Burschenschaft Alemannia Marburg

Burschenschaft Alemannia Marburg
Wappen
Wappenba.jpg
Basisdaten
Gründung: 2. März 1874 in Marburg
Verband: Neue Deutsche Burschenschaft (NeueDB)
Kürzel: Al!
Couleur: violett-silber-rot (violett-silber-violett)
Wahlspruch: Ehre, Freiheit, Vaterland
Homepage: www.alemannia-marburg.de

Die Burschenschaft Alemannia Marburg ist eine farbentragende, fakultativ schlagende Studentenverbindung an der Philipps-Universität Marburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte vor 1933

Gründung

Die Marburger Burschenschaft Alemannia wurde am 2. März 1874 gegründet. Ausschlaggebend für die Entscheidung, eine weitere Burschenschaft am Marburger Hochschulort zu gründen, war der Bedarf an einem festen Paukverhältnis seitens der Burschenschaft Arminia. Alemannia nahm von Anfang an eine angesehene Stellung in Stadt und Studentenschaft ein und begrüßte bereits im Gründungssemester 18 neue Mitglieder. So konnte sie eine entscheidende Rolle bei der Gründung des Eisenacher Deputierten-Convents spielen.

Kartell

Am 10. Januar 1879 kam es zum Zusammenschluss der Burschenschaft Alemannia mit der Freiburger Burschenschaft Franconia, nachdem der Alemanne Hansberg 1877 die Franconia mit gegründet hatte. Das entstandene Violett-Grüne Kartell ist heute neben dem Süddeutschen Kartell das älteste unverändert und ohne Unterbrechung bestehende Kartell deutscher Burschenschaften. Das Kartell ist für beide Bünde ein Lebenskartell.

Altherrenschaft

1884 wurde ein ständiger Altherrenausschuss eingesetzt, 1888 ein fest organisierter Verband der Altherrenschaft der Alemannia ins Leben gerufen.

Alemannenhaus

Nachdem 1896 ein Grundstück am Hainweg erworben war, wurde im Sommersemester 1899 das nach Plänen des Architekten Cuno (Germania Berlin und Ehrenmitglied Alemanniae) errichtete Haus feierlich eingeweiht. 1912 wurde ein umfangreicher Anbau fertiggestellt.

Erster Weltkrieg

Es beteiligten sich am Ersten Weltkrieg 43 Aktive und insgesamt 305 Bundesbrüder. Viele waren nicht mehr wehrpflichtig. Während des Krieges konnte das Bundesleben nur schwer aufrechterhalten werden. Nach dem Krieg nahmen viele, im Rahmen eines in Marburg aufgestellten Studentencorps, an den Befreiungskriegen in Oberschlesien sowie an der Bekämpfung kommunistischer Aufstände in Thüringen teil.

Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg

Mit der Gründung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes unter Baldur von Schirach im Wintersemester 1929/30 jedoch geriet der allgemeinpolitische Zwist in die Burschenschaften und in die Alemannia. 1933 gipfelte die Auseinandersetzung im Bund in einem Ehrengerichtsverfahren, nachdem einige nationalsozialistisch geprägten Bundesbrüder das Conventszimmerbild Stahlmanns im Kamin verbrannt hatten, weil sie mit der Richtung des hochschulpolitischen Engagements nicht einverstanden waren. Die Folge war der Ausschluss der nationalsozialistischen Fraktion aus dem Bund. Mitte der 30er-Jahre spaltete sich der Dachverband in die Deutsche Burschenschaft und die Alte Burschenschaft, hauptsächlich weil die weißen Burschenschaften, deren Prinzip es stets war als Gruppe kein parteipolitisches Mandat zu haben, die nationalsozialistische Überfremdung in der DB nicht mehr ertragen wollten. Die Alemannia trat dann gemeinsam mit ihrer Kartellverbindung 1934 aus der Deutschen Burschenschaft aus, welche das undemokratische Führerprinzip einführte und von ihren Mitgliedsbünden forderte. Es folgte der Anschluss an die opponierende Alte Burschenschaft. 1936 wurde die Alemannia, wie jede andere Burschenschaft, in eine Kameradschaft umgewandelt. Dies war die einzige Möglichkeit über die Altherrenschaft und einige neu hinzukommende Bundesbrüder, die Tradition des korporativen Bundes fortzusetzen.

Zwischen Kriegsende und Neugründung

Die letzten Aktiven aus den Kriegssemestern trafen sich nach dem Krieg 1945/46 heimlich in Marburg und wurden sich einig, die Alemannia wieder aufleben zu lassen. Da Korporationen im herkömmlichen Sinne verboten waren, versuchte man über den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) eine Verbindung im Rahmen der dafür bestimmten Auslandsgruppen aufzubauen. Ein Nachfolgebund für die Alemannia wurde als „Auslandsgruppe Schweiz“ ins Leben gerufen. Als erste Korporation in Marburg trug die Alemannia wieder Farbe in der Öffentlichkeit. Anlass war die Ermordung des Alemannen Greiffenhagen, welcher am 6. Februar 1950 von einem US-amerikanischen Soldaten erstochen wurde, als er einer von dem Soldaten bedrängten Frau helfen wollte. Bei der Trauerfeier n Weilburg erschienen die Bundesbrüder trotz Rektor und Militär in Couleur, was zu Hausdurchsuchungen führte und die Chargierten sollten disziplinarisch von der Universität verwiesen werden. Es bestand die Gefahr der zwangsweisen Auflösung der Alemannia. In der Folgezeit kam es vor, dass Alemannen von anderen Studenten aufgelauert wurde und ihnen die, immer noch n der Öffentlichkeit zu tragen verbotenen, Mützen abnahmen und sie dem Rektor anzeigten. Beim Brunnenfest 1951 trugen dann jedoch alle Marburger Verbindungen wieder demonstrativ Couleur.

Mütze der Burschenschaft Alemannia Marburg

Neugründung

Im Wintersemester 1949/50 wurde die Deutsche Burschenschaft, unter starker Mitwirkung der Alemannia, in Marburg wiedergegründet. Von diesem Zeitpunkt an nannte man sich wieder „Marburger Burschenschaft Alemannia“. Ab dem Wintersemester 1950/51 wurde in Marburg wieder gepaukt. Im Sommersemester wurde in der Dammühle trotz Verbotes wieder eine Partie geschlagen. Zunächst wurde nur mit den Alten Königsberger Burschenschaften Teutonia und den Gießener Burschenschaften gepaukt, da die anderen Marburger Verbindungen noch nicht wieder zu schlagen wagten. Im Sommersemester 1952 kam es zu einer Denunziation des Paukbetriebs durch Mitglieder des SDS, was zur Festnahme eines Germanen mit darauf folgendem Disziplinarverfahren und Studentenvollversammlung führte. Das Fechten in Marburg wurde daraufhin bis zur Straffreiheit der Bestimmungsmensur (BGHSt 4, 24, 32) 1953 eingestellt.

Interne Richtungsdiskussion

Die zweite Hälfte der 60er-Jahre war nicht nur für den Verband, sondern auch für die Alemannia eine Zeit intensiver Strukturdiskussionen und Besinnungen auf die Werte der korporativen und burschenschaftlichen Gemeinschaft. Als sich die Deutsche Burschenschaft im Sommersemester 1971 nach einer Folge von Spaltungskrisen dazu durchringen konnte, das Schlagen von Bestimmungsmensuren in das Ermessen der einzelnen Mitgliedsbünde zu stellen, beschloss die Alemannia, die bis dahin von ihren Mitgliedern drei gültige Pflichtpartien gefordert hatte, ab Wintersemester 1971/72 das Fechten für die Mitglieder fakultativ zu gestalten. Da eine der Nachfolgegruppen des Weißen Kreises, der Ring Weißer Burschenschaften weiterhin die Mensur als verbindlich erklärte, trat die Alemannia aus dieser Untergruppierung der Deutschen Burschenschaft aus, nachdem die Kartellburschenschaft wegen der Aufgabe des Fechtens schon mehrere Semester vorher ausgeschlossen wurde. Zu dieser Zeit erhöhte sich der Mitgliederbestand wieder und die Alemannia gab sich zum ersten Mal seit ihrer Gründung eine Verfassung, die den aktiven Bund und den Verein Alter Marburger Alemannen umschließen sollte. Der Convent der Aktivitas gab damit eine Reihe an Kompetenzen an das neu geschaffene Gremium, die Bundesversammlung, ab, deren Zuständigkeit in der Verfassung geregelt ist. Im Wintersemester 1975/76 wurde auf Betreiben der Alemannia hin auf dem Alemannenhaus der „Marburger Ring“ gegründet, dessen Vorsitz die Alemannia auch sofort übernahm. In den 80er und 90er Jahren zeichnete sich eine zunehmende Dominanz der österreichischen Burschenschaften innerhalb der DB ab, die zu einem deutlichen Erstarken der national und rechtsgesinnten Burschenschaften führte. Im Jahr des letzten Vorsitzes der Alemannia 1991 zeigte sich deutlich, dass eine Veränderung des Dachverbands in eine gemäßigte Richtung von innen heraus unmöglich geworden war. Der Wunsch der Aktivitas nach einem Austritt aus der DB wurde in Folge immer größer. Nach mehrjähriger Diskussion mit der Altherrenschaft gelang es auf einem gemeinsamen Kartellsymposium mit Franconia Freiburg am 13. Dezember 1997 den Austritt aus der DB zu beschließen. Auf dem Kartellsymposium 1999 beschloss das Violett-Grüne Kartell den Eintritt in die Neue Deutsche Burschenschaft. Dieser Schritt wurde am 24. Juni 2000 beim Burschentag in Hannover vollzogen. Durch das, vor allem in der Presse und der Studentenschaft der Philipps-Universität Marburg, nach wie vor schlechte Image der Burschenschaften und generell aller Studentenverbindungen sah sich die Alemannia, aber auch viele andere Burschenschaften gerade in der NeuenDB, vielen Problemen und Vorurteilen gegenüber. Um auch außerhalb der "Studentenverbindungs-Szene" nicht weiter als politisch extrem, sexistisch und elitär zu gelten entschloss sich die Alemannia zusammen mit der befreundeten Burschenschaft Arminia Marburg die Marburger Liberale Burschenschaften (kurz: MLB) zu gründen. Hiermit soll wieder Öffentlichkeitsarbeit, hochschulpolitisches Engagement und gesellschaftliche Akzeptanz ermöglicht werden und eine klare Abgrenzung zu anderen Burschenschaften in ganz Deutschland und Österreich erfolgen.

Burschenband

Hochschulpolitisches Engagement

Der Alemanne Stahlmann bekleidete Ende der 1920er Jahre das Amt des Studentenschaftsvorsitzenden, getragen vom Waffenring, neben dem nur zwei weitere politische Hochschulgruppen existierten, nämlich eine Gruppe der sonstigen Korporierten und eine Gruppe nichtkorporierter Studenten. Im Wintersemester 1961/62 kandidierten zahlreiche Alemannen bei der Wahl des AStA-Vorsitzenden, der später ausgetretene Jörg Schmidt war Geschäftsführer, Kamphausen war Finanzreferent, Sparberg war Beauftragter der Marburger Blätter. Einige wesentliche Leistungen des AStA zu jener Zeit waren: Mitorganisation des Mensa-Baues, Planung der Milchbar, der Bierschwemme und der anderen Gesellschaftsräume; Verabschiedung der neuen Satzung und Einführung des Studentenparlaments, um eine echte Gewaltenteilung und Interessenvertretung der Studenten zu erreichen; Erweiterung des zinslosen Darlehens, das der AStA bei Bürgschaft Studenten gewährte. In der zweiten Legislaturperiode avancierte dann Brüggemann zum Vorsitzenden des Landesverbandes Hessen des „Verbandes Deutscher Studentenschaften“ (VDS).

Fuxenband

Verbandsarbeit

Auf burschenschaftlichem Gebiet leistete die Alemannia in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens sehr viel. Sie gehört zu den Gründern des EDC und des ADC, die als Vorläufer der Deutschen Burschenschaft die Einigkeit der deutschen Burschenschaften erheblich verbesserten. Die Alemannia hatte in folgenden Jahren den Vorsitz im jeweiligen Dachverband EDC, ADC oder DB: 1874, 1875, 1896, 1914, 1927, 1987, 1990. 1912 war die Alemannia unter Beteiligung des Violett-Grünen Kartells an der Gründung des Weißen Kreises innerhalb der DB beteiligt. 1950 Wiedergründung der DB in Marburg. Verhandlungen dazu u.a. auf dem Alemannenhaus. Im Jahr 2010 hat die Burschenschaft Alemannia zum ersten Male den Vorsitz der Neuen Deutschen Burschenschaft.

Bekannte Mitglieder

Weblinks


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