Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja

Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja
Swetlana Sawizkaja
Land (Organisation): UdSSR ()
Datum der Auswahl: 30. Juli 1980
Anzahl der Raumflüge: 2
Start erster Raumflug: 19. August 1982
Landung letzter Raumflug: 29. Juli 1984
Gesamtdauer: 19d 17h 6min
EVA-Einsätze: 1
EVA-Gesamtdauer: 3h 35min
Ausgeschieden: 27. Oktober 1993
Raumflüge

Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja (russisch Светлана Евгеньевна Савицкая, wiss. Transliteration Svetlana Evgen'evna Savickaja; * 8. August 1948 in Moskau) ist eine ehemalige sowjetische Kosmonautin. Sie war die zweite Frau im All und die erste, die einen Weltraumausstieg unternahm.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Swetlana Sawizkaja wurde in einer privilegierten Familie geboren. Ihr Vater Jewgeni Sawizki war im Zweiten Weltkrieg ein hochdekorierter Jagdflieger gewesen, der es später bis zum stellvertretenden Oberkommandierenden der sowjetischen Luftverteidigung brachte.[1]

Ohne Wissen ihrer Eltern begann Sawizkaja im Alter von 16 Jahren mit dem Fallschirmspringen. Als ihr Vater davon erfuhr, förderte er diese Neigung weiter. An ihrem siebzehnten Geburtstag hatte sie bereits 450 Fallschirmsprünge aufzuweisen. Im Laufe des nächsten Jahres führte sie zwei Rekord-Stratosphärensprünge aus 14.250 m beziehungsweise 13.800 m Höhe durch.

Nach ihrem Schulabschluss 1966 schrieb sie sich in das Moskauer Staatliche Luftfahrtinstitut (MAI) ein, wo sie auch Flugstunden nahm.

Ab 1971 hatte sie die Lizenz als Fluglehrerin. Im Jahr 1972 machte sie ihren Abschluss am MAI und ging anschließend an die Michail-Gromow-Hochschule für Flugforschung (LII) in Schukowski, um sich dort als Testpilotin ausbilden zu lassen. Diesen Abschluss erreichte sie 1976. Von Mai 1978 bis Juni 1981 arbeitete sie beim Flugzeughersteller Jakowlew als Testpilotin.

Schon 1969 war sie in der sowjetischen Nationalmannschaft für Kunstflug. Im Juli 1970 wurde sie im britischen Hullavington mit einer Jakowlew Jak-18 überraschend Weltmeisterin im Kunstflug[2]. Bei den Weltmeisterschaften 1972 in Salon wurde sie Dritte[3], 1976 in Kiew mit einer Jakowlew Jak-50 Fünfte[4]. 1977 verließ sie die Kunstflug-Nationalmannschaft.

Raumfahrttätigkeit

Ab 1979 nahm Sawizkaja am Auswahlverfahren für die zweite Gruppe von weiblichen Kosmonauten teil. Am 30. Juni 1980 wurde sie offiziell in die Kosmonautengruppe aufgenommen. Ihr Examen bestand sie am 24. Februar 1982.

Erster Flug: Sojus T-7/T-5

Ab Dezember 1981 bereitete sich Sawizkaja auf ihren ersten Raumflug vor, einem Kurzzeitflug zur Raumstation Saljut 7, bei dem das Raumschiff der Langzeitbesatzung Saljut 7 EO-1 ausgetauscht werden sollte.

Kommandant dieser Mission war Leonid Popow mit seinem dritten Flug, als Bordingenieur war Alexander Serebrow nominiert, der wie Sawizkaja Weltraumneuling war.

Der Start von Sojus T-7 erfolgte am 19. August 1982, damit wurde Sawizkaja die zweite Frau im All, 19 Jahre nach Walentina Tereschkowa. Die drei Kosmonauten koppelten am Folgetag an die Raumstation an und wurden dort von Anatoli Beresowoi und Walentin Lebedew begrüßt. Das war das erste Mal, dass eine Raumstation eine gemischtgeschlechtliche Besatzung hatte. Sawizkaja bekam das Orbitalmodul von Sojus T-7 als Privatbereich zugewiesen, schlief aber ebenso wie die Männer in der Raumstation. Am 27. August 1982 kehrten Popow, Sawizkaja und Serebrow in Sojus T-5 zur Erde zurück.

Zweiter Flug: Sojus T-12

Im Mai 1983 wechselte Sawizkaja zu NPO Energija. Im Dezember 1983 wurde sie zu ihrem zweiten Flug eingeteilt. Wieder sollte es eine Kurzzeitmission zu Saljut 7 werden, dieses Mal mussten dringend benötigte Werkzeuge zur Station gebracht werden, damit die dritte Langzeitbesatzung Saljut 7 EO-3 eine Treibstoffleitung reparieren konnte.

Am 17. Juli 1984 startete Sawizkaja zusammen mit Kommandant Wladimir Dschanibekow und Forschungskosmonaut Igor Wolk an Bord von Sojus T-12. An Bord der Raumstation trafen sie auf Leonid Kisim, Wladimir Solowjow und Oleg Atkow. Am 25. Juli 1984 führte Sawizkaja den ersten Weltraumausstieg einer Frau durch. Zusammen mit Dschanibekow testete sie neue Werkzeuge und Verfahren zum Schweißen, Schneiden und Beschichten von Materialien unter Weltraumbedingungen.

Die Rückkehr zur Erde erfolgte am 29. Juli 1984.

Möglicher dritter Raumflug

Ab Dezember 1984 bereitete sich Sawizkaja auf einen weiteren Raumflug vor, der unter ihrem Kommando nur aus Frauen bestehen sollte. Als weitere Besatzungsmitglieder waren dabei die Ärztin Jelena Dobrokwaschina und die Ingenieurin Jekatarina Iwanowna im Gespräch. Im Februar 1985 ging jedoch der Funkkontakt zu Saljut 7 verloren und die Raumstation konnte nur durch eine aufwendige Rettungsaktion im Sommer 1985 gerettet werden (Mission Saljut 7 EO-4). Als die nächste Mission im November 1985 wegen Erkrankung des Kommandanten Wasjutin abgebrochen werden musste, wurde auch der Frauenflug endgültig gestrichen. Zudem hatte das Problem bestanden, dass nach zwei erfolglosen Flügen im Jahr 1983 (Sojus T-8 und Sojus T-10-1) nicht genügend Sojus-Raumschiffe zur Verfügung standen.

Es wäre später möglich gewesen, mit einem Raumschiff Sojus-TM zur neuen Raumstation Mir zu fliegen, dieser Plan wurde aber aufgrund von Sawizkajas Schwangerschaft 1986 nicht weiter verfolgt.

Nachfolgende Tätigkeiten

Im Februar 1986 schloss Sawizkaja ein Studium der technischen Wissenschaften an der Moskauer Staatlichen Technischen Universität Bauman ab.

Am 27. Oktober 1993 schied Sawizkaja aus dem Kosmonautenkorps aus und wurde stellvertretende Bereichsleiterin bei NPO Energija.

Von 1994 bis 1995 arbeitete sie als Assistenz-Professorin im Bereich Wirtschaft und Investition am Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut.

Ab März 1989 war Sawizkaja Abgeordnete im Obersten Sowjet der UdSSR. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kandidierte sie 1993 erfolglos bei den ersten Wahlen der russischen Duma. Bei den nächsten Wahlen 1995 konnte sie sich jedoch durchsetzen und wurde auch 1999, 2003 und 2007 wieder gewählt. Sie tritt für die Kommunistische Partei der Russischen Föderation an.

FAI-Weltrekorde

Swetlana Sawitzkaja stellte folgende Weltrekorde auf, die vom internationalen Weltluftsportverband FAI offiziell anerkannt wurden:[5]

Datum Klasse Disziplin Flugzeug Ergebnis Rekord gebrochen
6. Juni 1974 Turbo-Jet Steigflug auf 6000 m MiG E-33 1:20.4 min 16. Januar 1975 durch William MacFarlane
6. Juni 1974 Turbo-Jet Steigflug auf 9000 m MiG E-33 1:46.7 min 16. Januar 1975 durch William MacFarlane
7. Juni 1974 Turbo-Jet Steigflug auf 12000 m MiG E-33 2:35.1 min 16. Januar 1975 durch William MacFarlane
7. Juni 1974 Turbo-Jet Steigflug auf 3000 m MiG E-33 0:59.1 min 16. Januar 1975 durch Roger J. Smith
15. November 1974 Raketenflugzeug Steigflug auf 12000 m MiG E-66B 1:59.3 min -
15. November 1974 Raketenflugzeug Steigflug auf 3000 m MiG E-66B 0:41.2 min -
15. November 1974 Raketenflugzeug Steigflug auf 9000 m MiG E-66B 1:21 min -
2. Juni 1975 Turbo-Jet Geschwindigkeit über 15/25 km MiG-25 (E-266) 2683.45 km/h 28. Juli 1976 durch Eldon Joersz
31. August 1977 Turbo-Jet Höhe in Horizontalflug MiG-25 (E-266) 21209.9 m -
21. Oktober 1977 Turbo-Jet Geschwindigkeit auf Rundkurs von 500 km MiG-25 (E-266) 2466.31 km/h -
12. April 1978 Turbo-Jet Geschwindigkeit auf Rundkurs von 1000 km MiG-25 (E-266) 2333 km/h -
17. Januar 1979 Verbrennungsmotor Steigflug auf 3000 m Jak-50 4:21.4 min 2. August 1985 von Steven Wolf
23. April 1981 Turbo-Jet, Abfluggewicht 16-20 Tonnen Nutzlast auf 2000 m Höhe Jak-40K 5012 kg -
24. April 1981 Turbo-Jet, Abfluggewicht 12-16 Tonnen Nutzlast auf 2000 m Höhe Jak-40K 4084 kg -

Ehrungen

Sawizkaja ist die einzige Frau, die zweimal Held der Sowjetunion wurde (27. August 1982 und 29. Juli 1984). Außerdem ist sie zweifache Trägerin des Leninordens. Die sowjetische Astronomin Ljudmyla Schurawlowa benannte zwei von ihr entdeckte Asteroiden nach Sawizkaja: 4118 Sveta und 4303 Savitskij.

Privat

Swetlana Sawitzkaja ist verheiratet und hat ein Kind. Im Jahr 1988 veröffentlichte sie ihre Memoiren «Вчера и всегда» („Gestern und immer“).

Einzelnachweise

  1. * Wilfried Kopenhagen: Lexikon Sowjetluftfahrt. Elbe-Dnjepr-Verlag 2007, ISBN 3-933395-90-9, in Bibliotheken auch unter ISBN 978-3-933395-90-9 (formal falsche ISBN). S. 235 und 236
  2. 6th FAI World Aerobatic Championships 13/07/1970 - 26/07/1970 Women's Results. Fédération Aéronautique Internationale, abgerufen am 7. Juli 2009 (englisch).
  3. 7th FAI World Aerobatic Championships 18/07/1972 - 31/07/1972 Women's Results. Fédération Aéronautique Internationale, abgerufen am 7. Juli 2009 (englisch).
  4. 8th FAI World Aerobatic Championships 23/07/1976 - 05/08/1976 Women's Results. Fédération Aéronautique Internationale, abgerufen am 7. Juli 2009 (englisch).
  5. Aviation and Space World Records. Fédération Aéronautique Internationale, abgerufen am 7. Juli 2009 (englisch).

Siehe auch

Weblinks


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