Willy Harzheim

Willy Harzheim

Willy Harzheim (* 6. April 1904 in Horst, heute Gelsenkirchen-Horst; † 27. Dezember 1937 in Westsibirien erschossen) war ein deutscher Arbeiterschriftsteller und Kommunist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Willy Harzheim war zunächst Bergmann auf Zechen in Gelsenkirchen und Essen. 1920 trat er in den kommunistischen Jugendverband (KJVD), 1923 in die KPD ein. Nach seiner Entlassung beim Bergbau ging er für ein Jahr als Bauarbeiter nach Stuttgart. Dort gehörte er der Bezirksleitung des KJVD an. 1929 erschienen die ersten Veröffentlichungen von ihm in kommunistischen Zeitungen.

Ende 1929 tippelte Harzheim vom Ruhrgebiet aus nach Berlin. Er wurde dort Mitarbeiter des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, bald auch dessen Sekretär und betreute als solcher die vom Bund herausgegebene Zeitschrift Linkskurve. Dort erschienen auch Beiträge von ihm. Im November 1930 nahm er als Mitglied der deutschen Delegation an der II. Internationalen Konferenz proletarischer und revolutionärer Schriftsteller in Charkow teil, zu deren Vorbereitung er schon im Mai gemeinsam mit Otto Biha in Charkow gewesen war. 1932 heiratete Harzheim in Berlin die Stenotypistin Nora Schapiro (gebürtig aus Dwinsk, Gouvernement Witebsk). Anscheinend lebte er nicht mit ihr zusammen, sondern verschaffte ihr wohl nur durch die Ehe ihr die Staatsbürgerschaft. Nora Harzheim wurde während der NS-Zeit zu einer Haftstrafe verurteilt, konnte nach deren Verbüßung nach England emigrieren und lebte nach dem Krieg wieder bis zu ihrem Tode unter dem ihr von den Nazis aufgezwungenen Vornamen Sarah in Berlin-Köpenick.

Zu Beginn der NS-Zeit half Harzheim bei der Emigration von Johannes R. Becher und emigrierte dann selbst in die Sowjetunion. Er wurde als Kulturarbeiter nach Prokopjewsk in Westsibirien geschickt; dort redigierte er die Zeitung „Der Rote Bergmann“. Er lebte einige Zeit mit der kommunistischen Schriftstellerin Emma Tromm zusammen, die in Moskau im Zuge der Säuberungen aus ihrer Stelle als Sekretärin der dortigen deutschen Schriftstellergruppe entlassen worden war; beide organisierten gemeinsam u. a. eine Agitprop-Theatergruppe.

Am 20. November 1937 wurde Willy Harzheim verhaftet, am 27. Dezember 1937 wegen „konterrevolutionärer Betätigung“ erschossen. Die KPD in Moskau schloss ihn aus der Partei aus; erst im März 1957 wurde dieser Ausschluss durch die SED – allerdings unter der üblichen Geheimhaltung – rückgängig gemacht. Das Westsibirische Bezirksmilitärgericht hob das Urteil am 23. August 1957 auf und rehabilitierte Harzheim. Auch diese Rehabilitierung wurde allerdings, wie in den meisten Fällen, erst sehr viel später bekannt.

Werke

  • Zwischen Tanks und Stacheldraht. Erzählung aus den Tagen der Ruhrbesetzung. Als Broschüre hrsg. von der KPD 1932

Literatur

  • Wilhelm Mensing (Hg.): Willi Harzheim 1904–1937. Arbeiterschriftsteller aus Horst. Essen 2001

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Biografien/Haq–Har — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Har — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • BPRS — Der Bund proletarisch revolutionärer Schriftsteller, gegründet 1928, war ein der KPD nahestehender Schriftstellerverband in der Weimarer Republik. Die Mitglieder des Bundes bestanden aus zwei Gruppen. Einerseits waren es bürgerliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Prokopjewsk — Stadt Prokopjewsk Прокопьевск Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • 1904 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1870er | 1880er | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | ► ◄◄ | ◄ | 1900 | 1901 | 1902 | 1903 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes R. Becher — Johannes Robert Becher (b May 22 1891 in Munich; d October 11 1958 in Berlin) was a German politician and poet.Johannes R. Becher was the son of Judge Heinrich Becher. In 1910 he tried to commit suicide with a friend; but only Becher survived.… …   Wikipedia

  • Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller — Der Bund proletarisch revolutionärer Schriftsteller, gegründet 1928, war ein der KPD nahestehender Schriftstellerverband in der Weimarer Republik. Die Mitglieder des Bundes bestanden aus zwei Gruppen. Einerseits waren es „bürgerliche“… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Becher — Johannes R. Becher (mit Brille), 1951 Johannes R. Becher auf einer DDR …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes R. Becher — (mit Brille), 1951 …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Robert Becher — Johannes R. Becher (mit Brille), 1951 Johannes R. Becher auf einer DDR …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”