Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik

Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik

Die illustrierte Zeitschrift Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik erschien monatlich von 1926 bis zu ihrem Verbot im Dezember 1934 im Widerstands-Verlag, Berlin. Herausgeber waren Ernst Niekisch und A. Paul Weber.

Geschichte

Ernst Niekisch gilt als einer der Köpfe des Nationalbolschewismus; er trat für eine nationalbolschewistische und antiwestliche (primär: anti-parlamentarisch-demokratische) Politik ein. Er wirkte während der Weimarer Republik und bis in das „Dritte Reich“ hinein als „Nationalrevolutionär“. 1919 war er Vorsitzender des Zentralrates der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte Bayerns und versuchte in den darauf folgenden Jahren, die Arbeiterschaft für ihre weltrevolutionäre und zugleich nationale Aufgabe zu bewegen. Damit beeinflusste er den linken Flügel der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) um Gregor Strasser. 1926 gründete er die Zeitschrift Widerstand. Blätter für sozialistische und nationalrevolutionäre Politik. Sie wurde zum Sprachrohr des Nationalbolschewismus. Gemeinsam mit seiner Frau leitete Niekisch den Widerstands-Verlag. Ab dem Jahrgang 1928 hieß der Untertitel des Blattes Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik. 1928 begann auch die Zusammenarbeit mit dem Grafiker A. Paul Weber, der für die Zeitschrift Widerstand politisch-satirische Porträt-Karikaturen, satirisch-allegorische Tierdarstellungen und Zeichnungen entwarf. Zu den bekanntesten zählt die Lithographie Das Gerücht.

Zu den Mitarbeitern gehörten u. a. die Schriftsteller Ernst Jünger, Friedrich Georg Jünger, Joseph E. Drexel, Gustav Sondermann, der frühere Funktionär des Alldeutschen Verbandes, H. Armstrong, Hans Bäcker, Roderich von Bistram, Friedrich Gregorius, Wilfried Knöpke, Otto Nickel, Otto Petras, Spektator, Eugen Schmahl (womöglich zum Teil Pseudonyme) und Ernst von Salomon.

Joseph E. Drexel, der spätere Herausgeber der Nürnberger Nachrichten, berichtet in einer autobiographischen Skizze:

„Im Jahre 1925 war ich Ernst Niekisch begegnet, eine Begegnung, die sich für meinen weiteren Lebensweg als entscheidend erweisen sollte. Niekisch war in seiner kompromißlosen Radikalität des Denkens, in seiner persönlichen Integrität, in seiner Fähigkeit, Menschen der verschiedensten und gegensätzlichsten politischen Überzeugungen anzuziehen, eine respektheischende Persönlichkeit. Zu seinen Freunden und Mitarbeitern zählten ebenso Sozialisten linker und linkester Provenienz wie große Konservative. Mit diesem ungewöhnlichen Mann verband mich alsbald eine enge, niemals zur blinden Jüngerschaft entartende Freundschaft, die über vierzig Jahre und über bittere Erlebnisse hinweg bis zum Tode Niekischs nichts an Herzlichkeit und Aufrichtigkeit verlor. Die Anschauungen Ernst Niekischs fanden über viele Jahre hinweg ihren Niederschlag in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift ‚Der Widerstand’, zu dessen Mitarbeitern ich bis zum Verbot der Zeitschrift zählte.“

Über diese Zeitschrift schrieb Paul Sethe in der ‚Welt‘ (1958):

„Wie soll man heute jungen Menschen begreiflich machen, was der Name Ernst Niekisch uns einmal bedeutet hatte. Diese schmalen Hefte mit dem Titel ‚Widerstand’, der wie eine Fanfare klang, mit den drei schroffen Zacken auf dem Umschlagbild, die Sinnbild waren für inneres Aufbegehren; diese Thesen, die man in vielen erregten Gesprächen ebenso leidenschaftlich bestritten wie verteidigt hörte. Bis sich schließlich das große Schweigen der Zuchthauszelle über diesen furchtlosen Mann senkte. Diesen furchtlosen Mann, der die Zuchthauszelle gelähmt und erblindet verließ, nannte freilich kürzlich in einer Rundfunksendung einer meiner Münchner Kollegen von der Süddeutschen Zeitung, der sich selber vermutlich für einen politischen Kopf ersten Ranges hält: ‚einen deutschnationalen Lyriker und schwankenden Halbpolitiker’ (ich zitiere aus dem Kopf). Hier kann sogar die Trauer über eine solche Entgleisung noch etwas Erheiterndes haben. Aber ‚Wenige sind wert, daß man ihnen widerspricht’.’“

Literatur

  • Ernst Niekisch (Hrsg.): Schriften des „Widerstand“. Dresden [Struvestr. 7 III]: Widerstands-Verlag Anna Niekisch
  • Helmuth von Moltke: Die westliche Grenzfrage. Mit einer Einleitung von Ernst Niekisch und dem Signet des Widerstandsverlages von A. Paul Weber. Dresden: Widerstands-Verlag Anna Niekisch: 1929, XV, 58 S. (Schriften des „Widerstand“, Hrsg. Ernst Niekisch, Band 1)
  • Ernst Niekisch: Politik und Idee [Erweiterung eines Vortrages]. Buchausstattung von A. Paul Weber, Dresden: Widerstands-Verlag Anna Niekisch, 1929, 74 S. (Schriften des „Widerstand“, Hrsg. Ernst Niekisch; Band 2)
  • Ernst Niekisch (Hrsg.): Widerstand. Blätter für sozialistische und nationalrevolutionäre Politik. Widerstands-Verlag
  • Ernst Niekisch: Widerstand [ausgewählte Aufsätze aus „Widerstand - Blätter für sozialistische und nationalrevolutionäre Politik“]. Mit Zeichnungen von A. Paul Weber. [Hrsg. und eingeleitet von Uwe Sauermann. Hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung Kultur- und Sozialwissenschaftlicher Publizistik und Bildung e.V.]. Krefeld: Sinus-Verlag, 1982, 212 S., ISBN 3-88289-203-X (Edition d; Band 3)
  • Ernst Niekisch und A. Paul Weber (Hrsg.): Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik, Widerstands-Verlag, Berlin (Der 9. Jahrgang 1934 erschien noch, dann Verbot im Dezember 1934)
  • Ernst Niekisch (Hrsg.): Entscheidung. Die Wochenzeitung für nationalrevolutionäre Politik. Berlin: Widerstands-Verlag (Erscheinungsverlauf: Nr. 1: 9. Oktober 1932 bis Nr. 11: 26. März 1933; damit Erscheinen eingestellt)
  • Joseph E. Drexel: Geschichte und Geschichten - Ein Leben in Franken. Vortrag: Bayerischer Rundfunk, Studio Nürnberg, 27. März 1969. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse, 1969, Privatdruck; 38 S.; hier: S. 16 f.
  • Uwe Sauermann: Ernst Niekisch. Zwischen allen Fronten. Mit einem bio-bibliographischen Anhang von Armin Mohler. München, Berlin: Herbig, 1980, 236 S., ISBN 3-7766-1013-1 (Herbig aktuell) (Bibliographie E. Niekisch S. 219 – 236)
  • Uwe Sauermann: Die Zeitschrift „Widerstand“ und ihr Kreis. Die publizistische Entwicklung eines Organs des extremen Nationalismus und sein Wirkungsbereich in die politische Kultur Deutschlands 1926-1934. Universität Augsburg, Philos. Fak., Diss. A, 1984, vorgelegt von Uwe Sauermann. 1984, V, 459 S. - München: Bibliotheksdienst Angerer, ²1985, V, 458 S., ISBN 3-922128-15-7
  • Birgit Rätsch-Langejürgen: Das Prinzip Widerstand. Leben und Wirken von Ernst Niekisch. Zugleich: Dissertation Universität München, 1994/95. Bonn: Bouvier, 1997, 392 S., ISBN 3-416-02608-X (Schriftenreihe Extremismus & Demokratie; Bd. 7)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Widerstand — bezeichnet: Widerstand (Bauelement), ein passives elektrisches Bauelement Anlasswiderstand, elektrisches Bauelement, dass dazu dient den Anlaufstrom von Elektromotoren zu begrenzen Widerstand (Börsenchart), eine Kurszone im Wertpapierchart… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Niekisch — (* 23. Mai 1889 in Trebnitz; † 23. Mai 1967 in West Berlin) war ein deutscher Politiker und politischer Schriftsteller. Bekannt wurde er als einer der führenden Köpfe des Nationalbolschewismus, der den Strasser Flügel der NSDAP beeinflusste. Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Andreas Paul Weber — A. Paul Weber (* 1. November 1893 in Arnstadt; † 9. November 1980 in Schretstaken bei Mölln, Schleswig Holstein), bürgerlich eigentlich Andreas Paul Weber, war ein bedeutender deutscher Lithograph, Zeichner und Maler …   Deutsch Wikipedia

  • A. Paul Weber — Erinnerungstafel für A. Paul Weber in der Mauer vor seinem Wohnhaus in Großschretstaken A. Paul Weber (* 1. November 1893 in Arnstadt; † 9. November 1980 in Schretstaken bei Mölln, Schleswig Holstein), bürgerlich eigentlich Andreas Paul Weber,… …   Deutsch Wikipedia

  • Nationalbolschewisten — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Mit dem Begriff Nationalbolschewismus bezeichnete man zur Zeit der… …   Deutsch Wikipedia

  • Nationalbolschewismus — ist die Bezeichnung einer politischen Strömung, die zur Zeit der Weimarer Republik eine Anlehnung des Deutschen Reiches an die Sowjetunion anstrebte, aber keine weltweite kommunistische Revolution forderte. Nationalbolschewistische Gedanken… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Jünger — Deutsche Sonderbriefmarke von 1998, herausgegeben zum Tode Ernst Jüngers Ernst Jünger (* 29. März 1895 in Heidelberg; † 17. Februar 1998 in Riedlingen) war ein deutscher Schriftsteller, Philosoph, Offizier und Insek …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph E. Drexel — (* 6. Juni 1896 in München; † 13. April 1976 in Nürnberg) war der Gründer der Nürnberger Nachrichten. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1.1 Herkunft und Ausbildung 1.2 Wehrdiens …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Widerstandskämpfer — Diese Liste umfasst die Beteiligten am Widerstand gegen den Nationalsozialismus, soweit sie nicht hauptsächlich am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt waren. Die Beteiligten daran sowie am Kreisauer Kreis sind in der Liste Persönlichkeiten des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus — Diese Liste umfasst die Beteiligten am Widerstand gegen den Nationalsozialismus, soweit sie nicht hauptsächlich am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt waren. Die Beteiligten daran sowie am Kreisauer Kreis sind in der Liste Persönlichkeiten des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”