Welfenkaserne

Welfenkaserne
Eingang der Kaserne

Die Welfenkaserne ist eine Kaserne der deutschen Bundeswehr in Landsberg am Lech im Bundesland Bayern. In der Kaserne befindet sich eine Untertageanlage (UTA) die zum Ende des Zweiten Weltkrieges von KZ-Häftlingen errichtet werden musste.

Inhaltsverzeichnis

Untertageanlage

Auslöser für das „Projekt Ringeltaube“, in dessen Zuge drei Bunkeranlagen gebaut werden sollten, war die Zunahme der alliierten Luftüberlegenheit 1943/44. Dabei wurden von den alliierten Bombern viele Rüstungsfabriken und Fertigungsanlagen zerstört. Die NS-Führung erachtete es daher für notwendig die Flugzeugproduktion zu schützen. Am 4. Mai 1944 fiel darauf hin die Entscheidung für die Errichtung von bombensicheren Bunkern an den Standorten Landsberg am Lech, Mühldorf am Inn, am Rhein und im Sudetenland. Die Durchführung des Projektes unterstand zunächst dem Feldbauamt Luftwaffe später dann der Organisation Todt.

Alleine im Zuge des Projektes „Ringeltaube“ in Landsberg sollten drei Bunker gebaut werden, welche die Codenamen „Diana II“, „Walnuß II“ und „Weingut II“ trugen. Baubeginn war noch im Mai 1944. Die Bunker sollten alle über 400m lang und an ihrem Fuße 86 Meter breit und am Scheitel 26 Meter hoch sein. In diesen Bunkern sollte nach Fertigstellung die Produktion von Flugzeugen des Typs Messerschmitt Me 262, Focke-Wulf Fw 190 und Dornier Do 335 aufgenommen werden.

Aufgrund mangelnder Rohstoffe wurde allerdings zunächst nur mit dem Bau in Landsberg und Mühldorf begonnen. In Landsberg wurde im Laufe des weiteren Kriegsverlaufes und der zugespitzten Situation bzgl. Baumaterialien das Projekt „Ringeltaube“ auf den Bau von vorerst noch einer Anlage reduziert, der Bunker „Weingut II“. Weingut I war der Tarnname für den Bunker im Mühldorfer Hart.

Am 18. Juni 1944 trafen in Landsberg die ersten 1.000 Zwangsarbeiter ein, die in Außenlagern des KZ Dachaus um Landsberg und Kaufering unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht wurden. Insgesamt 30.000 Arbeiter, davon mehr als die Hälfte KZ-Häftlinge, waren an den Projekt beschäftigt. Die schwere Arbeit und die menschenunwürdigen Bedingungen, wie mangelnde oder fehlende Verpflegung, Krankheit und Kälte, sorgten für große Opferzahlen bei den KZ-Häftlingen. Etwa 15.000 Zwangsarbeiter überlebten die Arbeit am Projekt Ringeltaube nicht.

Bei Kriegsende waren bei der Anlage „Weingut II“ 226 Meter der Außenhülle betoniert und bei den ersten 70 Metern war bereits der Innenausbau fortgeschritten. Die Alliierten versuchten zunächst die Bunkeranlage zu demontieren und zu sprengen. Die Versuche scheiterten allerdings, so dass die US-Armee den Bunker als Munitionsdepot nutzte. Im Jahr 1960 wurde die Anlage durch die Bundeswehr übernommen und von 1960 bis 1966 durch die Luftwaffe in der heutigen Form ausgebaut. Ziel war zunächst die Unterbringung des Waffensystems Matador. [1]

Aufgrund der frühzeitigen Außerdienststellung des Waffensystems Matador im Jahr 1962 wurde die Anlage ab 1964 als Lager- und Instandsetzungseinrichtung genutzt, so dass niemals nukleare Sprengköpfe in der Untertageanlage eingelagert waren. Bis heute wird der Bunker zur Instandhaltung von Avionik-Baugruppen genutzt. Bis 2005 befand sich in der Untertageanlage in der Welfenkaserne zudem noch ein Materialdepot und bis Anfang 2007 das Programmierzentrum der Luftwaffe für fliegende Waffensysteme (ProgZ FlgWaSys). [2] [3]

Heute wird die Untertageanlage hauptsächlich durch das Systemzentrum Avionik genutzt. Alle anderen in der Welfenkaserne stationierten Einheiten befinden sich hauptsächlich in Gebäuden außerhalb des Bunkers.

Einheiten am Standort

Die Welfenkaserne beherbergt folgende Einheiten:

Einzelnachweise

  1. Fritz-Walter Odinius: "PROJECT RINGELTAUBE - Grundlagen für eine Vortragsgestaltung zur Geschichte der Untertageanlage in der Welfen-Kaserne" auf www.survivors-landsberg.com; eingesehen am 13. Mai 2009
  2. Zusammenlegung von Systemunterstützungszentrum Eurofighter und dem ProgZ FlgWaSys
  3. Stephan Knobloch: "Einsatzlogistik der Luftwaffe - Neuausrichtung auf Herausforderungen von heute und morgen" aus Europäische Sicherheit 10/2008; eingesehen am 13. Mai 2009

Weblinks

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