Witzlaw II.

Witzlaw II.

Wizlaw II. (* 1240; † 29. Dezember 1302) war ein Fürst von Rügen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nachdem sein Vater, Fürst Jaromar II., der in Dänemark an Kämpfen zwischen dem dänischen Königshaus und dem damaligen Erzbistum Lund auf Seiten der Kirche teilgenommen hatte, 1260 aus Rache von einer Frau erdolcht worden war, wurde Wizlaw regierender Fürst von Rügen.

Wahrscheinlich über Ansprüche auf das Heiratsgut seiner Mutter, einer Tochter des Fürsten Swantopolk von Pommerellen, gelangte er 1270 in den Pfandbesitz des Landes Schlawe. Im gleichen Jahr, spätestens aber 1271 gründete er Rügenwalde, verkaufte aber 1277 das Schlawer Land mit der Stadt und Rügenwalde an die Markgrafen Johann II., Otto IV. und Konrad von Brandenburg.

Wizlaw II. suchte die Beziehungen zu den Städten Lübeck und dem in seinem Herrschaftsbereich liegenden Stralsund seit 1266 durch die Erneuerung der Handelsverträge zu verbessern. So entzog er 1269 seiner von ihm in unmittelbarer Nähe Stralsunds errichteten Stadt Schadegard die Rechte und gab die als Konkurrenz zu Stralsund gegründete Stadt auf. Am 13. Juni 1283 beschlossen die Städte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin, Anklam zusammen mit dem Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg, den mecklenburgischen Fürsten, Bogislaw IV. von Pommern und Wizlaw II. von Rügen das Rostocker Landfriedensbündnis. Dieses Bündnis war deutlich gegen Brandenburg gerichtet.

1283 erhielt Wizlaw II. durch den deutschen König Rudolf I. von Habsburg sein Land als deutsches Lehen, die Urkunde bezog sich wahrscheinlich nur auf den festländischen Teil. Das rügisch-dänische Lehensverhältnis blieb weiter bestehen, wie die regelmäßige Teilnahme Wizlaw II. an dänischen Hoftagen und seine Nennung als Zeuge in königlich-dänischen Urkunden zeigen.

1285 bestätigte er Tribsees das Stadtrecht. 1290 erhielt die Stadt Stralsund das Recht des Heringfangs auf Wittow und das Handelsmonopol auf der Insel Rügen, was in den nächsten Jahrhunderten die Entwicklung von Handel und Gewerbe, einschließlich des Getreidehandels erheblich behinderte. Greifswald erhielt 1288 die Saline und 1297 das Recht in Wieck an der Ryckmündung einen Hafen zu errichten. Er erweiterte die Besitzungen der im Fürstentum gelegenen Klöster Eldena und Neuenkamp.

In einem Vertrag vom 12. März 1289 (oder 1292) mit den Markgrafen von Brandenburg verfolgte er das Ziel nach dem erwarteten Tode des kinderlosen Herzogs Mestwin II. Pommerellen zwischen Brandenburg und Rügen zu teilen. Das Vorhaben scheiterte wegen der Hinwendung Mestwins II. zu seinen polnischen Nachbarn und der Abtretung des Landes Mewe und weiterer Gebiete an den Deutschen Orden.

Wizlaw II. starb 1302, als er seine Tochter[1] Euphemia in Norwegen besuchte und wurde in der Osloer Marienkirche beigesetzt.

Nachkommen

Wizlaw II. heiratete zwischen 1263 und 1269 Agnes von Braunschweig-Lüneburg die Tochter von Herzog Otto I., dem Kind von Braunschweig und Mathilde von Brandenburg). Die Namen von vier Söhnen, drei Töchtern und einer Enkelin sind durch das Testament Wizlaws vom 27. Dezember 1302 bekannt:

  1. Wizlaw III. von Rügen, ab 1286 Mitregent
  2. Jaromar (* um 1267,† 1294), Rektor an der Stralsunder Nikolaikirche, nach 1288 bis 1294 Bischof von Cammin
  3. Euphemia von Rügen[1] (* um 1289, † 1321; verheiratet mit König Hakon V. von Norwegen
  4. Sambor (* um 1267,† 4. Juni 1304), ab 1302 Mitregent Wizlaw III., kam wahrscheinlich bei Kämpfen in Hinterpommern um
  5. Margarete (* um 1270/71, † 1318), verheiratet 1284 mit Herzog Bogislaw IV. von Pommern-Wolgast
  6. Swantepolk (* um 1273, † nach 1285)
  7. Helena (* um 1271,† 9. August 1315), verheiratet mit
    1. 1288 Fürst Johann III. von Mecklenburg,
    2. 1299 Fürst Bernhard II. von Anhalt-Bernburg
  8. Sophia (* um 1281, † nach 1302), nur im Testament erwähnt, lebte bei Euphemia in Norwegen

Literatur

Anmerkungen

  1. a b Die Annahme, Euphemia sei eine Tochter des Grafen Günther von Arnstein-Lindow-Ruppin beruht laut Ursula Scheil auf einer Verwechslung und wurde von ihr in der Genealogie der Fürsten von Rügen ;(1164 - 1325), Greifswald 1945 widerlegt, ist aber heute noch weit verbreitet.

Weblinks


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