Xanana Gusmão

Xanana Gusmão
Xanana Gusmão (Dezember 2006)

Kay Rala Xanana Gusmão (* 20. Juni 1946 als José Alexandre Gusmão in Laleia, Manatuto/Portugiesisch-Timor) ist ein Politiker aus Osttimor. Er war von Mai 2002 bis zum 20. Mai 2007 der erste Präsident Osttimors nach der indonesischen Besatzung des Landes. Seit dem 8. August 2007 ist Gusmão Premierminister des Landes. Daneben hat er auch die Ministerposten für Verteidigung und für Natürliche Ressourcen, Mineralien und Energie inne. Am 30. April 2007 wurde Gusmão zum Vorsitzenden der Partei Congresso Nacional da Reconstrução Timorense CNRT („Nationalkongress für den timoresischen Wiederaufbau“) gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Gusmão ist gemischter portugiesisch-timoresischer Herkunft. Seine katholischen Eltern waren Lehrer. Gusmão ist das zweitälteste von sieben Kindern und hat einen Bruder und fünf Schwestern.[1] In zweiter Ehe ist Gusmão seit 2000 mit der Australierin Kirsty Sword verheiratet und hat mit ihr drei Söhne: Alexandre, Kay Olok und Daniel. Aus erster Ehe mit Emilia Batista hat er zwei Kinder: seinen Sohn Eugenio und seine Tochter Zenilda.

Jugend und Ausbildung

Als Gusmão geboren wurde, war Osttimor noch eine portugiesische Kolonie (Portugiesisch-Timor). Nach dreijähriger Ausbildung in der Grundschule wurde er im Alter von zwölf Jahren auf die Jesuitenschule Nossa Senhora de Fatima in Dare geschickt, die er 1962 aus finanziellen Gründen wieder verließ.

Tagsüber verdiente er sich sein Geld mit Gelegenheitsarbeiten, danach besuchte er die Abendschule und machte sein Abitur in Dili. 1965 traf er seine zukünftige erste Frau Emilia Batista zum ersten Mal, die ebenfalls 19 Jahre alt war. Unter anderem arbeitete Gusmão als Lehrer an der Chinesischen Schule in Dili.[1] 1966 erhielt er eine Stelle im öffentlichen Dienst. In der portugiesischen Armee musste Gusmão 1968 für drei Jahre Militärdienst leisten. 1970 heiratete er Emilia Batista.

Ende der Kolonialzeit

Gusmão beendete seine Armeezeit, sein Sohn wurde geboren, und er beteiligte sich in der nationalen Organisation unter Führung von José Ramos-Horta, die friedlich gegen das Koloniale System protestierte. Diese Zeit war ein Wendepunkt in seinem Leben. Ab April 1974 arbeitete Xanana Gusmão für die erste Zeitung „A Voz de Timor“ („Stimme Timors“) und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Osttimors (ASDT), die später in FRETILIN umbenannt wurde. Er übernahm den Posten des stellvertretenden Direktors der Informationsabteilung.[1]

Indonesische Besatzungszeit

Xanana Gusmão (2002)

Als Indonesien 1975 Osttimor völkerrechtswidrig besetzte, ging Xanana Gusmão in den bewaffneten Widerstand. 1977 war Gusmão der Adjutant des politischen Kommissars der FRETILIN Abel Larisina und organisierte die Versorgung der Zivilisten in der Widerstandsbasis am Matebian. Im November 1978 wurde die Basis von den Indonesiern zerstört.[2] Im März 1981 wählte ihn eine geheime Nationalkonferenz in Lacluta zum Chef der FALINTIL, als Nachfolger des getöteten Nicolau dos Reis Lobatos. 1988 wurde Gusmão Anführer des neu geformten nationalen Rat des Widerstandes CNRT. Um nicht als parteiisch zu gelten, verließ Gusmão dafür die FRETILIN. Unter seiner Führung vertraute die FALINTIL mehr auf heimliche Untergrundnetzwerke und setzte kleine Gruppen ein, um indonesische Ziele anzugreifen.

Indonesische Truppen versuchten am 14. November 1990 in dem Gebiet um Same und Ainaro mit der „Operasi Senyum“ („Operation Lächeln“) Gusmão zu fangen. Vier Tage zuvor war eine Frau gefangen genommen worden, die beim Verhör aussagte, dass sich der Rebellenführer bei einem nahegelegenen Berg aufhielt. Xanana Gusmão konnte aber vermutlich eine Nacht vor dem Angriff entkommen. Nach dem Angriff, bei dem zwölf Bataillone und vier Hubschrauber im Einsatz waren, gab das Militär an, etwa 100 Kämpfer gefunden zu haben. Weiterhin wurde ein Behälter gefunden, mit Gusmãos Dokumenten, einer Videokamera und seiner Schreibmaschine. Unter den Dokumenten befanden sich unter anderem Briefe des Papstes und Bischof Belos.

Am 20. November 1992 wurde Gusmão schließlich bei einer großangelegten Aktion des indonesischen Militärs TNI mit 40.000 Soldaten in einem Haus in Lahane bei Dili gefangengenommen und nach Bali gebracht. Im indonesischem Fernsehen war am 25. November ein Interview mit ihm zu sehen. Ein Jahr später, im Mai 1993, wurde er zu seinem Gerichtsverfahren zurück nach Dili gebracht. Nur Minuten nach dem Start seiner 27-seitigen Verteidigungsrede am 17. Mai unterbrach ihn der Richter mit der Aussage, dass seine Verteidigung „irrelevant“ sei. Das Gericht verurteilte Gusmão zu lebenslanger Haftstrafe. Er wurde in das Hochsicherheitsgefängnis Cipinang nach Jakarta gebracht.

Später wurde Gusmão unter Hausarrest in der indonesischen Hauptstadt Jakarta gestellt. Es gelang ihm aber, aus der Gefangenschaft heraus eine wichtige Rolle als Führer im Widerstand gegen die indonesische Besatzung zu spielen. Im Jahre 1999 kam er frei und kehrte noch im Oktober nach Osttimor zurück.

Unabhängigkeit Osttimors

Am 23. Oktober wurde Xanana Gusmão zum Sprecher des National Consultative Council (NCC) gewählt, einer Art Übergangsparlaments während der UN-Verwaltung Osttimors.

Gusmão gewann am 14. April 2002 souverän die Präsidentschaftswahl mit 82,7 % gegen seinen Gegenkandidaten Francisco Xavier do Amaral und wurde damit am 20. Mai 2002 zum ersten Präsidenten des unabhängigen Osttimors. Während der Unruhen in Osttimor 2006 kam es zum Machtkampf zwischen Gusmão und dem damaligen Premierminister Marí Alkatiri, wobei sich Alkatiri auf die Polizei und Gusmão auf die Unterstützung des größten Teils der Armee stützen konnte. Alkatiri war unter den Verdacht geraten Zivilisten zur Beseitigung politischer Gegner bewaffnet zu haben. Gusmão forderte Alkatiri zum Rücktritt auf und drohte ansonsten mit seinem eigenen. Schließlich gab Alkatiri auf und legte sein Amt nieder. Nachfolger wurde Gusmãos politischer Freund José Ramos-Horta, der Gusmão 2007 auch im Amt als Staatspräsident folgte.

Xanana Gusmão und Condoleezza Rice (2006)

Bei den Präsidentenwahlen am 9. April 2007 war Gusmão nicht erneut angetreten, weswegen er am fünften Unabhängigkeitstag Osttimors, dem 20. Mai 2007, von seinem Amt als Staatspräsident abtrat. Stattdessen kandidierte Gusmão mit der neuen Partei CNRT bei den Parlamentswahlen am 30. Juni 2007 für das Amt des Premierministers. Seine Partei wurde mit 18 gewonnenen Mandaten nur die zweitstärkste Kraft des Landes, kann sich aber zusammen mit ihren Koalitionspartnern in der Aliança da Maioria Parlamentar AMP (Allianz der Parlamentarischen Mehrheit) auf eine absolute Mehrheit von 37 der 65 Abgeordneten stützen. Nicht mit dabei ist die stärkste Partei im Parlament, die ehemalige Regierungspartei FRETILIN.

Am 6. August 2007 wurde Gusmão von Staatspräsident Ramos-Horta mit der Bildung einer Regierung beauftragt.[3] Schon kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung Ramos-Hortas kam es in Dili, Baucau und Viqueque zu Unruhen, bei denen mehrere Gebäude in Brand gesteckt und mehrere Menschen verletzt wurden. Gusmão wurde am 8. August vereidigt.

Am 11. Februar 2008 entging Gusmão einem Feuerüberfall auf seinen Wagen unverletzt.

Auszeichnungen und Ehrungen

Schulkinder besuchen den Premierminister in seinem Büro

Einzelnachweise

  1. a b c d Gouvernment of Timor-Leste: Biography
  2. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  3. Meldung von Voice of America (VOA News), 6. August 2007, Violence Erupts After Gusmao Named East Timor Prime Minister (Englisch)
  4. [http://www.theportugalnews.com/cgi-bin/article.pl?id=1133-20 Portugal News, 8. Oktober 2011, Timorese resistance leader awarded honorary doctorate

Weblinks


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