- William Forsythe (Tänzer)
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William Forsythe (* 30. Dezember 1949 in New York) ist ein US-amerikanischer Tänzer und Choreograf. Mit seiner am klassischen Ballett orientierten, streng mathematischen, aber bildhaft-sinnlichen Tanzsprache zählt er zu den wichtigsten Vertretern der Ballettmoderne.
Nach seinem Tanzstudium an der Joffrey Ballet School und der Jacksonville University tanzte er ab 1971 für das Joffrey Ballet, 1973 verpflichtete ihn John Cranko für das Stuttgarter Ballett. Schon in Stuttgart fing er an zu choreografieren, bereits in der "Vor-Frankfurt-Zeit" wurden seine Werke in München, Den Haag, London, Basel, Berlin, Frankfurt am Main, Paris, New York und San Francisco aufgeführt. Während seiner Zeit als Ballettdirektor des Frankfurter Balletts (1984 - 2004) etablierte er sich als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Choreografen.
Seit 2005 leitet er die Forsythe Company.
Inhaltsverzeichnis
Der Choreograf
Der spätere Stuttgarter Intendant Klaus Zehelein erkannte als Chefdramaturg an den Städtische Bühnen Frankfurt (1977–1987), dass es sich bei Forsythe um ein entwicklungsfähiges Ausnahmetalent handelte und leitete den Ruf nach Frankfurt ein. William Forsythe trat 1984 seine erste Spielzeit als Ballettdirektor an. Die zu Beginn der fünfziger und sechziger Jahre anhaltende Wandlung des Balletts vom klassischen zum neo-klassischen war an seine Grenzen gekommen. Auf der permanenten Suche nach Neuem gelang es Forsythe, diese Stagnation zu unterbrechen und eine Zäsur zu setzen. Das Vokabular des klassischen Balletts ergänzte Forsythe, indem er die Zuordnung des Körpers, alleine zum Zuschauer hin, aufhob und plötzlich für die Seitengasse oder gar das Rückportal tanzen ließ. War es bisher vor allem das Brustbein, das zum Zuschauer zeigen sollte, so waren es nun alle Gliedmaßen und alle Richtungen, die eine wesentlich Rolle zu spielen hatten.
Daraus ergab sich eine unendliche Bewegungs- und Raumvielfalt, die dem Balletttänzer so bis dato fremd war. Befreit von Ablenkendem hat sich so das Ballett neu konstituiert. Viele Ballette von Forsythe enthalten nur spärliches Bühnenbild (z.B. Limb's Theorem), wodurch dem Tänzer an sich nochmals mehr Bedeutung entgegengebracht wurde. Hat sich in den frühen sechziger Jahren Wieland Wagner um die Entstaubung der Darstellung in der Oper verdient gemacht, so war es Forsythe, der begann, im Ballett mit Konventionen zu brechen. Ausgeklügeltes Licht versetzte Tänzer in eine noch nie dagewesene Silhouette. Teils scherenschnittartig, seitlich teilausgeleuchtet oder auch mal mit Bühnenarbeitslicht, erschuf er eine noch nicht gekannte Wahrnehmung von getanzten Körpern. Der Bruch mit dem Abonnementspublikum, die kurze Egon-Madsen-Zeit, hielt sich mindestens drei Jahre mit sehr starken Unmutsäußerungen. In den alten Stuttgarter Produktionen, die noch aus der Madsen-Zeit in Frankfurt im Repertoir blieben, wurde William Forsythe das eine oder andere Mal sogar als Tänzer entdeckt.
Die digitale Tanzbibliothek
Forsythe will das von ihm entwickelte Notationssystem, mit dem sich eine Choreografie mittels einer Partitur rekonstruieren lässt, Künstlern, Tanzwissenschaftlern und einer Fachöffentlichkeit in der web-basierten "Motion Bank" – die sich noch in einer Erprobungsphase befindet – zugänglich machen. Ihm geht es um eine "Lesbarkeit von Choreografie" und um "fundamentale Organisationsprinzipien" des Tanzes. Die Bundeskulturstiftung (Halle) stellt der von Forsythe initiierten Digitalen Tanzbibliothek 1,4 Millionen Euro zur Verfügung.[1]
Hauptwerke
- 1976 : Urlicht
- 1983 : France/Dance
- 1984 : Il était une fois en Amérique
- 1984 : Artifact
- 1986 : Isabelle's Dance
- 1986 : Die Befragung des Robert Scott
- 1987 : In the Middle, Somewhat Elevated
- 1988 : Impressing the Czar
- 1990 : Limb's Theorem
- 1991 : Loss of Small Detail
- 1991 : Second Detail
- 1996 : Duo
- 1996 : The Vertiginous Thrill of Exactitude
- 1999 : Three Atmospheric Studies
- 2000 : One Flat Thing Reproduced
- 2000 : Kammer/Kammer
- 2003 : Decreation
- 2005 : You Made Me a Monster
- 2008 : The Defenders
Auszeichnungen
- 1995 Hessischer Kulturpreis
- 1997 Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
- Bessie Awards (1988, 1999, 2004, 2007)
- Laurence Olivier Award (1992, 1999),
- Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres (1999)
- Prix SACD de la danse (2007)
- Faust-Theaterpreis - Sparte: Beste Choreographie - für Yes we can’t im Festspielhaus Hellerau (2008)
Literatur
- Gerald Siegmund (Hrsg.): William Forsythe. Denken in Bewegung. Henschel-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89487-472-4
Quellen
- ↑ Forsythe plant "digitale Tanzbibliothek", art-magazin.de, 11. Dezember 2009
Weblinks
- http://www.theforsythecompany.de
- William Forsythe: 50 Choreografen des zeitgenössischen Tanzes.Seite des Goethe-Instituts
- Literatur von und über William Forsythe (Tänzer) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Internetseite der Akademie der Künste, Berlin: Auszeichnungen und Preise für Forsythe
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