Prokopjewsk

Prokopjewsk
Stadt
Prokopjewsk
Прокопьевск
Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis Sibirien
Oblast Kemerowo
Rajon Prokopjewsk
Gegründet 1731
Stadt seit 1931
Fläche 217 km²
Höhe des Zentrums 280 m
Bevölkerung 212.029 Einw. (Stand: 2009)
Bevölkerungsdichte 977 Ew./km²
Zeitzone UTC+7
Telefonvorwahl (+7)38466
Postleitzahl 653000–653052
Kfz-Kennzeichen 42
OKATO 32 437
Geographische Lage
Koordinaten 53° 53′ N, 86° 43′ O53.88333333333386.716666666667280Koordinaten: 53° 53′ 0″ N, 86° 43′ 0″ O
Prokopjewsk (Russland)
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Prokopjewsk (Oblast Kemerowo)
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Oblast Kemerowo
Liste der Städte in Russland

Prokopjewsk (russisch Прокопьевск) ist eine russische Industriestadt im Süden des Kusnezker Kohlenbeckens in der Oblast Kemerowo, Westsibirien, mit 212.029 Einwohnern (Stand: 2009). Sie ist nach dem besonders in der griechisch- und der russisch-orthodoxen Kirche verehrten Märtyrer Prokopios von Caesarea († 303) benannt. Prokopjewsk befindet sich ca. 350 km südöstlich von Nowosibirsk und ca. 400 km südlich von Tomsk.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1918 wurden die beiden Dörfer Prokopjewskoje und Monastyrskoje (gegründet 1731) zur neuen Gemeinde Prokopjewski zusammengelegt. Mit der Erlangung der Stadtrechte 1931 erfolgte die Umbenennung in Prokopjewsk.

Die wichtigsten Industriezweige sind Steinkohlenbergbau, Maschinen-, Nahrungsmittel- und chemische Industrie. Die Stadt liegt an einer Zweigstrecke der Transsibirischen Eisenbahn.

In Prokopjewsk hat die Fakultät der Sibirischen Staatlichen Metallurgischen Bergbauakademie (früher: Fakultät des Sibirischen Metallurgischen Sergo-Ordshonikidse-Instituts) ihren Sitz.

Besonders während des 2. Fünfjahrplans (1928–1932) wurde der Kohlebergbau in Prokopjewsk forciert ausgebaut. Deutsche Bergbauspezialisten und viele ausländische Bergleute, vor allem aus dem Ruhrgebiet und der Tschechoslowakei wurden dafür angeworben. Auch Deutsche, die Opfer der ersten Massendeportation 1930 waren, arbeiteten dort. So gab es in Prokopjewsk auch eine deutsche Schule, an der auch deutsche Emigranten unterrichteten (so die aus Essen stammende Betty Schmittka und die in Köln aufgewachsene Schriftstellerin und Prokopjewsker Lebensgefährtin von Willy Harzheim, Emma Tromm). Von den Emigranten überstand fast niemand die Stalinschen Säuberungen. Vielen von ihnen wurden die gravierenden Mängel in den unzulänglich ausgebauten und ausgerüsteten Bergwerken als Sabotage zur Last gelegt. Im Schauprozess der „Strafsache des sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrums“ wurde im Januar 1937 u.a. der Vorwurf verhandelt, in Prokopjewsk sei 1934 ein terroristischer Anschlag gegen Molotow versucht worden. Eines der deutschen Säuberungsopfer war der im Dezember 1937 erschossene Arbeiterschriftsteller und „Kulturarbeiter“ Willy Harzheim.

Mit der Deportation der Wolgadeutschen 1941 wurde „Nachschub“ nach Prokopjewsk gebracht. Weil die Infrastruktur der Stadt auf diesen Zustrom nicht eingerichtet war, lebten diese Zwangsangesiedelten und Zwangsarbeiter der Trudowaja Armija (kurz Trudarmija, Arbeitsarmee) dort unter katastrophalen Bedingungen. Aus ihren Familien sind in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts und bis in die jüngste Zeit viele als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Nach 1945 arbeiteten auch deutsche Kriegsgefangene und Zivilinternierte im Bergbau und auf Baustellen von Prokopjewsk. Sie waren im Lager 7525/7 Prokopjewsk und Lager 7525/10 Prokopjewsk untergebracht.

Das während der Stalin-Zeit völlig erstickte kirchliche Gemeindeleben unter den Wolgadeutschen begann Ende der 50er Jahre wieder aufzuleben. Prokopjewsk war die einzige Gemeinde des lateinischen Ritus, die bereits wieder ab 1959 einen eigenen Priester hatte, einen Redemptoristen aus der Ukraine. Auch eine Griechisch-katholische Gemeinde gibt es seit etwa dieser Zeit wieder in Prokopjewsk.

Seit Auflösung der Sowjetunion ist auch in Prokopjewsk die Industrie notleidend geworden; so gab es im Juni 2003 ein Bergwerksunglück in Prokopjewsk, das auf unzulängliche Sicherheitsvorkehrungen hindeutete. Der Stadtverwaltung fehlen die Mittel, um die kommunale Infrastruktur instandzuhalten. Die Wohnungssituation ist überaus beengt.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Wilhelm Mensing: Von der Ruhr in den GULag. Opfer des Stalinschen Massenterrors aus dem Ruhrgebiet. Essen 2001 (betr. die Zeit von 1931–1937)

Weblinks


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