Wilhelm Böhmert

Wilhelm Böhmert
Dr. Wilhelm Böhmert

Justin Friedrich Wilhelm Böhmert (* 23. August 1866 in Bremen; † 4. Februar 1946 in Bremen) war ein deutscher Politiker (Freisinnige Volkspartei, Fortschrittliche Volkspartei, DDP).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ausbildung und Beruf

Böhmert war der Sohn eines Volkswirtes, der verschiedene Ämter wahrnahm. Er lebte in seiner Kindheit in Zürich und zog mit der Familie 1878 nach Dresden. Hier absolvierte er das Gymnasium und bis 1885 die Fürstenschule Meißen. Er studierte von 1885 bis 1889 Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften sowie Mathematik an der Universität Tübingen, der Universität Leipzig und der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Studium wurde durch seinen Wehrdienst beim 125. Regiment unterbrochen. Nachdem er 1891 zum Doktor der Philosophie in Berlin promoviert worden war, leistete Böhmert sein Referendariat ab und war dann als Gerichtsassessor in Hannover und 1895 in Einbeck tätig.

1900 wurde er zum Direktor des Bureaus für Bremische Statistik der Freien Hansestadt Bremen berufen. Er baute das Büro zum Bremischen Statistischen Amt aus, das seit 1921 als Statistisches Landesamt Bremen firmiert. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Statistik stammen von ihm und begründeten seinen überregionalen Ruf. Unter anderem schrieb er zur Wohnungssituation in der Neustadt, zur Geburtenstatistik und zur Krebsstatistik.

Im Ersten Weltkrieg diente er als Hauptmann der Landreserve in einem Ersatzbataillon. 1933 entließen ihn die Nationalsozialisten auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus seinem Direktorenamt.

Er war Mitglied des Vereins für Sozialpolitik, der Gesellschaft für soziale Reform und des Bundes der Bodenreformer.

Politik

Im Kaiserreich gehörte Böhmert zunächst der Freisinnigen Volkspartei und dann der Fortschrittlichen Volkspartei an. Er leitete hier seit 1910 die Bremer Ortsgruppe und kritisierte das Klassenwahlrecht in Bremen. Er trat für das Frauenwahlrecht ein und unterstütze die Bremer Frauenbewegung. Böhmert gehörte von 1912 bis 1918 der Bremischen Bürgerschaft an.

1918 beteiligte er sich an der Gründung der Deutsche Demokratische Partei (DDP) und er war Vorsitzender der Partei in Bremen. 1919/20 war er Mitglied der verfassungsgebenden Bremer Nationalversammlung und der Weimarer Nationalversammlung. Er war außerdem vom 9. Januar bis zum 9. Juli 1920 Senator im provisorischen Senat von Bremen unter Karl Deichmann (MSPD). Erneut war er von 1920 bis 1930 Mitglied der Bremer Bürgerschaft.

Nach 1945 beteiligte er sich beim Aufbau der Bremer Demokratischen Volkspartei (BDV), die 1948 zur FDP in Bremen wurde.

Ehrungen

Nach ihm ist die Wilhelm-Böhmert-Straße in Bremen benannt worden.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 100 Jahre Geburtenstatistik in Bremen, Leuwer, Bremen, 1926.
  • Bremen 1900-1927. Bremisches Statist. Landesamt, Bremen 1929. Bremen 1931.
  • Die Elemente des Wachstums einer deutschen Grossstadt (Bremen 1900-1930).
  • Untersuchung über die Todesfälle an Krebs in den gro?en Städten der Welt. In: La Haye: Inst. internat. de statistique, 1937.
  • Was kann die Statistik zur Aufhellung des Krebsproblems tun?. La Haye 1938.

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  • Hillger, Handbuch der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung, Leipzig 1919.
  • Herbert Wenhold: Böhmert, Justin Friedrich Wilhelm. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912-1962. Hauschild, Bremen 1969, S.58 (Sp.2) bis S.60 (Sp.1).
  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Böhmert — ist der Familienname folgender Personen: Frank Böhmert (* 1962), deutscher Schriftsteller Franz Böhmert (1934–2004), Sportfunktionär Karl Friedrich Böhmert (1797–1882), deutscher Pfarrer Viktor Böhmert (1829–1918), deutscher Journalist,… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Victor Böhmert — Grab von Viktor Böhmert auf dem Johannisfriedhof in Dresden. Karl Viktor Böhmert (* 23. August 1829 in Quesitz (heute zu Markranstädt) bei Leipzig; † 12. Februar 1918 in Dresden) war ein Journalist, Freihändler, Volkswirt und Statistiker …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Viktor Böhmert — Grab von Viktor Böhmert auf dem Johannisfriedhof in Dresden. Karl Viktor Böhmert (* 23. August 1829 in Quesitz (heute zu Markranstädt) bei Leipzig; † 12. Februar 1918 in Dresden) war ein Journalist, Freihändler, Volkswirt und Statistiker …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Böhmert — Grab von Viktor Böhmert auf dem Johannisfriedhof in Dresden. Karl Viktor Böhmert (* 23. August 1829 in Quesitz (heute zu Markranstädt) bei Leipzig; † 12. Februar 1918 in Dresden) war ein Journalist, Freihändler, Volkswirt und Statistiker …   Deutsch Wikipedia

  • Viktor Böhmert — Grab von Viktor Böhmert auf dem Johannisfriedhof in Dresden. Karl Viktor Böhmert (* 23. August 1829 in Quesitz (heute zu Markranstädt) bei Leipzig; † 12. Februar 1918 in Dresden) war ein Journalist, Freihändler, Volkswirt und Statistiker …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Boh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Nationalversammlung — Mitglieder des Reichstages Nationalversammlung  (1919–1920) –  1. Wahlperiode (1920–1924) –  2. Wahlperiode (1924) –  3. Wahlperiode (1924–1928) –  4. Wahlperiode (1928–1930) –  5. Wahlperiode (1930–1932) – …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Bremer Senatoren — In der Liste der Bremer Senatoren sind auch die Präsidenten des Senats, die auch Bürgermeister und zumeist auch Senatoren waren und die Bürgermeister als Stellvertreter des Präsidenten des Senats enthalten. Kurzfristig geschäftsführende… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Marzahn — Karte von Berlin Marzahn Die Liste der Straßen und Plätze in Berlin Marzahn beschreibt das Straßensystem im Berliner Ortsteil Marzahn mit den entsprechenden historischen Bezügen. Gleichzeitig ist diese Zusammenstellung eine der Listen aller… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Des Membres De L'assemblée Nationale De Weimar — Cette page dresse une liste des membres de l’assemblée nationale de Weimar, classée par ordre alphabétique du nom de famille. Les 421 députés, dont 37 femmes, furent élus le 19 janvier 1919 et furent en fonction du 6 février 1919 au 21 mai 1920.… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”