeten 1965 den auch heute noch bestehenden Ring Weißer Burschenschaften, zwei sind heute Mitglied der Neuen Deutschen Burschenschaft.
Auf dem Burschentag 2010 gründeten unter dem Vorsitz der Münchener Burschenschaft Cimbria sechs Burschenschaften die Arbeitsgemeinschaft Weißer Kreis (AGWK) mit dem Ziel, die Suspendierung des Weißen Kreis im Jahr 2011 aufzuheben.
Prinzipien des Weißen Kreises
Aus der Satzung des Weißen Kreises aus dem Jahr der Suspendierung (1961) ergeben sich die folgenden Prinzipien:
- Verfolgen der gleichen burschenschaftlichen Ziele und gemeinsame Vertretung derselben innerhalb der Deutschen Burschenschaft
- Betonung der Eigenständigkeit der Einzelburschenschaften
- Konservative Grundhaltung gegenüber Bestrebungen zur Änderung oder Aufgabe der alten Überlieferungen
- Eintreten für den völkischen Vaterlandsbegriff
- Auf burschenschaftlichen Grundsätzen beruhende Bildungsarbeit
- Nichteinmischung in parteipolitische Auseinandersetzungen
- Wahrung und Überlieferung bewährter studentischer Formen
- Examensprinzip
- Freundschaftliche Beziehungen der Mitgliedsburschenschaften untereinander
Mitglieder
Zum Zeitpunkt der Suspendierung bestand der Weiße Kreis aus folgenden 28 Burschenschaften:
- B. Alania Aachen
- B. Cimbria Berlin
- Berliner B. Germania
- B. Hevellia Berlin
- B. Frankonia Erlangen
- Prager B. Teutonia zu Erlangen (heute in Würzburg)
- B. Dresdensia-Rugia zu Frankfurt (heute in Gießen)
- B. Franconia Freiburg
- B. Alemannia Gießen
- B. Alemannia Göttingen
- Grazer akad. B. Arminia
- Grazer akad. B. Marcho-Teutonia
- Hamburger B. Germania
- B. Germania Königsberg zu Hamburg
- B. Obotritia Rostock zu Hamburg (heute in Rostock)
- B. Rheno-Arminia Heidelberg
- Akad. B. Germania Innsbruck
- B. Germania Halle zu Mainz
- Münchener B. Cimbria
- Münsterer B. Franconia
- B. Ghibellinia Stuttgart
- Wiener akad. B. Albia
- Wiener akad. B. Libertas
- Akad. B. Markomannia zu Wien (heute in Passau)
- B. Cimbria Würzburg
Einzelnachweise
- ↑ Handbuch für den Deutschen Burschenschafter, Frankfurt 1925, S. 118.
Weblinks
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