Burschenschaft Teutonia Prag

Burschenschaft Teutonia Prag
Wappen
Teutonenwappen
Basisdaten
Hochschulort: Würzburg, Deutschland
Gründung: 16. Dezember 1876 in Prag
Verband: Deutsche Burschenschaft (DB)
Farben: schwarz-rot-gold
Webseite: www.teutonia-prag.de

Die Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg ist eine konservative, farbentragende und pflichtschlagende Studentenverbindung. Sie ist Mitglied in der Deutschen Burschenschaft (DB), in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) und Teil des Schwarz-Rot-Goldenen Kartells.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Prager Burschenschaft Teutonia wurde am 16. Dezember 1876 von deutschen Studenten der deutschen Karl-Ferdinands-Universität und der Deutschen Technischen Hochschule in Prag, unter dem maßgeblichen Einfluss von Raphael Pacher und Ludwig Außerwinkler, als „akademisch-technische Burschenschaft“ gegründet. Ihr Ziel war es die burschenschaftliche Bewegung auf Prager Boden im Sinne der Urburschenschaft zu erneuern und deutsche Studenten der Technik und der Universität in einer Gemeinschaft von Gleichen zusammenzufassen, da diese ansonsten in Österreich-Ungarn einer klaren Trennung unterworfen waren. Von 1876 bis 1938 war Teutonia in der ältesten deutschen Hochschulstadt Prag aktiv und bildet seit 1879 mit der Wiener akademischen Burschenschaft Albia und seit 1887 auch mit der Grazer akademischen Burschenschaft Arminia das Schwarz-Rot-Goldene Kartell, welches sich als eine Burschenschaft an drei Hochschulorten versteht. Es ist das älteste Kartell innerhalb der Deutschen Burschenschaft.

Aktivitas der Prager Burschenschaft Teutonia im Sommersemester 1879

Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 verlor Teutonia 18 Bundesbrüder in den Kämpfen an der russischen, italienischen und serbischen Front. Von 1918 bis 1939 wirkte Teutonia innerhalb der neu gegründeten Tschechoslowakei. 1919 wurde Teutonia Mitglied der Deutschen Burschenschaft und 1922 Mitglied der „Weißen Arbeitsgemeinschaft“. Von ihrer Selbstauflösung 1938 bis 1945 existierte der Bund in Gestalt der Kameradschaft „Fritsch II“ und danach der farbentragenden Kameradschaft „Josef Titta“ innerhalb des NSDStB. Im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 verlor Teutonia 15 Bundesbrüder und im Zuge der Vertreibung der Deutschen aus Böhmen zwischen 1945 und 1947 14 weitere Bundesbrüder. Von 1945 bis 1952 war Teutonia durch die Alliierten verboten und aufgrund der Nachkriegsverhältnisse vertagt.

1952 wurde Teutonia in Nürnberg wiedergegründet und trat wie schon 1919 bis 1933 im Jahre 1952 erneut in die Deutsche Burschenschaft ein. Ihre akademische Heimat war von 1952 bis 1962 hauptsächlich die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg. 1956 wurde Teutonia Mitglied im „Weißen Kreis“ und 1961 Mitglied der neu gegründeten Burschenschaftlichen Gemeinschaft. 1963 siedelte Teutonia nach Erlangen an die „Friedrich-Alexander-Universität“ über und wechselte 20 Jahre später (1983) nach Regensburg an die 1962 gegründete Universität Regensburg. Ab 1996 war Teutonia Eigentümerin ihres ersten eigenen Hauses in Regensburg in ihrer nun 130-jährigen wechselhaften Geschichte.

Mit Wirkung vom 12. Dezember 2009 haben sich die Burschenschaften Libertas Würzburg und Teutonia Prag zu Regensburg zur Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg zusammengeschlossen. Das Regensburger Haus wurde verkauft, um in Würzburg eines zu erwerben.

Farben

Die Farben der Prager Burschenschaft Teutonia sind schwarz-rot-gold mit schwarz-roter Gegenperkusssion. Die Verbindungsmitglieder tragen außerdem schwarze Mützen im sogenannte „Prager Format“ und schwarze Pekeschen. Ihr Wahlspruch lautet: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. In der Gründungszeit wurde dazu noch gesprochen „Für deutsches Wesen und Wissen“.

Innere Struktur

Die Prager Burschenschaft Teutonia ist ein Männerbund und ein Lebensbund deutscher Akademiker, in dem Studenten nach ihrem Studienabschluss Mitglied der Altherrenschaft der Burschenschaft werden, die die jungen Studenten (Aktivitas) finanziell und ideell unterstützt (umgekehrter Generationenvertrag). Außerdem ist sie nach dem Conventsprinzip organisiert, d.h. Entscheidungen werden in demokratischen Abstimmungen und Wahlen getroffen, wobei die Mehrheit entscheidet.

Bekannte Mitglieder

  • Raphael Pacher (1857–1936), Landeshauptmann von Deutschböhmen und Staatssekretär für Unterricht
    Gründungsbursch Raphael Pacher im Sommersemester 1878
  • Friedrich Ignaz Edler von Emperger (1862–1942), Universitätsprofessor für Bauwesen an der Technische Hochschule Wien
  • Josef Titta (1863–1923), Gründer und Obmann des Deutschen Volksrates für Böhmen
  • Ludwig Außerwinkler (1859–1933), Universitätsprofessor für Fotografie an der Technische Hochschule Prag
  • Josef Eisenmaier (1871–1926), Hochschulprofessor für Philosophie an der Universität Prag
  • Karl Zörkendörfer (1864–1945), Hochschulprofessor für Balneologie und Medizin an der Universität Prag
  • Gustav Jonak (1903–1985), Referatsleiter im Reichssicherheitshauptamt und Regierungsdirektor im Baden-Württembergischen Innenministerium
  • Franz Staerk (1859–1926), bedeutender Architekt und Vizebürgermeister von Graz
  • Karl Funke (1865–1960), bekannter Chirurg im Rudolfspital Wien, er wendete als erster erfolgreich die Herzdruckmassage an
  • Ernst Gustav Doerell (1892–1963), Universitätsprofessor für Agrarwissenschaften an der Technische Hochschule Prag
  • Carl Haidn (1903–1998), Oberbürgermeister von Düsseldorf (1939−1945)
  • Richard Riedl (1865–1944), Botschafter der Republik Deutsch-Österreich in Berlin
  • August Gessner (1880–1944), Universitätsprofessor und Rektor der Technische Hochschule Prag
  • Friedrich Hassold (1894–1945), Abgeordneter der DnP im Prager Parlament
  • Julius Kratter (1848–1926), Universitätsprofessor und Rektor der Uni Graz, Begründer der Rechtsmedizin
  • Anton Kießlich (1858–1925), Gründer und Ehrenobmann des Bundes der Deutschen in Böhmen
  • Karl Schöppe (1880–1939), Oberbürgermeister von Aussig, Vorsitzender der DnP
  • Roderich Leutschaft (1922–2006), Universitätsprofessor für Kardiologie an der Universität Erlangen
  • Erwin Stein (1931–2009), von 1968 bis 1994 Abgeordneter der CSU im Bayerischen Landtag
  • Michael Müller (1975–2009), Mitglied 2001-2002, trat 2008 auf Listenplatz 6 für die NPD in Niedersachsen an, ein über die Szene bekannter rechtsextremer Liedermacher

Kritik

Im Jahr 2001 warnte Günther Beckstein, dass rechtsextreme Intellektuelle verstärkt über akademische Burschenschaften Einfluss an deutschen Hochschulen nehmen würden. Er appellierte an die studentischen Verbindungen jenen nicht die Tür zu öffnen. Außerdem betonte er, die zahlreichen Burschenschaften und studentischen Korporationen dürften keinesfalls pauschal als rechtsextrem bewertet werden. In diesem Zusammenhang nannte er unter anderem auch die Burschenschaft Teutonia Regensburg, die wegen eines Vortrages von Jürgen Schwab und des Verteilens von umstrittenen Flugblättern an der Universität Regensburg, das zu einem vorübergehenden Auslegeverbot durch den Hochschulsenat führte, aufgefallen ist. Eine Aufnahme in den bayerischen Verfassungsschutzbericht erfolgte nicht. Nach eigenen Angaben eines Vertreters der Burschenschaft ist kein Teutone Mitglied einer rechten Partei.[1]

In jüngerer Zeit hielten der Neuen Rechten nahestehende Personen wie Reinhard Günzel, Götz Kubitschek und Hannes Kaschkat (Rechtsanwalt und CSU-Mitglied) Vorträge bei der Teutonia.

Literatur

  • Festschrift 80 Jahre Teutonia Prag. 1956
  • Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Teilband I Politiker. 1965
  • Handbuch der Deutschen Burschenschaft. 2005
  • Archiv der Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg
  • 100 Jahre Deutsche Burschenschaft in Österreich. 1959
  • Horst Grimm, Leo Besser-Walzel: Die Corporationen. Frankfurt am Main 1986
  • Villa Waigner, Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939-45. 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,139395,00.html Der Spiegel vom 14. Juni 2001 - Verbindungen hofieren Rechte

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