Werner Petersmann

Werner Petersmann

Werner Petersmann (* 2. Januar 1901 in Dortmund; † 1980) war ein deutscher Theologe, evangelischer Pfarrer, Vertriebenenpolitiker und Bundestags-Spitzenkandidat der NPD Niedersachsen. Er war Mitglied der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Petersmann wurde in Westfalen geboren und studierte Theologie. Nach seiner Ordination zum Pfarrer hatte er ein Pfarramt im schlesischen Breslau inne. Petersmann wurde zum Doktor der Theologie promoviert. In den 1930er Jahren schloss er sich den Deutschen Christen an und vertrat völkisch-antisemitische Positionen. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.

Nach 1945 gründete Petersmann in Hannover die Evangelische Flüchtlingsfürsorge. Seit 1950 war er Flüchtlingspfarrer für das Sammellager Mühlenberg. Dort ließ er ein schlichtes Holzkreuz aufrichten „als Zeichen des Glaubens und der Hoffnung, daß Christus auch in der Fremde und in der Not gegenwärtig ist“. [1] Das Kreuz nahm er mit zur Lukaskirche, wo es heute sichtbar am alten Kirchturm als „Flüchtlingskreuz“ hängt. Petersmann wurde 1953 Pfarrer der Lukaskirche in Hannover und begründete hier die sogenannten „Ostgottesdienste“, die den aus den Ostgebieten stammenden Flüchtlingen eine geistige Heimat geben sollten. Bei einem Aufenthalt in den USA wurde er Professor an der Theologischen Hochschule der Evangelical and Reformed Church, des Ablegers der deutschen Unionskirchen[2]

In den 60er Jahren trat Petersmann der NPD bei, für die er bei der Bundestagswahl 1969 auf Platz 1 der niedersächsischen Landesliste kandidierte. Als Vorsitzender des Landeskonvents der zerstreuten evangelischen Ostkirchen nutzte er weitere Wirkungsmöglichkeiten. Er begründete und leitete die „Barsinghäuser Gespräche“, bei denen Probleme des europäischen Ostens mit Referenten auch aus dem Ausland erörtert und anschließend publiziert wurden. Am 31. Oktober 1970 unterstützte er bei einem Vortrag in Würzburg die „Aktion Widerstand“, einen der größten faschistischen Zusammenschlüsse nach 1945. [3] Dabei polemisierte er gegen die Geltung des Stuttgarter Schuldbekenntnisses. Sein Angriff stützte sich auf zwei Behauptungen:

Die Anklage gipfelte in der These, das Schuldbekenntnis „erzeugte den Schuldmasochismus … Er ist die Grundlage für das sühnende Verzichtsdenken, das sich politisch bis heute und gerade heute auswirkt.“ Gegen die Tendenz, die Stuttgarter Erklärung „hochzujubeln“, rief Petersmann zu energischem Widerstand auf. [4]

Werke

  • Die Enzyklika des Westens; in: Positives Christentum. Zeitschrift der Reichsbewegung Deutsche Christen; 1. August 1937
  • Durchbruch und Durchsetzung unserer „heiligen Sache“; in: Positives Christentum in Kirche und Reich; Gnadenfrei: Winter 1936
  • Fridericus und die Kirche – im Lichte „Positiven Christentums“; Gnadenfrei: Winter 1936
  • Mensch und Maschine;; Bonn: Bonner Universitätsbuchdruckerei, 1937
  • Die heilige Sache der Deutschen Christen!; Breslau: Quader, 1934
  • Der ewige Sinn; Bonn: Bonner Universitätsbuchdruckerei, 1940
  • Der „kultische“ Sinn von Erde und Volk; Gotha: Klotz, 1934
  • Mit D. Zoellner gegen D. Zänker. Wohin Kirche Luthers?; Dokumente zur jüngsten Kirchengeschichte, Brennpunkt Schlesien 2; Gnadenfrei 1936
  • Die Deutschland-Frage in Ganzheits-Schau. Vorlesung am „Tag der Deutschen Einheit“ in der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Ein Beitrag zur Besinnung über 20 Jahre danach – und was nun?; München: Bergstadtverlag Korn, 1965
  • „Entjudung“ selbst der Luther-Forschung in der Frage der Stellung Luthers zu den Juden; Bonn: Scheur, 19403

Als Koautor und Herausgeber

  • Werner Petersmann, Theodor Pauls: „Entjudung“ selbst der Luther-Forschung in der Frage der Stellung Luthers zu den Juden!; Bonn: Bonner Universitätsbuchdruckerei, 1940
  • Adalbert Hudak: Die Prager Friedenskonferenz. Kirche und kommunistischer Totalstaat in der Begegnung; Nachwort und Herausgabe; München: Bergstadtverlag Korn, 1964

Einzelnachweise

  1. Horst Bethke: 50 Jahre Ostgottesdienste in der Lukaskirche zu Hannover; in: Danzig-Westpreußischer Kirchenbrief 199 (2003), bzw. Ostkirchliche Information Juli 2003
  2. Arnulf Baumann: Die Bedeutung und Entwicklung der Ostgottesdienste; in: Beiträge zur ostdeutschen Kirchengeschichte 6 (2004); ISBN 3-9808538-1-0; S. 148f
  3. Gay West: Nazi-Evangelikale
  4. Evangelischer Pressedienst (Epd). Dokumentation Nr. 50/1970, S. 41; Zitate nach Armin Boyens: Das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 – Entstehung und Bedeutung; in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 19 (1971), S. 374–397; hier S. 374

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