Wusch

Wusch
Die Strecke der ehemaligen Schmalspurbahn "Wusch" im Harbachtal
Der ehemalige Bahnhof von Cornățel (Harbachsdorf)
überwucherte Gleise zwischen Mohu (Moichen) und Cașolț (Kastenholz)

Die "Wusch" ist eine Bezeichnung für eine Schmalspurbahn in Siebenbürgen im heutigen Rumänien. Dieser Kosename stammt von den deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen, deren Siedlungsgebiet die Strecke durchquert. Im Rumänischen bezeichnet man Schmalspurbahnen wie die Wusch oft als "Mocănița". Eine weitere deutschsprachige Bezeichnung lautet Harbachtalbahn.

Das Streckennetz (Spurweite 760mm, sogenannte Bosnische Spurweite) der Wusch umfasst folgende Strecken:

Zwischen Hermannstadt und Schäßburg folgte die Trasse über einen langen Abschnitt dem Verlauf des Harbachtals - von der Mündung des Harbachs in den Zibin bei Mohu (dt. Moichen) bis nach Henndorf, wo die Trasse hinüber ins Schaaser Tal führt, der Harbach jedoch sein Quellgebiet zwischen Seligstadt und Bekokten hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als die Strecken der Wusch gebaut wurden, gehörte Siebenbürgen zu Ungarn. Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte die Region an Rumänien. Die Betriebsführung der ursprünglich in privater Hand gehaltenen Schmalspurbahn oblag fortan der rumänischen Staatsbahn Căile Ferate Române (C.F.R.). Im Jahr 1965 legte man den Abschnitt von Schäßburg nach Agnetheln still. Vor den Toren Agnethelns entstand bis 1969 ein neuer Bahnhof für die Züge von und nach Hermannstadt. Die Stadtstrecke Agnetheln zur alten Station war am 10. April 1969 letztmalig in Betrieb. Die Gleise nach Schäßburg wurden abgebaut. Im Jahr 1993 verlor die Stichstrecke nach Burgberg ihren Verkehr. Auf der Strecke von Hermannstadt nach Agnetheln reduzierte die C.F.R. Ende 1990er-Jahre das Angebot auf nur noch ein Zugpaar. Mit dem Ausfall der einzigen betriebsfähigen Lokomotive im September 2001 wurde auch der letzte planmäßige Verkehr auf der Wusch eingestellt.

Fahrzeuge

Zunächst beförderten Dampflokomotiven die Personen und Frachten auf der Wusch. Ihre Nachfolge traten in den sechziger und siebziger Jahre modernere Dieselloks an. Dampfloks kamen nur noch im Winter, um die Personenwagen zu heizen, und bei Sonderfahrten zum Einsatz. Die letzte Dampflok aus der Erstausstattung der Wusch kann man heute im Dampflokmuseum von Hermannstadt besichtigen. Vor dem Bahnhof von Schäßburg erinnert eine weitere Dampflok an die Zeit der Schmalspurbahn.

Ausblick

Seitdem 2001 der Restverkehr zwischen Hermannstadt und Agnetheln eingestellt wurde, gab es vereinzelte Bestrebungen, den Betrieb auf der Schmalspurbahn im Harbachtal für Tourismus- und Ausflugsfahrten zu reaktivieren. Auch die Wiederherrichtung der Strecke Agnetheln-Schäßburg ist Teil der Überlegungen. Die Bahnanlagen von der SAAF, einer Tochter des staatlichen Eiesenbahnunternehmens CFR, verwaltet; das "rollende Material" (Lokomotiven, Waggons etc.) durch die für Touristisches zuständige CFR-Tochter SFT. Der Hermannstädter Kreisrat bemühte sich mit einem bei der SFT und dem Verein "Sibiu 2007" eingereichten Projekt um die Wiederaufnahme des Betriebes anlässlich der Veranstaltungen zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007 in Sibiu/Hermannstadt.

In den Monaten Februar und März 2006 realisiert ein Ingenieurbüro aus Klausenburg eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Mihai Eminescu Trust, die im Laufe des ersten Halbjahres 2006 möglichst noch auf einer entsprechenden Veranstaltung präsentiert wird, um das Vorhaben einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Nachdem Anfang April 2006 von mehreren Interessenten einer Wiederinbetriebnahme der Strecke - u.a. Mihai Eminescu Trust, Verein "Valea Hârtibaciului" - die Einstufung der Strecke als Denkmal beantragt worden war, teilte die Hermannstädter Kreisdenkmalkommission am 12. Juni 2007 schließlich die positive Beantwortung dieses Ansuchens mit. Offiziell wurde dies mit der amtlichen Veröffentlichung im Amtsblatt Monitorul Oficial vom 14. Januar 2008. Die Wusch ist somit auf dem gesamten Streckenverlauf als Denkmal der Kategorie B klassifiziert.

Im Januar 2008 wurde die Gründung eines Zweckverbandes der an der Strecke liegenden Gemeinden in die Wege geleitet, vorerst bestehend aus den Gemeinden Stadt Agnetheln, Alzen, Leschkirch und Rothberg. Dieser schloss mit der SAAF im April 2008 einen mehrjährigen Konzessionsvertrag ab, um die Strecke in Stand setzen und wieder beleben zu können. Sprecher des Zweckverbands ist der Hermannstädter Unternehmer Lucian Dumitra.

Nach einer Verschrottungsaktion des in Sibiu verbliebenen Fahrzeugmaterials Ende August 2008 sind sechs Diesellokomotiven nicht mehr nutzbar.[1] Dennoch konnte die Aktion vor Zerstörung der historischen Dampfloks gestoppt werden; vier Waggons wurden von einem Unternehmen aus Agnetheln übernommen, um so weiteren Materialverlust zu verhindern. Derzeit laufen Gespräche mit den Bukarester Behörden zur Erarbeitung einer neuen Machbarkeitsstudie.

Im September 2010 wurden zum hundertjährigen Jubiläum zwei Kilometer der Strecke von Agnetheln bis Käbisch (rum.: Coveș) einmalig wieder in Betrieb genommen.

Siehe auch

Literatur

Die Bahn wird in den Romanen des Siebenbürger Autors Eginald Schlattner mit dem offenbar tatsächlich lokal gebräuchlichen Namen mehrfach erwähnt.

Weblinks

Nachweis

  1. LOK-Report online: CFR-Schmalspurmaterial geht in den Schrott (22. August 2008) / Verschrottung von CFR-Schmalspurmaterial geht weiter (29. August 2008), besucht am 28. September 2008

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