Währungsswap

Währungsswap

Ein Währungsswap (Cross Currency Swap oder Currency Swap) ist ein Finanzderivat, bei dem zwei Vertragsparteien Zins- und Kapitalzahlungen in unterschiedlichen Währungen austauschen. Ein Währungsswap ähnelt einem Zinsswap. Bei diesem werden aber die Zahlungen in derselben Währung getauscht. Außerdem werden beim Währungsswap im Gegensatz zum Zinsswap am Anfang und Ende der Laufzeit die Nominalbeträge getauscht.

Vom Währungsswap zu unterscheiden ist der Devisenswap (FX Swap; siehe dort).

Eine klassische Anwendung eines Währungsswaps ist, dass zwei Parteien die aus Kreditaufnahmen stammenden Beträge in zwei verschiedenen Währungen sowie die während der Kreditlaufzeit zu leistenden Zinsen (und ggf. Amortisationsbeträge) untereinander austauschen. Der Entstehungsgrund liegt hierbei in komparativen Zinsvorteilen, die eine oder auch beide Parteien in der jeweils von dem Partner gesuchten Währung haben.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Swaps wurden erstmals in den frühen 80ern verwendet und stellen insbesondere für längere Absicherungszeiträume im Vergleich zu anderen Sicherungsmöglichkeiten oftmals eine günstigere Alternative dar. 1995 setzte Italien Swaps zum Eintritt in die Währungsunion ein.[1] Damals wurde der Verdacht laut, dass auch andere Länder Swaps nutzten, um die Maastricht-Kriterien zu erfüllen.[2] Griechenland folgte 2002 mit Cross Currency Swaps zur scheinbaren Bereinigung seines Haushaltes.[3]

Ablauf

Am Beginn der Laufzeit erfolgt ein Kapitaltausch zum aktuellen Kassakurs bei Geschäftsabschluss. Während der Laufzeit werden dann üblicherweise in regelmäßigen Abständen auch die Zinsen getauscht. Dabei zahlt jeder Kontraktpartner in der Währung, in der er den Kapitalbetrag empfangen hat. In jeder der beiden Währungen können fixe oder variable Zinsen gezahlt werden. Am Ende der Laufzeit werden die Kapitalbeträge zurückgetauscht. Dies erfolgt zum gleichen Kurs wie beim Kapitaltausch bei Geschäftsbeginn. Es gibt also im Gegensatz zum Devisentermingeschäft kein Deport oder Report auf den Kassakurs. Der Grund dafür ist, dass die unterschiedlichen Zinsen, die beim Termingeschäft diese Abweichungen vom Kassakurs begründen, durch den Austausch der Zinsverpflichtungen bereits berücksichtigt werden.

Beispiel:

  • Währungsswap USD gegen EUR
  • Nominal 100 Mio. EUR
  • Laufzeit 3 Jahre
  • Partei A zahlt fixe USD-Zinsen, Partei B zahlt den variablen 3-Monats-EUR-Zins (3-Monats-EURIBOR).
  • Bei Abschluss beträgt der USD-Swapsatz für eine Laufzeit von 3 Jahren 3,5%, der Kurs des USD liegt bei 1,23.

Dies zieht die folgenden Zahlungen nach sich:

  • Zu Beginn des Geschäftes zahlt A an B 100 Mio. EUR und B an A 123 Mio. USD (Kapitaltausch zum aktuellen Wechselkurs).
  • Während der Laufzeit von 3 Jahren zahlt A an B einmal jährlich (d. h. 1, 2 und 3 Jahre nach Geschäftsabschluss) 3,5% auf den Nominalbetrag von 123 Mio. USD, d. h. 4,305 Mio USD. B zahlt an A vierteljährlich zeitanteilig (Pro rata temporis) den 3-Monats-EURIBOR auf den Nominalbetrag von 100 Mio. EUR. Dabei wird die Höhe des EURIBOR-Satzes verwendet, wie sie bei der letzten Zinszahlung 3 Monate zuvor festgestellt („gefixt“) wurde. B zahlt also 12 Mal die variablen Zinsen.
  • Bei Fälligkeit nach drei Jahren zahlt A an B 123 Mio. USD und B an A 100 Mio. EUR (Kapitalrücktausch zum bei Abschluss gültigen Wechselkurs).

Zuweilen wird zwischen Währungsswaps und Zins-Währungsswaps unterschieden. Dabei werden als Währungsswaps die Swaps bezeichnet, bei der beide Vertragsparteien einen fixen Zins oder beide Parteien einen variablen Zins gleicher Zinsbindungsfrist (z. B. 3-Monats-EURIBOR gegen 3-Monats-USD-Libor) zahlen. Bei Zins-Währungsswaps zahlt nach dieser Unterscheidung ein Partner fest und einer variabel (wie im Beispiel) oder beide variabel, aber mit verschiedenen Zinsbindungsfristen (z. B. 6-Monats-EURIBOR gegen 3-Monats-USD-Libor). Bei Währungsswaps unterscheiden sich für die Parteien also nur die Währungen, bei Zins-Währungsswaps zusätzlich die Zinsbindungsfristen.

Währungsswaps, bei denen beide Parteien einen variablen Zins gleicher Zinsbindungsfrist zahlen, heißen auch Basisswaps.

Bei Laufzeiten über zwei Jahren stellen Währungsswaps aufgrund einer größeren Markttiefe (Liquidität) und einer geringeren Anzahl von Transaktionen eine echte Alternative zu Devisentermingeschäften dar.

Transaktionspartner

Aus Gründen der Rechtssicherheit werden Währungsswaps normalerweise unter Rahmenverträgen abgeschlossen. International üblich ist das von der International Swaps and Derivatives Association (ISDA) im Jahr 1992 ins Leben gerufene Master Agreement. In Deutschland wird außerdem der Deutsche Rahmenvertrag für Finanztermingeschäfte verwendet.

Swap-Geschäfte kommen am Devisenmarkt entweder durch direkte Verhandlungen der potentiellen Kontraktpartner oder durch die Zwischenschaltung von Banken als Vertragspartner zustande. Banken spielen im Handel mit Swaps eine bedeutende Rolle, da sie einerseits die Rolle des Vermittlers und andererseits die Rolle des Transaktionspartners einnehmen können. Ist die Bank ein aktiver Partner der Swap-Transaktion, so übernimmt sie auf eigenes Risiko eine Position bei einem entsprechenden Swap-Geschäft und versucht die damit verbundenen Vorteile zu realisieren. Tritt die Bank nun als Vermittler auf, so ist zwischen der offenen und der anonymen Vermittlung zu unterscheiden. Bei der offenen Vermittlung bringt die Bank die beiden Partner für eine geplante Swap-Transaktion zusammen und diese verhandeln dann miteinander, wobei die Bank unterstützend zu Rate gezogen werden kann. Die mit dieser Swap-Transaktion eingegangen Risiken werden ausschließlich von den beiden beteiligten Parteien getragen. Im Falle der anonymen Vermittlung schließen die Swap-Partner ihre Verträge jeweils mit der Bank ab, die dann als beteiligte Partei auch das Ausfallsrisiko zu tragen hat. Dadurch wird das Kreditrisiko ggf. reduziert und für die Swap-Partner besser beurteilbar. Eine anonyme Vermittlung eines Swaps ist daher für Swap-Partner vor allem dann interessant, wenn zwischen der Bonität der beiden am Swap-Geschäft beteiligten Marktteilnehmer Unterschiede bestehen.

Literatur

Bücher

  • Bernstorff, C. Graf von (1996): Finanzinnovationen: Anwendungsmöglichkeiten, Strategien, Beispiele, Wiesbaden: Gabler
  • Eller, R. (1996): Derivative Instrumente – Überblick, Strategien, Tendenzen, in: Eller, R. (Hrsg.) (1996): Handbuch Derivativer Instrumente, Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag, 4-38
  • Fischer-Erlach, P. (1995): Handel und Kursbildung am Devisenmarkt, 5., überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer
  • Hull, J.C. (1997): Options, Futures, and Other Derivatives, Third Edition, London [u.a.]: Prentice Hall International
  • Lerbinger, P. (1988): Zins- und Währungsswaps: neue Instrumente im Finanzmanagement von Unternehmen und Banken, Wiesbaden: Gabler
  • Mehring, G. W. (1996): Zins- und Währungsmanagement im Unternehmen, Bonn: Economia
  • Redhead, K. (1997): Financial derivatives: an introduction to futures, forwards, options and swaps, London [u.a.]: Prentice Hall

Quellen

  1. http://www.euromoney.com/Print.aspx?ArticleID=1003330 Euromoney Magazine 1. Dezember 2001
  2. http://books.google.co.uk/books?id=QLw2sjBuF9oC&pg=PA107&lpg=PA107&dq=italy+currency+swap+deficit&source=bl&ots=3kRV01NUuT&sig=veKS_L7JEQJsIMZI5T0mHmEK0B0&hl=en&ei=p5xxS6yOAtjPjAe_8KHACw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CCEQ6AEwBw#v=onepage&q=italy%20currency%20swap%20deficit&f=false Satyajit Das: Traders, guns & money: knowns and unknowns in the dazzling world of derivatives (2006) S. 107
  3. http://www.risk.net/risk-magazine/news/1504065/goldman-helps-greece-meet-eu-targets-derivatives-deal Risk magazine, 15. Juli 2003

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