Weserumschlagstelle

Weserumschlagstelle
Weserumschlagstelle 2008

Die Weserumschlagstelle ist ein Binnenhafen für die Binnenschifffahrt in Hann. Münden. Sie befindet sich direkt am Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser. Damit ist die Weserumschlagstelle der südlichste Hafen der Oberweser. Die Anlage liegt direkt neben der Bundesstraße 80 und ist zudem in Sichtweite des Wesersteins. Die Anlage der Weserumschlagstelle besteht heute aus einer Kaimauer und Resten der früheren Lager- und Geräteräume.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Weserumschlagstelle GmbH als Verladestelle für Frachtgüter wurde von dem Norddeutschen Lloyd in Bremen, der Wesermühlenaktiengesellschaft in Hameln und dem Mündener Magistrat im Jahr 1905 gegründet[1]. Noch im selben Jahr begannen die Bauarbeiten. Zunächst erfolgte der Bau der Kaimauern. Über den Kaimauern wurde ein dreistockiger Fachwerkbau errichtet. Die Weserumschlagstelle wurde mit einer Hafenbahn mit dem Bahnhof Hann. Mündens verbunden. Die Kosten der gesamten Anlage beliefen sich damals auf 600.000 Mark[2]. Am 31. August 1906 erfolgte die feierliche Eröffnung der Weserumschlagstelle[3].

In erster Linie diente die Verladestelle dem Umschlag von Schüttgut, meist Kali[4]. Bis Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erhöhte sich das Frachtaufkommen stetig. So stieg der Umschlag von 90.000 Tonnen 1910 auf 105.000 Tonnen 1927. Im Jahre 1936 wurden dann 222.000 Tonnen umgeschlagen[5]. Noch vor dem Bau der Weserumschlagstelle, im Jahr 1904, betrug der Warenumschlag in Hann. Münden lediglich 6.300 Tonnen[6]. In den 1970er Jahren verlor die Weserumschlagstelle für die Weserschifffahrt an Bedeutung. 1972 betrug der Warenumschlag noch 18.000 Tonnen, 1978 nur noch 12.500 Tonnen[7]. Im Jahre 1978 erfolgte dann auch die Schließung der Weserumschlagstelle.

Das Gebäude der Weserumschlagstelle wurde bereits 1960 zum Teil abgerissen[8]. Zwei Brände beschädigten in den Jahren 1990 und 1998[9] die verbliebenen Gebäudeteile der Hafenanlage stark. Nach dem zweiten Brand erfolgte der Abriss der stark beschädigten oberen Stockwerke aus Fachwerk. Sichtbar ist heute lediglich der aus Sandsteingewölbe bestehende unterste Teil des Gebäudes. Die Reste des alten Lagergebäudes sind heute in privater Hand. Eigentümerin der Kaimauern und Betreiberin der Verladestelle ist heute die Weserumschlagstelle Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing (WWS) GmbH der Stadt Hann. Münden.

Frühere Gleisanbindung

Reste der Hafenbahn 2006
Weichenrelikt der Hafenbahn 2006

Siehe Hauptartikel: Dransfelder Rampe

1906 erhielt der Teilabschnitt Dransfelder Rampe der Hannöverschen Südbahn bei Kilometer 141,0 ein Anschlussgleis unmittelbar vor der Werrabrücke in Hann. Münden, das auf einem eigenen Bahnkörper hinab zum Weserufer gegenüber dem Zusammenfluss von Fulda und Werra führte. Die als Hafenbahn bezeichnete 1,5 Kilometer lange Stichstrecke endete an einer über 240 Meter langen Kaimauer in einer eigens errichteten Weserumschlagstelle. Hier wurden bis 1978 Schüttgüter wie Kali, Getreide, Zement, Basaltsplit und Kies mit Hilfe eines Anderthalb-Tonnen-Krans, der auf zwei Schienen bewegt werden konnte, von Güterwaggons auf Lastkähne verladen. 1910 wurde die Anlage durch ein Förderband und 1927 durch elektrisch betriebene Schaufeln der Firma Amme-Luther (Braunschweig) erweitert. Zur Anlage gehörte ein aus Bruchsteinen gemauertes, langgestrecktes Gewölbe, das als Akkumulatorenraum für die eigene Stromversorgung diente. Darüber erhoben sich ein weiteres Stockwerk mit Maschinenraum und Büros sowie ein in Fachwerk ausgeführter, schiefergedeckter zweiter Stock mit Wohnungen. Ein weiteres, turmähnliches Gebäude, an das sich straßengleich eine Terrasse mit Balustrade anschloss, ragte mit vier Stockwerken weit über das Gebäudeensemble hinaus.

Die eingleisig ausgeführte Hafenbahn überquerte 1100 Meter nach ihrem Abzweig von der Hauptstrecke schienengleich die Questenbergstraße und nach einem 200 Meter langen Bergeinschnitt die Göttinger Straße. Kurz vor Erreichen der Umschlagstelle verzweigte sich die Bahn in mehrere Gleise, von denen eines in den 1980er Jahren noch einige hundert Meter weiter bis zum Wasserübungsplatz der Bundeswehr rechts der Weser verlängert wurde, um per Schiene schweres Gerät wie Pontonbrückenteile transportieren zu können.

Der Niedergang der Weserumschlagstelle und damit der Hafenbahn begann 1960 mit dem Abriss der über das Straßenniveau hinausragenden Gebäudeteile, angeblich um die Sicht auf die neu errichtete Weserbrücke zu gewähren. 1978 schließlich wurde die Lastschifffahrt auf der Oberweser eingestellt und die Hafenbahn stillgelegt. Das weiterführende Gleis zum Wasserübungsplatz wurde letztmalig in den 1990ern von einem Bundeswehrzug befahren. Die Gleise der Hafenbahn entfernte man bis auf wenige Reste bis Anfang 2005, der Bergeinschnitt wurde teilweise verfüllt.

Wiederaufnahme des Hafenbetriebes

Verladung an der reaktivierten Weserumschlagstelle 2008
Verladung eines 200 Tonnen schweren Eisengussteils am 31. Juli 2008

Im Juni 2008 nahm die Weserumschlagstelle den Hafenbetrieb in einem Teilbereich wieder auf. Zuvor musste die Umschlagstelle dort für 250.000 Euro[10] instandgesetzt werden. Seitdem dient die Weserumschlagstelle wieder der Verladung schwerer Maschinenteile von Schwerlasttransporten auf Binnenschiffe und umgekehrt. Die Schiffe werden aufgrund des hohen Gewichts des Frachtguts zumeist von zwei Mobilkranen be- und entladen. Die Betreiberin der Weserumschlagstelle plant den weiteren Ausbau der Anlage[11].

Literatur

  • Erwin May: Münden und Umgebung, 5. Auflage, 1980, S. 284.
  • Rudolf Wegner: Verkehr und Verkehrswege im Raum Hann. Münden, 1992, S. 105 ff..

Quellen

  1. Rudolf Wegner: Verkehr und Verkehrswege im Raum Hann. Münden, 1992, S. 105
  2. Rudolf Wegner: Verkehr und Verkehrswege im Raum Hann. Münden, 1992, S. 108
  3. Rudolf Wegner: Verkehr und Verkehrswege im Raum Hann. Münden, 1992, S. 108
  4. Erwin May: Münden und Umgebung, 5. Auflage, 1980, S. 284
  5. Erwin May: Münden und Umgebung, 5. Auflage, 1980, S. 284
  6. Rudolf Wegner: Verkehr und Verkehrswege im Raum Hann. Münden, 1992, S. 109
  7. Erwin May: Münden und Umgebung, 5. Auflage, 1980, S. 284
  8. Erwin May: Münden und Umgebung, 5. Auflage, 1980, S. 284
  9. Artikel HNA, 11. Januar 2007
  10. Artikel HNA, 26. Juni 2008
  11. Artikel HNA, 26. Juni 2008
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