Wostok 6

Wostok 6
Missionsemblem
Emblem der Mission Wostok 5/6
Missionsdaten
Mission: Wostok 6
NSSDC ID: 1963-023A
Raumschiff: Wostok
Masse: 4.720 kg
Rufzeichen: Чайка (Tschaika - „Möwe“)
Besatzung: 1
Start: 16. Juni 1963, 09:30 UT
Startplatz: Baikonur LC1
Landung: 19. Juni 1963, 08:20 UT
Landeplatz: 620 km NO von Karaganda
53°16'18" N, 80°27'34" O
Flugdauer: 2d 22h 50m
Erdumkreisungen: 48
Umlaufzeit: 88,34 min
Bahnneigung: 65,09°
Apogäum: 218 km
Perigäum: 168 km
Zurückgelegte Strecke: 1,971 Mio. km
Navigation
Vorherige
Mission:
Wostok 5
Nachfolgende
Mission:
Woschod 1
Navigation
Vorherige unbemannte
Mission:
-
Nachfolgende unbemannte
Mission:
Kosmos 47

Wostok 6 war ein bemannter Raumflug im Rahmen des Wostokprogramms. Mit der Kosmonautin Walentina Tereschkowa flog zum ersten Mal eine Frau in den Weltraum.

Inhaltsverzeichnis

Besatzung

Ersatzmannschaft

  • Irina Bajanowna Solowjowa

Unterstützungsmannschaft

  • Walentina Leonidowna Ponomarjowa

Vorbereitung

Die Idee, weibliche Kosmonauten auszubilden, entstand bereits 1961, kurz nach dem historischen Flug von Juri Gagarin. Das Projekt war aber innerhalb der sowjetischen Raumfahrtbehörden und im Militär umstritten. Da es nur wenige weibliche Piloten in der UdSSR gab, wurde die Suche auf Fallschirmspringerinnen ausgedehnt. Aus 58 Kandidatinnen wurden am 16. Februar 1962 fünf Russinnen ausgewählt, die die Zweite Kosmonautengruppe der UdSSR bildeten:

  • Sanna Dmitrijevna Jerkina
  • Tatjana Dmitrjewna Kusnetsowa
  • Walentina Leonidowna Ponomarjowa
  • Irina Bajanovna Solowjowa
  • Walentina Wladimirowna Tereschkowa

Nach dem Doppelflug von Wostok 3 und Wostok 4 im August 1962 war nicht klar, wie viele weitere Wostokflüge noch stattfinden würden, und wie viele davon mit weiblichen Kosmonauten bemannt würden. Im Frühling 1963 kristallisierte sich dann heraus, dass keine neuen Wostok-Raumschiffe hergestellt würden. Die zwei verbleibenden einsitzigen Raumschiffe würden für einen Doppelflug mit einem Mann und einer Frau verwendet werden.

Nachdem Tatjana Kusnetsowa bereits im November 1962 die theoretische Prüfung zur Kosmonautin nicht bestanden hatte, schied im Mai 1963 Sanna Jerkina aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls aus.

Am 4. Juni 1963 wurde Walentina Tereschkowa als Besatzung für Wostok 6 bestätigt. Walentina Ponomarjowa und Irina Solowjowa wurden Reserve.

Flugverlauf

Wostok 6 startete am 16. Juni 1963 um 12:29 Uhr Moskauer Zeit vom Raketenstartplatz Baikonur und erreichte nach wenigen Minuten die Erdumlaufbahn mit 165 km Perigäum und 166 km Apogäum bei einer Inklination von 65 Grad.

Während der ersten Erdumkreisung näherten sich Wostok 6 und Wostok 5 wie geplant auf etwa 5 Kilometer. Wostok 5 mit Waleri Bykowski an Bord war zwei Tage zuvor gestartet.

Während des ersten Tages konnte Tereschkowa direkten Funkkontakt mit Bykowski halten, doch die beiden Raumschiffe entfernten sich zunehmend, und ab dem zweiten Tag war die Verbindung nur noch über Relaisstationen auf der Erde möglich. Die Wostok-Raumschiffe verfügten nur über Lageregelungsmöglichkeiten und konnten ihre Umlaufbahn nicht selbst beeinflussen. Das Rendezvous der beiden Raumschiffe erfolgte deshalb nicht aufgrund aktiver Steuerung, sondern aufgrund präziser Berechnungen vor dem Start.

Tereschkowa machte Foto- und Filmaufnahmen von der Erde. Ein biologisches Experiment blieb unvollendet, weil sie die Ausrüstung nicht erreichen konnte.

Die Zündung der Bremsraketen erfolgte planmäßig, ebenso das Abwerfen der Orbitalsektion. Die Flugleitung erhielt diese Informationen allerdings nur über Telemetrie, weil Tereschkowa sich nicht über Funk meldete.

Die Landung erfolgte nach knapp dreitägigem Raumflug am 19. Juni 1963, um 08:20 Uhr GMT etwa 620 km nordöstlich von Karaganda im heutigen Kasachstan. Wie bei den Wostokflügen üblich katapultierte sich Tereschkowa mit einem Schleudersitz aus der Landekapsel und landete am Fallschirm.

In der Folgezeit trat Tereschkowa sehr oft in der Öffentlichkeit auf. Sie begab sich für Pressekonferenzen und Vorträge auf mehrere Auslandsreisen.

Bedeutung

Nach dem ersten Start eines Satelliten (Sputnik 1, 1957), dem ersten bemannten Raumflug (Wostok 1, 1961) und dem ersten Doppelflug (Wostok 3/Wostok 4, 1962) hatte die Sowjetunion ein weiteres Mal eine Erstleistung erbracht. Der erste Flug einer weiblichen Raumfahrerin war ein weltweiter Prestigegewinn für die UdSSR.

Intern dagegen war die Leistung von Walentina Tereschkowa jedoch wohl nicht überzeugend. Zwar waren weitere Flüge mit weiblicher Besatzung im Gespräch, wurden aber offenbar nur halbherzig geplant und spielten nach Abschluss des Woschod-Programms keine Rolle mehr. Erst 1982 würde mit Swetlana Sawizkaja wieder eine Frau ins All fliegen.

Trotz Problemen bei der Landung bildeten Wostok 5 und Wostok 6 einen erfolgreichen Abschluss des Wostok-Programms. Es war bereits beschlossen, dass die nächsten bemannten Flüge mit einer Weiterentwicklung, der mehrsitzigen Woschod-Raumschiffe durchgeführt würden. Das Sojus-Raumschiff, das völlig neu konzipiert wurde, würde erst in mehreren Jahren zur Verfügung stehen.

Die Rückkehrkapsel ist heute im RKK Energija-Museum in Kaluga ausgestellt.

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