- Wilma Rudolph
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Wilma Rudolph (Wilma Glodean Rudolph; * 23. Juni 1940 in Saint Bethlehem, Tennessee; † 12. November 1994 in Brentwood, Tennessee) war eine US-amerikanische Leichtathletin und Olympiasiegerin. Ihre Leistungen brachten ihr den Namen „Schwarze Gazelle“ ein.
Inhaltsverzeichnis
Jugend
Wilma wuchs in einer Familie mit sieben Geschwistern und elf Halbgeschwistern auf. Bald nach ihrer Geburt zog die Familie in die Nachbarstadt Clarksville. In ihrer Kindheit erlitt Wilma eine Reihe schwerer Krankheiten. Eine Kinderlähmung setzte ihr linkes Bein außer Gefecht, und erst nach jahrelanger Physiotherapie und spezifischen Massagen konnte sie wieder ohne Hilfsmittel gehen.[1][2] Von elf an konnte sie endlich mit ihren Brüdern Basketball spielen. Bald erzielte sie an der High School große Erfolge in dieser Sportart. Ed Temple, Professor an der Tennessee State University und Leichtathletiktrainer des dortigen Collegeteams, entdeckte sie 1955 als Schiedsrichter bei einem Basketballmatch, erkannte ihr Talent und vermittelte ihr ein Sportstipendium an seiner Hochschule.[3]
Sportliche Karriere
Schon im Jahr darauf qualifizierte sie sich für die Olympischen Sommerspielen 1956 in Melbourne, bei denen sie Bronze im 4-mal-100-Meter-Staffel gewann. Nach einer Schwangerschaftspause 1958 gehörte sie zu den weltbesten Sprinterinnen und stellte 1960 zwei Weltrekorde auf: Mit 22,9 Sekunden über 200 m verbesserte sie die alte Marke um 0,3 s; im 100-Meter-Lauf erzielte sie 11,3 Sekunden und egalisierte damit die Zeit von Shirley Strickland de la Hunty und Wera Krepkina.
Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom siegte sie in allen drei Kurzstreckendisziplinen: In den Einzeldisziplinen 100 und 200 m siegte sie in allen Läufen mit mindestens 0,3 Sekunden Vorsprung; die Fabelzeit von 11,0 Sekunden im 100-Meter-Finale konnte jedoch wegen zu starken Rückenwinds nicht als Weltrekord gewertet werden. In der 4 × 100 m Staffel lief sie zusammen mit Martha Hudson, Lucinda Williams und Barbara Jones im Vorlauf einen Weltrekord (44,4 Sekunden); im Finale sicherte Rudolph als Schlussläuferin das Gold vor der deutschen Staffel, die eingangs der Zielgeraden noch gleichauf lag.
Damit wurde Wilma Rudolph endgültig zum Star. Als der Gouverneur ihres Heimatstaates Buford Ellington zur Feier ihrer Heimkehr eine Parade veranstalten wollte, stimmte Rudolph erst zu, als für diese die Rassentrennung aufgehoben wurde; die Parade und das anschließende Bankett waren die ersten Feiern in Clarksville, bei denen die Unterschiede zwischen schwarz und weiß aufgehoben wurden.[4][5] Auch das trug dazu bei, sie zu einem Vorbild der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zu machen.
Am 19. August 1961 stellte sie über 100 m mit 11,2 Sekunden in Stuttgart einen weiteren Weltrekord auf.
Weiterer Werdegang
1961 heiratete sie William Ward; die Ehe währte jedoch nur kurz. Ihr letztes Rennen bestritt sie Anfang 1963; eine Appendektomie und eine Schwangerschaft veranlassten sie kurz danach, ihre sportliche Karriere zu beenden. Nachdem sie in diesem Jahr ihr Studium abgeschlossen hatte, wurde sie Grundschullehrerin und Basketball- und Leichtathletiktrainerin, und kurz nach der formellen Scheidung 1963 heiratete sie den Vater ihres neugeborenen Kindes, ihren Jugendfreund und Basketballspieler Robert Eldridge, von dem sie schon 1958 eine Tochter zur Welt gebracht hatte.[6] Aus der Ehe, die 1980 geschieden wurde, gingen zwei weitere Kinder hervor.
Sie startete verschiedene Projekte, um die städtische Jugend von der Straße zum Sport zu bringen, und schrieb eine Autobiografie, die verfilmt wurde. 1981 gründete sie die Wilma Rudolph Foundation zur Unterstützung schwarzer Nachwuchsathleten und -athletinnen. Ihr wohl prominentester Schützling war Florence Griffith Joyner, der ebenfalls das Kunststück gelang, bei einer Austragung der Olympischen Spiele dreimal Gold zu gewinnen.[5]
Am 12. November 1994 starb Wilma Rudolph an einem Hirntumor in Brentwood, einem Vorort von Nashville.[7][4]
Ehrungen
1974 wurde sie (als erste schwarze Athletin) in die USA Track & Field Hall of Fame aufgenommen.[8][2]
1997 rief Gouverneur Don Sundquist den 23. Juni zum Wilma Rudolph Day aus.[9]
Die Gesamtschule in Berlin-Zehlendorf wurde 2000 ihr zu Ehren in Wilma-Rudolph-Oberschule umbenannt.[10]
Veröffentlichungen
- mit Martin Ralbovsky: Wilma. The story of Wilma Rudolph. Signet, 1977, ISBN 0451077482
- Wilma Rudolph on track. Wanderer Books, 1980, ISBN 067195475X
Film
- Bud Greenspan (Regie und Drehbuch): Wilma. USA 1977[11]
Literatur
- Maureen M. Smith: Wilma Rudolph: A Biography. Greenwood Publishing Group, 2006, ISBN 0313333076
Weblinks
- 25. 8. 1960: Olympische Spiele in Rom mit Wilma Rudolph, Portrait von Karin Jäger für das Kalenderblatt der Deutschen Welle, 25. August 2006
Fußnoten
- ↑ Time: The Fastest Female. 19. September 1960
- ↑ a b Ernst Probst: Wilma Rudolph: Die „schwarze Gazelle“
- ↑ Bobby L. Lovett: Wilma Rudolph and the TSU Tigerbelles. Website der Tennessee State University, 1997
- ↑ a b Website des Weißen Hauses (Archiv): White House Dream Team: Wilma Rudolph
- ↑ a b ESPN: Rudolph ran and world went wild
- ↑ Sports Illustrated: Slight Change Of Pace For Wilma. 7. September 1963
- ↑ Gale Cengage Learning: Black History – Biographies – Wilma Rudolph
- ↑ USATF: Hall of Fame – Wilma Rudolph
- ↑ Lakewood Public Library: Women in History – Wilma Rudolph biography (letzte Aktualisierung 9. März 2009)
- ↑ Die Welt: Wilma Rudolph – ihr Name lebt weiter. 14. Juli 2000
- ↑ Wilma Rudolph, die schwarze Gazelle in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Olympiasiegerinnen im 100-m-Lauf1928: Betty Robinson | 1932: Stanisława Walasiewicz | 1936: Helen Stephens | 1948: Fanny Blankers-Koen | 1952: Marjorie Jackson | 1956: Betty Cuthbert | 1960: Wilma Rudolph | 1964: Wyomia Tyus | 1968: Wyomia Tyus | 1972: Renate Stecher | 1976: Annegret Richter | 1980: Ljudmila Kondratjewa | 1984: Evelyn Ashford | 1988: Florence Griffith-Joyner | 1992: Gail Devers | 1996: Gail Devers | 2000: Nach Disqualifikation nicht vergeben 1 | 2004: Julija Neszjarenka | 2008: Shelly-Ann Fraser
1Das IOC erkannte Marion Jones 2007 den Sieg ab, laut Beschluss des IOC wird keine andere Siegerin benannt.
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