- Wiesbadener Schlossplatz
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Der Schloßplatz bildet den Mittelpunkt der historischen Altstadt innerhalb des Historischen Fünfecks der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Er wird umgeben vom ehemaligen Stadtschloss der Nassauischen Herzöge, dem Alten Rathaus, dem Neuen Rathaus und der Marktkirche. In seiner Mitte steht der Marktbrunnen von 1753. Aufgrund dieses einmaligen Gebäudeensembles und der Tatsache, dass sich an dieser Stelle die Keimzelle des mittelalterlichen Wiesbaden befand, ist der Platz der historisch bedeutsamste der Stadt. Gelegentlich wird er nach seiner alten Bezeichnung auch "Marktplatz" genannt.
Inhaltsverzeichnis
Schreibweise
Der Schloßplatz wird als Eigenname offiziell – wie nach alter deutscher Rechtschreibung üblich – mit "ß" geschrieben. Jedoch findet man häufig auch die nach neuer Rechtschreibung korrekte Schreibweise "Schlossplatz".
Gebäude
Der Schloßplatz wird fast ausnahmslos von historischen Gebäuden umgeben. Diese sollen nachfolgend im Uhrzeigersinn vorgestellt werden:
Stadtschloss
Siehe dazu auch Hauptartikel: Stadtschloss Wiesbaden
Die Nordseite des Platzes dominiert das ehemalige Stadtschloss der Nassauischen Herzöge, dessen erhaltene historische Innenräume im Kontrast zu seinem schlichten Äußeren stehen. Während Wiesbadens Zeit als Weltkurstadt nutzte Kaiser Wilhelm II. das Stadtschloss bei seinen zahlreichen Aufenthalten als Wohnsitz. Heute ist hier der Hessische Landtag untergebracht. Der Plenarsaal aus den 1960er Jahren im Innenhof wird zur Zeit durch einen Neubau ersetzt.
Kaiser-Wilhelms-Heilanstalt und Kavalliershaus
Beide Gebäude schließen sich an den rechten Flügel des Schlosses an und gehören heute zum Schlosskomplex mit Hessischem Landtag. Die Gebäude wurden während des 2. Weltkriegs stark beschädigt, nur die Fassaden konnten wieder originalgetreu hergestellt werden. Die Kaiser-Wilhelms-Heilanstalt, heute nur Wilhelmsbau genannt, wurde 1868 bis 1871 als Militärhospital errichtet. Markant ist die überlebensgroße Büste Kaiser Wilhelms I. in der rot verputzten Fassade.
Höhere Töchterschule (im 2. Weltkrieg zerstört)
Den östlichen rechtwinkligen Abschluss des Schloßplatzes bildete die 1897 vom Wiesbadener Stadtbaumeister Felix Genzmer erbaute Höhere Töchterschule. Sie wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Die Schule galt als herausragendes Baudenkmal des Späthistorismus und – neben dem Foyer des Hessischen Staatstheaters – als größtes Werk seines Baumeisters. Ihr neogotischer Stil zitierte sehr eindrucksvoll das gotische Rathaus von Bremen und das Rathaus von Brüssel. Das Gebäude ersetzte einen heruntergekommenen Vorgängerbau und vollendete mit seinem im rechten Winkel zueinander angeordneten Flügeln die rechteckige Form des östlichen Schloßplatzes.
Das Schulgebäude wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. An seiner Stelle befindet sich heute eine Grünanlage, davon in dem Bereich, den die beiden ehemaligen Gebäudeflügel umschlossen, ein Rosengarten. Neben der Marktkirche entstand im Jahr 2005 ein Neubau eines katholischen Kindergartens, der einen Vorgängerbau ersetzte.Marktkirche
Siehe dazu auch Hauptartikel: Marktkirche (Wiesbaden)
Die 1853 bis 1862 von Carl Boos erbaute evangelische Marktkirche mit ihren 5 Türmen, von denen der 98 m hohe Hauptturm das höchste Gebäude der Stadt ist, wurde als Nassauer Landesdom nach dem Vorbild von Schinkels Friedrichswerderscher Kirche in Berlin als größter Backsteinbau Nassaus erbaut.
Neues Rathaus
Siehe dazu auch Hauptartikel: Neues Rathaus (Wiesbaden)
Auf der Südseite des Schloßplatzes, gegenüber dem Schloss, steht das 1884 bis 1887 von Georg von Hauberisser erbaute Neue Rathaus. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und in vereinfachter Form wiederhergestellt. Auf den einst imposanten Hauptgiebel aus rotem Sandstein, der etwa die Breite des Balkons über dem Eingang hatte, wurde dabei verzichtet. Derzeit tagt im Stadtverordneten-Saal auch der Hessische Landtag, bis der neue Plenarsaal im Innenhof des Schlosses Ende 2006 eröffnet wird.
Altes Rathaus
Siehe dazu auch Hauptartikel: Altes Rathaus (Wiesbaden)
Das Alte Rathaus von 1608 bis 1610 an der Westseite des Platzes ist zugleich das älteste Gebäude der Stadt. Heute wird es als Standesamt genutzt.
Platzgestaltung
Der Schloßplatz ist zweigeteilt. Der westliche Teil – der Schloßplatz im engeren Sinne – wurde im Jahr 2004 nach historischem Vorbild mit seinem Kopfsteinpflaster, den Borden und den Kandelabern wieder hergerichtet.
Der östliche Teil ist zum Teil begrünt. Dazu gehört der baumbestandene Platz direkt vor der Marktkirche mit einem Denkmal von Herzog Wilhelm von Oranien-Nassau, dem Begründer der Niederlande, sowie ganz im Osten der Rosengarten.
Mosaik
Vor dem Neuen Rathaus ist auf einer auf das Jahr 1905 zurückgehenden historischen Verkehrsinsel ein Mosaik angebracht, welches den kaiserlichen Adler zeigt, der vom Provinzialwappen von Nassau und vom Wiesbadener Stadtwappen flankiert wird. Das nassauische Provinzialwappen geht zurück auf das Jahr 1866, als Nassau von Preußen annektiert wurde. Es zeigt den kurhessischen Löwen, den nassauischen Löwen und das weiße Adlerwappen Frankfurts. Die erklärenden Hinweistafeln der Wappeninsel beschreiben das zentrale Wappen als preußisch, das Provinzialwappen als nassauisch. Die Verkehrsinsel wurde zusammen mit dem übrigen Platz im Jahr 2004 wieder hergerichtet. Speziell für das Mosaik wurden Spenden gesammelt; die Spendernamen sind in den Steinen um das Mosaik verewigt.
Marktbrunnen
In der Mitte des (westlichen) Schloßplatzes steht der Marktbrunnen aus dem Jahre 1753. Er wird von einem goldenen nassauischen Löwen gekrönt, welcher das ein Ovales Schild mit Goldkrone in seinen Pranken hält. Das Schild zeigt das Wappen von Wiesbaden: drei goldene Lilien auf blauem Grund. Das Brustschild des Löwen zeigt das Wappen des Hauses Nassau.
Feste und Veranstaltungen
Auf dem Schloßplatz bzw. auf dem angrenzenden Dern'schen Gelände auf der anderen Seite des Neuen Rathauses findet jeden Samstagvormittag der Wiesbadener Wochenmarkt statt.
An zehn Tagen im August jeden Jahres (vom zweiten Freitag im August bis zum übernächsten Sonntag) wird die Rheingauer Weinwoche (im Volksmund kurz: Weinfest) ausgetragen, die sich selbst gern als "längste Weintheke der Welt" bezeichnet und tätsächlich gemessen an der Anzahl der verschiedenen Winzerstände (97) und an den verschiedenen ausgeschenkten Weinsorten (über 1000), dass größte Weinfest der Welt ist.
Schließlich findet seit 2002 hier der jährliche Wiesbadener "Sternschnuppen Markt" statt (vom Dienstag nach Totensonntag bis zum 23. Dezember).
Als zentraler Ort vor dem Wiesbadener Rathaus und dem Hessischen Landtag wird er häufig auch für andere, oft politische, Veranstaltungen genutzt. So dient der Schloßplatz meist als Ziel beziehungsweise Ort der Schlussveranstaltung von Demonstrationen in der Hessischen Landeshauptstadt.
Literatur
- Baedeker Wiesbaden Rheingau, Karl Baedeker GmbH, Ostfildern-Kemnat, 2001, ISBN 3879540764
- Gottfried Kiesow: Das verkannte Jahrhundert. Der Historismus am Beispiel Wiesbaden. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 2005, ISBN 3936942536
- Peter Schabe: Felix Genzmer – Stadtbaumeister des Historismus in Wiesbaden, Historische Kommission für Nassau, 1996
Weblinks
50.0819444444448.2413888888889Koordinaten: 50° 4′ 55″ N, 8° 14′ 29″ O
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