Winterbaden

Winterbaden
Eisbaden im Saarland
Eisbaden in Finnland

Eisbaden oder Winterbaden ist das Baden in freien Gewässern bei Wassertemperaturen von bis nahe 0 °C. Die exakte Bezeichnung müsste wohl Winterbaden lauten, da dieser Sport sinnvollerweise im Herbst begonnen und das ganze Winterhalbjahr bis zum Frühjahr fortgesetzt wird, also nur teilweise mit Eis in Verbindung zu bringen ist. Die Bezeichnung Eisbaden ist aber geläufiger. Das Eisbaden im engeren Sinne schließt ein, dass die Beteiligten ein ausreichend großes Loch ins Eis des Gewässers hacken, um dann beispielsweise über Leitern oder einen Steg in das Wasser zu steigen.

Eisschwimmen oder Winterschwimmen unterscheidet sich vom Baden vor allem dadurch, dass hier die Aktivität Schwimmen dazukommt. Winterschwimmer nutzen oft Kanäle oder Flüsse, die im Winter nicht so schnell zufrieren. Beim Winterschwimmen tragen sie häufig Neopren-Anzüge, um nicht zu stark auszukühlen. Es gibt populäre Winterschwimmer-Veranstaltungen, wie das Donau-Schwimmen in Neuburg, an denen Tausende Sportler teilnehmen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Winterbaden oder -schwimmen wird seit Jahrhunderten als Volkssport in vielen Ländern mit natürlich zufrierenden Gewässern betrieben. – Bereits von Johann Wolfgang von Goethe ist bekannt, dass er das Eis der Ilm aufgehackt hat, um im kalten Wasser zu baden.

In der DDR wurden ab etwa 1970 Vereine und Organisationen zugelassen, die entsprechende Veranstaltungen organisierten, wie der Seehundpokal-Wettbewerb von der Jugendzeitschrift Die Trommel. Auch wurde und wird in der Bundesrepublik (alt und neu) auch diese Wintersportart gepflegt, teils individuell, teils in Vereinen. Im Jahr 2003 wurde von rund 1000 deutschen Eisbadern aus Vereinen berichtet.[1] Die Sportgemeinschaften, die es in der ganzen Welt für die Winterbader oder -schwimmer gibt, nennen sich Seehunde, Pinguine, Eiszapfen, Bernauer Eisheilige[2], Merchweiler Seelöwen oder ähnlich und treten meist medienwirksam auf.

Gesundheitlicher Nutzen

In der Praxis werden die Begriffe Winterbaden, Eisbaden und Winterschwimmen (gelegentlich auch Eisschwimmen) oft synonym gebraucht. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass durch den Kältereiz eine Stärkung des Immunsystems herbeigeführt wird.

So wie andere Sportler, z. B. Sprinter oder Gewichtheber, ihren Organismus trainiert haben, in wenigen Sekunden sehr viel Energie in Bewegung umzusetzen, so ist der Organismus des Winterbaders darauf trainiert, bei aktuellem Kältereiz seine Energiereserven reflexartig in Körperwärme umzusetzen, so dass eine Unterkühlung gar nicht erst eintritt.

Der Winterbader bleibt nur wenige Minuten im kalten Wasser. So friert er nach dem Bad nicht, sondern er genießt die dann überschießende Reaktion des Organismus. Der mit dem Winterbaden verbundene Effekt der Abhärtung fördert die Gesundheit. Brenke und Siems schreiben in Das Buch vom Winterschwimmen, dass Winterschwimmer zwar auch nicht davor gefeit sind, „... an grippalen Infekten zu erkranken, diese jedoch wesentlich leichter und kürzer verlaufen.“

Untrainierten kann nicht empfohlen werden, mitten im Winter ins kalte Wasser zu steigen. Als Vorbereitung sollte vom Sommer an wöchentlich (möglichst mehrmals) im Freien gebadet werden. Auch regelmäßiges Kaltduschen ist zum Training sehr gut geeignet.

Im allgemeinen wird davon abgeraten, den Kopf (und damit die Haare) unterzutauchen. Da die Hände und Füße besonders schnell auskühlen, sollten die Hände beim Baden in die Luft gehalten und dünne schützende Schuhe an den Füßen getragen werden. Wenn Badesachen benutzt wurden, ist eine Auskühlung nach dem Baden unbedingt zu vermeiden.

Winterschwimmen als Massensport

Veranstaltungen in Deutschland (Auswahl)

  • Spreeschwimmen, das an der Schiffs-Anlegestelle Zenner in Berlin im Februar 2000 erstmals stattfand; bei 3 Grad Wassertemperatur mussten 300 m zur Insel der Jugend und zurück geschwommen werden.
  • Seit 1985 findet im Berliner Orankesee regelmäßig im Januar der eisige Spaß statt. Mutige aus vielen deutschen Eisschwimm-Klubs sowie Gesundheitsbewusste aus anderen Ländern nehmen teil, z. B. kamen im Januar 2003 120 Teilnehmer und 500 Schaulustige! Die Veranstaltung erhält den Charakter eines Eisfaschings und ein Motto, z. B. 2003 Neptun und sein Gefolge.[1]
  • 2006 richtete der Sponsor Jägermeister einen WildBadeTag in einem Berliner Freibad aus: auf einer 25 m-Bahn war eine Freistil-Staffel zu absolvieren. Außer diesen Schwimm-Wettbewerben gab es für die rund 1000 Zuschauer auch allerlei lustigen Unfug zu sehen.[3] [4]
  • Am Helenesee fand im Januar 2006 die erste Eisbadeveranstaltung der Region statt.[5]
  • In der Elbe fand am 7. Januar 2007, organisiert durch Eisbader aus Radebeul, ein Neujahrsschwimmen statt.[6]

Veranstaltungen in anderen europäischen Ländern und außerhalb von Europa (Auswahl)

Polar Bear Plunge - Eisbaden in den USA
  • Aus Großbritannien wurde berichtet, dass es in der Nähe von London seit ca. 1940 einen Damenclub der Ganzjahres-Schwimmerinnen gibt, deren älteste Aktive im Jahr 2004 82 Jahre alt war.[7]
  • In Tschechien wird seit den 1950er-Jahren jährlich am 2. Weihnachtsfeiertag das Moldauschwimmen organisiert, dabei müssen mindestens 100 m geschwommen werden. Das Event wird als Memorial-Schwimmen zu Ehren des tschechischen Sportlers Alfred Nikodém durchgeführt.[8]
  • In Russland ist das Eisbaden auf Grund der meist geeigneten Wetterbedingungen weit verbreitet.
  • Ein deutscher Student berichtete aus Peking, dass es in China ein traditionelles Eisschwimmen jährlich am 1. Januar gibt.[9]
  • In Kanada und den USA gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Winterschwimmveranstaltungen für jedermann.

Eisschwimmen als Sport und als Extremsport

Weltmeisterschaften

Seit dem Winter 1999/2000 gibt es auch in dieser Sportart Weltmeisterschaften (Winter Swimming World Championships), die Ersten fanden im finnischen Jyväskylä statt. Bei Lufttemperaturen von minus 10 °C wurde aus einem zugefrorenen See ein Schwimmbecken von 25 m Länge und 12 m Breite aus dem 40 cm dicken Eis herausgesägt. Im folgenden Winter wurde an gleicher Stelle bereits mit 700 Teilnehmern, von denen die Meisten aus Finnland und Russland kamen, die zweite Weltmeisterschaft durchgeführt. Im Jahr 2003 nahmen schon 13 Länder an diesen internationalen Wettkämpfen teil.[10]

Für die offiziellen Wettkämpfe müssen die Teilnehmer Badesachen (Hose oder –Anzug aus nicht durchsichtigem Material) und können Mützen, Schutzbrillen und Schuhe tragen. Ein wärmehaltendes Hautpflegemittel ist nicht erlaubt. – Ideale Bedingungen sind Wassertemperaturen zwischen 6 und 10 Grad Celsius.

Weitere Weltmeisterschaften fanden 2006 (in Oulu), 2008 (in London) und 2010 (im slowenischen Bled)[11] statt.[12] Die Teilnehmer des Jahres 2006 kamen aus Australien, Belgien, Deutschland[13], Estland, Finnland, Großbritannien, Kasachstan, Lettland, Libanon, Niederlande, Norwegen, Russland und Schweden. Außer den 25m-Einzelstrecken wurde nun auch eine Team-Performance für Jedermann eingeführt (pro Team wurden zwischen 3 und 20 Schwimmer zugelassen, keiner durfte länger als 5 Minuten im Wasser sein). Kinderwettbewerbe und etliche Fun-Schwimmen wie auch eine Fackelschwimmstaffel wurden ausgeschrieben. Dem Sieger des Einzelschwimmens winkte ein Preisgeld von 1000 Euro; alle Teilnehmer bekamen eine Medaille.[14]

Die nächste Weltmeisterschaft wird im Januar 2012 in Jurmala, Lettland ausgetragen. Die Disziplinen und Regeln entsprechen denen der vorangegangenen Veranstaltungen.[15]

Austragungsmodus der Eisschwimm-Weltmeisterschaften

Für die Wettkämpfe werden keine offiziellen Disziplinen unterschieden; die zurückzulegenden Strecken werden in den Austragungsorten festgelegt und sind unterschiedlich lang; es zählt die erreichte Zeit. Vergleiche in den Schwimmstilen Freistil und Brust sind jedenfalls schon durchgeführt worden. Bewährt hat sich inzwischen eine Streckenlänge von 25 m. Gestartet wird stehend von einer Leiter, wobei die Schultern bereits im Wasser sein müssen. Die Teilnehmer werden nach Altersgruppen und Geschlecht eingeteilt. Im Jahr 2010 wurden Vergleiche in den Disziplinen Brustschwimmen 50 m, Freistil 25 m und Freistil 50 m durchgeführt.[12]

Extrem-Eisschwimmen

Das Schwimmen in eiskaltem Wasser wird auch als Extremsport betrieben. Dabei werden bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt Strecken von mehr als einem Kilometer schwimmend zurückgelegt. Bekannte Eisschwimmer sind Lynne Cox und Lewis Pugh. Es wird auch ein Eisschwimm-Rekord notiert, den der Kanadier Pugh mit einer Strecke von 1,2 km in 23 Minuten in einem norwegischen See aufgestellt hat. Der See wird von dem Gletscher Nigards Glaciers gespeist.[16]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Ice swimming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b "Lichtenberger Rathausnachrichten" vom 18. Januar 2003
  2. Heidekraut Journal vom Dezember 2006; S. 8
  3. Volle Kanne – Bericht im ZDF vom 23. Dezember 2006
  4. Boulevardmagazin Blitz auf SAT1: Jägermeister Wildbadetag; 2007
  5. Abtauchen im letzten freien Wasserloch. Bericht in der MOZ vom 30. Januar 2006; abgerufen am 23. November 2010
  6. Private Homepage der Radebeuler Eisbader; abgerufen am 23. November 2010
  7. eine Website von Weltbilder; gefunden im Jahr 2007
  8. Foto vom Moldauschwimmen des Jahres 2009
  9. Bericht eines deutschen Medizinstudenten vom Februar 2007 auf www.stethosglobe.de/chancen/studium (im Nov. 2010 nicht mehr verfügbar)
  10. Berliner Zeitung vom Februar 2001
  11. Fernsehausschnitt (Video 2:32 Minuten) über die Vorbereitung auf die Eisschwimm-WM 2010
  12. a b Bericht über deutsche Teilnehmer an den WM 2010 auf Wochenspiegelonline; abgerufen am 26. November 2010
  13. Kurzinfo zur WM in Bled
  14. Website über die Eisschwimm-WM 2006 in Oulu; abgerufen am 23. November 2010
  15. Winter Swimming World Championships 2012 in Jurmala, Lettland
  16. Website mit Angabe über den Eisschwimm-Rekord, abgerufen im Februar 2007

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