- Werner Jansen
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Werner Jansen (* 2. Februar 1890 in Wülfrath; † 28. Dezember 1943 in Velden am Wörthersee) war ein deutscher Schriftsteller und Arzt, der in der Zeit des Nationalsozialismus als Mediziner an der Berliner Universität wissenschaftspolitischen Einfluss ausübte und Heinrich Himmlers Lieblingsschriftsteller wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schriftsteller
Jansen erwarb 1914 nach seinem Studium in Berlin, Genf, Marburg und Greifswald den Doktortitel in der philosophischen und medizinischen Fakultät, nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und verschaffte sich schnell einen Namen als Schriftsteller, dessen Romane bis 1945 hohe Auflagenzahlen erreichten. Schwerpunkt seiner literarischen Arbeit mit völkischer Perspektive waren die deutschen Heldensagen, deren Nibelungen- und Gudrunstoff er parallel zum Kriegsgeschehen 1916 („Buch Treue“ mit der Nibelungensage) und 1918 („Buch Liebe“ mit der Gudrunsage) in Romanform aufbereitete. 1920 folgte zur Vervollständigung der Trilogie das „Buch Leidenschaft – Amelungenroman“ mit dem Lieblingshelden der deutschen Sage Dietrich von Bern. 1923 erschien als weiterer erfolgreicher Titel „Heinrich der Löwe“. Ebenfalls erfolgreich waren der 1925 erschienene Roman „Geier um Marienburg“ und 1932 „Verratene Heimat“, in dem er Widukinds Kampf gegen Karl den Großen verherrlicht.[1]
Das „Buch Treue“ ist „den jüngsten deutschen Toten“ gewidmet, der Gudrunroman den „Heldinnen“ daheim. Zum Nibelungenroman stellt Frank Westenfelder fest, dass er geprägt sei von der „rassistischen Freund-Feind-Gegenüberstellung, von den blaublonden, deutschen Recken unterscheiden sich die Hunnen durch ihre ‚gelbe, krumme, triefäugige Gestalt‘; sie sind ‚Affen‘ und ‚blutsfremde Würger‘“. Im Gudrunroman resultiere Gudruns rassische Überlegenheit gegenüber den sie gefangen haltenden Normannen aus deren gemischtrassischem Charakter, so dass „deutsch-blond“ und „dunkel-welsch“ als Eigenschaften in Gegensatz zueinander stehen. „Die militärischen Gegner der Deutschen Reiches werden durch Jansens rassistische Argumentation entweder vertiert oder auf eine niedere Stufe des Menschseins gestellt, wodurch die Feindschaft als naturgegeben erscheint.“[2]
1940 wurde ihm „in Anerkennung der schriftstellerischen Arbeit im Dienste der rassischen Erneuerung des deutschen Volkes“ die Goethe-Medaille verliehen.
Nach Kriegsende wurde Jansens Roman Die Insel Heldentum in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3]
Wissenschaftspolitiker
Erst 1931 ließ sich Jansen kurzfristig als praktischer Arzt in Ochtmissen nieder, wurde aber bereits 1933 nach seinem Eintritt in die NSDAP ohne Promotion oder Habilitation von Bernhard Rust zum außerordentlichen Professor der Medizin in Berlin ernannt.[4], Er wurde 1934 unter Rust Medizinalreferent in der Hochschulabteilung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und übte in dieser Funktion großen Einfluss auf die „Neue Deutsche Heilkunde“ aus, für die die Dritte Medizinische Poliklinik in Berlin zu einem „Haus der Gesundheit“ innerhalb der 1934/35 geplanten „Reichsakademie der Forschung“ ausgestaltet werden sollte. Von 1935 bis 1937 erweiterte er als Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seinen Einflussbereich.[5]
Bekanntschaft mit Heinrich Himmler
1935 trat Jansen in die SS ein, wo er es bis zum Standartenführer brachte. Er publizierte als Heinrich Himmlers Lieblingsautor in den SS-Leitheften von 1936 und 1937 und unterstützte die weltanschauliche Schulung. Auf Himmlers Lektüreliste belegten die Romane Jansens einen hervorragenden Platz, so dass sich viele seiner „germanischen“ Neigungen auf seine seit 1923 belegte Lektüre der Treue-Liebe-Leidenschaft-Trilogie zurückführen lassen. Nach Peter Longerich war Himmler „restlos hingerissen“ und hatte sein „Erweckungserlebnis“.[6] Während der Mobilisierungsphase zum Kriegsbeginn 1939 schrieb Jansen an Himmler und bat ihn „herzlich, mich als Ihren Geschichtsschreiber an dem großen Geschehen teilhaben zu lassen“. Himmler teilte ihn 1940 dem Stab seiner SS-Totenkopfverbände zu.[7] Aus Jansens Chronistentätigkeit wurde allerdings nichts, denn er erlag im Dezember 1943 einer längeren Krankheit. Die Arbeit an der Chronik seiner Taten hatte Himmler indessen auch auf eine andere Schulter gelegt: Sein Freund Hanns Johst, Präsident der Reichsschrifttumskammer, der ihn seit 1939 begleitete, sollte zum Sieg die „Heinrich-Saga“ vorlegen.[8]
Werke
- Dem neuen Gott entgegen. Roman 1909.
- Das Kind vom heiligen Geist. Roman 1912.
- Das Buch Treue. Nibelungenroman 1916.
- Gudrun." Roman. 1918. (Ab 1920 "Das Buch Liebe. Gudrunroman)
- Das Buch Leidenschaft. Amelungenroman 1920.
- Heimatlande. Der schöne Niederrhein. Hg. 1920.
- Gottes deutscher Garten. Hg. 1921.
- Die Bücher deines Volkes.
- Bd.1. Die Märchen. 1921.
- Bd.2. Die Volksbücher. 1922.
- Bd.3. Die Volkssagen. 1923.
- Bedrängte Ströme. Ein Novellenkranz. Hg. 1923f.
- Bd.1. Rhein. Voltor von Scheffel: Hugideo, Jacob Grimm: Das Waltharlied, Gottfried Kinkel: Margaret. 1923. Nr.2
- Bd.2. Elbe. Johann Karl August Musäus: Libussa. 1923. Nr.7.
- Bd.3. Weichsel. Johanna Schopenhauer: Erinnerungen. 1924. Nr.1.
- Bd.4. Memel. Ernst Wiechert: Mutter und Tochter. 1924. Nr.13. Ders.: Der Totenwolf. 1924. Nr.9.
- Heinrich der Löwe. Roman 1923.
- Die irdische Unsterblichkeit. Roman 1924. (Ab 1929 "Robert der Teufel.")
- Geier um Marienburg. Roman 1925.
- Die Kinder Israel. Mose-Roman 1927. (Ab 1935 "Die Kinder Israel". Rasseroman)
- Verratene Heimat. Roman 1932.
- Die Insel Heldentum. Roman 1938.
Literatur
- Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2004, ISBN 978-3935025683, S. 84.
- Gudrun Marci-Boehncke, Jörg Riecke (Hrsg.): „Von Mythen und Mären“ - Mittelalterliche Kulturgeschichte im Spiegel einer Wissenschaftler-Biographie. Festschrift für Otfrid-Reinald Ehrismann zum 65. Geburtstag. Olms, Hildesheim u. a. 2006, ISBN 3-487-13179-X.
- Werner Hoffmann: Das Buch Treue. Werner Jansens Nibelungenroman. In: Joachim Heinzle, Klaus Klein, Ute Obhof (Hrsg.): Die Nibelungen. Sage - Epos - Mythen. Reichert, Wiesbaden 2003, ISBN 3-89500-347-6, S. 511–521.
- Hyuk-Sook Kim: Das Ende des historischen Romans im Zeitalter seiner Verklärung. Werner Jansen und seine Heldenzeit-Trilogie. Peter Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-57497-3, (Europäische Hochschulschriften Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur Bd. 1962), (Zugleich: Frankfurt (Main), Univ., Diss., 2007).
Weblinks
- Literatur von und über Werner Jansen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. NS-Gedankengut bei Werner Jansen
- ↑ Frank Westenfelder
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-i.html
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 284.
- ↑ Michael Hubenstorf u. Peter Th. Walther, Politische Bedingungen und allgemeine Veränderungen des Berliner Wissenschaftsbetriebs 1925-1950, S. 37, in: Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Forschungsbericht 7: Exodus von Wissenschaften aus Berlin, hrsg. von Wolfram Fischer, Klaus Hierholzer, Michael Hubenstorf, de Gruyter: Berlin 1994, S. 5-100, ISBN 3-110-13945-6.
- ↑ Peter Longerich, Heinrich Himmler. Biographie, Siedler: München 2008, S. 87, 280, 324, ISBN 978-3-88680-859-5.
- ↑ Peter Longerich (2008), S. 437.
- ↑ Rolf Düsterberg: Völkermord und Saga-Dichtung im Zeichen des „Großgermanischen Reiches“. Hanns Johsts Freundschaft mit Heinrich Himmler; in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), 24 (1999), Heft 2, S. 88–133; Tübingen: Niemeyer, 1999.
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