- William Tyndale
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William Tyndale [ˈtɪndəl] (* um 1484 in North Nibley bei Gloucester, England; † 6. September 1536 in Vilvoorde bei Brüssel) war Priester und Gelehrter und übersetzte die Bibel in die englische Sprache. Es gab schon frühere Übersetzungen, aber dank der Erfindung der Druckerpresse war es die erste, die eine breite Verteilung fand.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Datierung seiner Geburt ist unsicher, die Angaben liegen zwischen 1484 und 1496. Er wurde vermutlich in North Nibley, 15 Meilen von Gloucester in England geboren. Seine universitäre Ausbildung erhielt er in Oxford, Magdalen Hall und an der Universität Cambridge. Um 1520 wurde er Hauslehrer bei der Familie von Sir John Walsh, in Little Sodbury in Gloucestershire.
Tyndale beschäftigte sich mit der Bibel und nahm die Lehren der Reformation auf; diese Ansichten galten aus römisch-katholischer Sicht als häretisch. Dies führte zum Konflikt. Tyndale verließ London um 1523. Mit der Unterstützung von Sir Humphrey Monmouth, einem Großkaufmann in London, und anderen an einer Übersetzung der Bibel interessierten Bürgern begann er in Deutschland, vermutlich Wittenberg (s.u.), die Bibel in die englische Sprache zu übersetzen. Diese Übersetzung war durch die Kirche nicht autorisiert, sie enthielt Kommentare, die reformerische Sichtweisen wiedergaben. Er konnte deshalb nicht mehr in England arbeiten. Wegen Häresie verfolgt, blieb Tyndale in Deutschland.
Im Frühjahr 1524 kam Tyndale wohl über Hamburg zur Universität Wittenberg, wo er wohl am 27. Mai 1524 unter dem Pseudonym „Guillelmus Daltici ex Anglia“ immatrikuliert wurde. Hier arbeitete er an seiner Bibelübersetzung, bis er 1525 eine druckfertige Vorlage hatte. Diese brachte er nach Köln zum Drucker Quentel, wo ursprünglich 3000 Exemplare im Quartformat gedruckt werden sollten. Allerdings wurde der Druck 1526 durch den Luther-Gegner Johannes Cochläus verraten, doch mit seinem Mitarbeiter konnte Tyndale nach Worms entkommen. In Köln mit dem Druck des Neuen Testaments war im Sommer 1525 angefangen worden, in Worms wurde nun von neuem begonnen, und 1526 erschien hier eine Ausgabe im Oktavformat in einer Auflage von 6000 Exemplaren beim Buchdrucker Peter Schöffer dem Jüngeren.
Die Übersetzung von Tyndale wurde durch die englische Regierung verboten und seine Bücher verbrannt. Nur zwei Exemplare der Wormser Oktavausgabe sind erhalten. Tyndale selbst wurde auf Betreiben von Repräsentanten des Königs Heinrich VIII. und der Kirche von England, die gerade erst im Begriff war, sich von der Kirche von Rom zu lösen und an deren Sichtweise in dieser Frage noch festhielt, zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Er wurde am 6. September 1536 in Vilvoorde (ca. 10 km von Brüssel) erwürgt und danach verbrannt.
Vermächtnis
Mit seiner Übersetzung der Bibel führte er neue Begriffe in die englische Sprache ein: Jehova, Passahfest (als Bezeichnung eines jüdischen Fests), scapegoat, atonement (= at + one + ment), „the powers that be“, „my brother's keeper“, „the salt of the earth“ und „a law unto themselves“.
Während die King-James-Bibel für den englischsprachigen Protestantismus später von größerem Einfluss werden sollte, bildet Tyndales Übersetzung trotzdem einen wichtigen Baustein des kollektiven anglophonen Gedächtnisses, und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen war seine Version die Formulierung, die William Shakespeare kannte und zitierte. Zum anderen ist seine Übersetzung der Psalmen die Grundlage für die Psalmenübersetzungen in den verschiedenen anglikanischen Books of Common Prayer, die durch die Jahrhunderte und auch noch heute liturgische Anwendung finden.
Spalatin schreibt über Tyndale in einem Tagebucheintrag vom 11. August 1526.
Verfilmungen
Das Leben von William Tyndale wurde zweimal verfilmt: zum einen unter dem Titel William Tindale und zum anderen unter dem Titel William Tyndale – Geächtet im Namen Gottes. Auch im Kurzfilm Stephen's Test of Faith ist eine schauspielerische Darstellung von William Tyndale zu finden.
Siehe auch
Allgemeiner Quellennachweis
- Encyclopaedia Britannica. Band 22, 1976, S. 435-436
- J.I.Mombert: Tyndale, William. In: Philip Schaff, Johann Jakob Herzog u.a., Hrsg.: The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge. Funk & Wagnalls, New York 1904, reprinted online by the Christian Classics Ethereal Library. Weitere Referenzen siehe dort.
- Heinz Holeczek: Humanistische Bibelphilologie als Reformproblem bei Erasmus von Rotterdem, Thomas More und William Tyndale. Brill, Leiden 1975
Weblinks
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