Agnita

Agnita
Agnita
Agnetheln
Szentágota
Wappen von Agnita
Agnita (Rumänien)
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Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Sibiu
Koordinaten: 45° 58′ N, 24° 38′ O45.97361111111124.626944444444447Koordinaten: 45° 58′ 25″ N, 24° 37′ 37″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 447 m
Fläche: 112,92 km²
Einwohner: 11.320 (1. Juli 2007)
Bevölkerungsdichte: 100 Einwohner je km²
Postleitzahl: 555100
Telefonvorwahl: (+40) 02 69
Kfz-Kennzeichen: SB
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: 2 Gemarkungen/Katastralgemeinden: Coveș, Ruja
Bürgermeister: Radu Marius Curcean (PD-L)
Postanschrift: Piața Revoluției, nr. 18
loc. Agnita, jud. Sibiu, RO-555100
Webpräsenz:

Agnita (deutsch Agnetheln, siebenbürgisch-sächsisch Ognitheln, ungarisch Szentágota, veraltet Ágotafalva) ist eine Stadt im Kreis Sibiu in Siebenbürgen, Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Agnetheln liegt am Harbach, einem Nebenfluss des Zibin, an der Verbindungsstraße von Hermannstadt nach Schäßburg, im Nordosten des Kreises.

Stadtgliederung

Zur Stadt Agnetheln gehören neben dem Hauptort noch die Dörfer Käbesch (rum. Coveș) und Roseln. Die Einwohnerzahl Agnethelns betrug im Sommer 2004 12.119 Personen, davon entfielen je ca. 500 auf die beiden Katastralgemeinden.

Geschichte

Die Kirchenburg von Agnetheln (Agnita) im Januar 2006.

Gründung

Agnetheln wurde um 1180 von deutschen Einwanderern (Siebenbürger Sachsen), die vom ungarischen König ins Land gerufen wurden, gegründet. Der Name Agnetheln geht auf die legendäre Gründerin des Städtchens, die heilige Agnes (synonym Agneta, Agnet, Agnetha), zurück. Das Siegel des Marktamtes zeigt die Hl. Agnetha mit dem Palmenzweig in der rechten Hand. Der Sage nach soll sie eine von drei Töchtern eines Grafen gewesen sein, der seine Burg auf dem Berg Lempesch in Richtung Schönberg errichtet hatte. Diese Töchter sollen auch die Ortschaften Roseln und Mergeln gegründet haben.

Sakrale Gebäude

Der Torturm der Kirchenburg von Agnetheln

Im Mittelalter wurde die evangelische Kirchenburg von den sächsischen Siedlern gebaut, um den wiederholten Überfällen durch osmanische Heere trotzen zu können. Die heutige Form des wichtigsten erhaltenen Baudenkmals, welches sich im Zentrum des Ortes befindet, stammt aus dem Jahre 1560. Allerdings wurden die Ringmauern im 19. Jahrhundert niedergerissen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die erste rumänisch-orthodoxe Kirche auf einem Berg am Rande der Stadt errichtet.

Neuzeit

1867–1919 fiel Siebenbürgen unter rein madjarische Herrschaft innerhalb der habsburgischen Doppelmonarchie. In dieser Zeit wurden auch in Agnetheln Magyarisierungsversuche unternommen. Damals bildeten die Ungarn – wie heute – nur eine kleine Minderheit.

Nach dem Anschluss an Rumänien 1919 verloren die deutschen Einwohner weitere ihrer seit Jahrhunderten angestammten Rechte. Die bisher von den sächsischen Bürgern Agnethelns gemeinsam genutzte Weiden und Wälder – der „Gemeindeboden“ – wurden enteignet, so dass z.B. bedeutende Mittel zur Finanzierung der deutschen Schule fehlten. Viele Ämter wurden aufgrund neuer Gesetze durch rumänische Personen besetzt, die deutschen Einwohner zunehmend aus der Administration gedrängt.

Seit dem Zweiten Weltkrieg

Im Januar 1945 wurden die „arbeitsfähige“ deutsche Bevölkerung (auch 16- und 17-Jährige) – wie auch in anderen Teilen Rumäniens - in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit deportiert. Nach der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurden die deutschen Bewohner diskriminiert, immer wieder enteignet und aus ihren Häusern vertrieben. Nach 1990 wanderte ein Großteil der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland aus. Trotz der Periode der Benachteiligung - unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg - und der Auswanderungswelle nach 1989 gibt es bis heute deutschsprachigen Unterricht an den Schulen Agnitas - für mehrheitlich rumänische Schüler, da es inzwischen weniger als 50 Einwohner mit deutschen Wurzeln gibt.

Kommunalpolitik

Politik
Mandate im Lokalrat
(Wahlen 2008):
PD-L (6), PSD (4),
PNL (3), PRM (3), Grüne (1)

Bürgermeister ist Radu Marius Curcean, der bei den Kommunalwahlen 2004 für die christdemokratische „Acțiunea Populară“ (PAP) antrat. Mittlerweile gehört er der Liberaldemokratischen Partei (Partidul Democrat Liberal) an.

Sehenswürdigkeiten

Das Portal des Harbachtalmuseums.
  • Areal Steinburg oberhalb der Stadt
  • Evangelische Kirche mit Kirchenburg im Stadtzentrum, erbaut ab dem 15. Jahrhundert
  • Harbachtalmuseum: Es bewahrt unter anderem ein Werk von Erasmus von Rotterdam auf. Es liegt in der Mitte der Stadt, auf der linken Seite (von Sibiu kommend). - Täglich geöffnet von 9:00 bis 16:00 Uhr
  • Sankt-Nikolaus-Kirche (Biserica „Sfântul Nicolae”), rum.-orthodox, errichtet 1795–1797

Verkehr

1898 bekam der Ort einen Bahnanschluss aus Richtung Schäßburg. 1910 wurde die von der deutschen Bevölkerung "Wusch" genannte Schmalspurbahn bis nach Hermannstadt verlängert. 1965 wurde die Verbindung nach Schäßburg, 2001 auch die in die Kreishauptstadt von der Rumänischen Staatsbahn (CFR) de facto stillgelegt.

Wirtschaft und Soziales

Agnetheln ist das Zentrum der historischen Region Harbachtal und ein alter Standort der Lederverarbeitung, weniger der Textilproduktion. Die Stadt entwickelte sich als vom Schusterhandwerk bzw. Kleinhandwerk sowie von Kleinbauern geprägtes sächsisches Städtchen zu einer reichen Kleinstadt. Im Mittelalter waren die Zünfte die Organisationen, welche die Handwerker und ihre Aktivitäten anhand von Regelwerken koordinierten. Ende des 19. Jahrhunderts gründete die deutsche Bevölkerung erste Industrieunternehmen in der Stadt: eine Spiritusfabrik, eine Leder- und Schuhfabrik, sowie eine Genossenschaftsbank nach dem deutschen Raiffeisen-Prinzip, welche Gründungen sowie Kleinunternehmen unterstützte. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch die Verkehrsanbindung an die Kleinbahn „Wusch“ unterstützt.

Ein hoher Anteil der Bevölkerung war bis 1990 in drei größeren Industriebetrieben beschäftigt. In Agnita selbst arbeitet heute (2008) nur noch die Lederfabrik, alle anderen Fabriken wurden nach 1990 von den nun privaten Eigentümern stillgelegt, die meisten Arbeiter entlassen.

Darüber hinaus spielt die Landwirtschaft auch als Subsistenzbetrieb bis heute eine zentrale Rolle im Berufsleben der Einwohner von Agnita. Die Zahl der in der Privatwirtschaft beschäftigten Personen stieg von 2.500 im Jahr 2004 auf 3.546 im Jahr 2006. Die offizielle Arbeitslosenrate lag 2004 bei 6,1 %. Ab 1990 hat Agnetheln seine Rolle als kleines Industriezentrum des Harbachtales mehr und mehr verloren. Geplante Projekte zur Revitalisierung Agnitas sind bis heute ohne nennenswerten Erfolg geblieben. Viele Jugendliche waren und sind gezwungen, abzuwandern, weil es zu wenig Arbeitsplätze gibt.

Persönlichkeiten

  • Georg Daniel Teutsch (1817–1893), Bischof der evangelischen Kirche, war Mitte des 19. Jahrhunderts Pfarrer in Agnetheln
  • Franz Friedrich Fronius (1829–1886), Naturwissenschaftler und Heimatkundler, war zwischen 1868 und 1886 Pfarrer in Agnetheln
  • Christian Friedrich Maurer (1847–1902), Historiker und Dramatiker, geboren in Agnetheln
  • Trude Schullerus (1889–1981), Malerin, geboren in Agnetheln
  • Erhardt Andree (1911–1972), Historiker, gründete 1952 das Harbachtalmuseum
  • Ioan Gyuri Pascu (* 1961), Komödiant, Komponist, Sänger und Schauspieler, geboren in Agnetheln
  • Elena Cârstea (* 1962), Sängerin

Einzelnachweise


Literatur

  • Arne Franke: Das wehrhafte Sachsenland – Kirchenburgen im südlichen Siebenbürgen, Deutsches Kulturforum Östliches Europa, Potsdam 2007

Weblinks


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