Wilhelmine von Grävenitz

Wilhelmine von Grävenitz

Christine Wilhelmine von Grävenitz (* 1684, getauft 4. Februar 1684 in Schilde, heute Ortsteil von Weisen[1] ; † 21. Oktober 1744 in Berlin) war die Mätresse des Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (1676−1733). Sie entstammte dem altmärkischen Uradel von Graevenitz.

Leben

Wilhelmine von Grävenitz wuchs in Güstrow in Mecklenburg auf. 1706 kam sie nach Stuttgart, wo ihr Bruder Wilhelm Friedrich von Grävenitz lebte. Dieser führte Wilhelmine am württembergischen Hof ein und machte sie mit Herzog Eberhard Ludwig bekannt. Zwischen Wilhelmine und Eberhard Ludwig entstand eine Liebesbeziehung, die über zwanzig Jahre andauerte, lange Zeit auch gegen äußere Widerstände.

1707 heiratete Eberhard Ludwig Wilhelmine in morganatischer Ehe. Seine Gemahlin Herzogin Johanna Elisabeth willigte nicht in die Scheidung ein. Aufgrund dieser Bigamie intervenierte der Kaiser. Auf dessen Druck wurde die Vermählung wieder gelöst und Wilhelmine von Grävenitz aus Württemberg verbannt. Eberhard Ludwig folgte ihr zunächst in die Schweiz. 1710 holte er sie wieder an seinen Hof, indem er sie mit seinem Landhofmeister Graf Würben verheiratete.

Sie bewegte den Herzog, das Jagd- und Lustschloss Ludwigsburg erheblich zu vergrößern und schließlich die Residenz mit samt dem Hofstaat dort hin zu verlegen. In Ludwigsburg lebte und repräsentierte sie an der Seite des Herzogs, während die Herzogin weiterhin im Stuttgarter Alten Schloss wohnte.

Sie beteiligte sich aktiv an der Regierung. 1717 wurde sie als ordentliches Mitglied in das Geheime Cabinett aufgenommen und hatte damit Einfluss auf Justiz-, Finanz- und Gnadensachen.

1731 starb Erbprinz Friedrich Ludwig, Eberhard Ludwigs einziger Sohn. Falls der Herzog keinen weiteren ehelichen Sohn zeugte, sollte ihm sein katholischer Cousin Karl Alexander auf dem Thron folgen und das protestantische Württemberg regieren. Viele Kräfte wollten dies verhindern. Eberhard Ludwig wurde wieder von außen gedrängt, die Verbindung zu Wilhelmine aufzugeben und sich mit der Herzogin zu versöhnen. Dieses Mal gab der Herzog dem Druck nach und wandte sich von ihr ab. Er entzog ihr alle Ämter und ließ sie inhaftieren. 1732 wurde sie frei gelassen und endgültig verbannt. Ihre württembergischen Besitztümer wurden ihr entzogen. Als Entschädigung erhielt sie die beachtliche Summe von 150.000 Gulden. Sie zog nach Berlin, wo sie bis zu ihrem Tod 1744 lebte.

Nach ihrem Sturz entlud sich der Unmut über ihren großen Einfluss. Auf ihre Unbeliebtheit spielt eine Anekdote an, deren Ursprung und Wahrheitsgehalt nicht belegt sind. Auf ihre Bitte, man möge sie namentlich ins Gebet aufnehmen, antwortete der Tübinger Prälat Johannes Osiander, das geschehe bereits bei jedem Gottesdienst in der siebten Bitte des Vaterunsers (mit den Worten: ‚Erlöse uns von dem Übel’).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. nach Friedrich Wigger: Aus dem Leben der Königin Sophie Louise von Preußen (der "Princesse von Grabow"). In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 41 (1876), S. 3-97, 158 (Digitalisat, Anmerkung auf S. 28

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