Zahlwort

Zahlwort

Das Numerale (lat., Plural: Numeralia oder Numeralien), deutsch Zahlwort, wird in der Sprachwissenschaft manchmal als eigene Wortart angesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Grundzahlwörter (Kardinalia)

Grundzahlwörter (Kardinalia) stellen, wie der Name vermuten lässt, die grundlegenden Zahlwörter für die Kardinalzahlen dar.

Beispiele: eins, zwei, zwölf, siebzehn, hundertdreiundfünfzig

Eins wird nach dem Kasus (Fall) und dem Genus (Geschlecht) dekliniert:

  • ein Mann, eine Frau, ein Kind (allesamt Nominativ)
  • das Kleid einer Frau (Genitiv), gib einem Gedanken Raum (Dativ)
  • Ich gebe dir einen Apfel. (Akkusativ)

Zwei und drei werden, wenn sie sich auf ein Substantiv beziehen, lediglich im Genitiv (Wes-Fall) dekliniert und auch nur dann, wenn der sprachliche Fall nicht schon am vorangehenden Wort erkennbar ist:

  • der Hut zweier Männer
  • das Kleid dreier Schwestern, das Kleid meiner drei Schwestern

Anmerkung: Im Unterschied dazu wird aber ein Nicht-Zahlwort als Zählwort (Numeralklassifikator, als Zähleinheit) nicht dekliniert:

Ein Mann, zwei Mann, ein Heer von tausend Mann; ein Stück, zwei Stück

In der militärischen Kommandosprache wird das lautlich verwechselbare zwei ersetzt:

eins, zwo, drei

Paar als Kollektivum wird dekliniert:

Ein Paar sind zwei, zwei Paare sind vier

Siehe auch:

Ordnungszahlwörter (Ordinalia)

Mit Hilfe der Ordnungszahlwörter (Ordinalia) ist es möglich, Reihenfolgen zu erstellen (Ordinalzahlen). Eins und drei werden stark gebeugt:

  • der erste Ritter, mein drittes Huhn

Die übrigen Ordinalzahlen unter zwanzig werden durch das Suffix -te gebildet, Zahlen ab zwanzig durch -ste.

  • der zweite Ritter, mein fünftes Huhn, Fünfter August
  • der zwanzigste Ritter, mein achtundfünfzigstes Huhn, Einundreißigster Dezember

Verkürzte Formen sind siebte (nicht *siebente) sowie achte (nicht *achtte).

Daneben steht adverbial:

  • erstens, zweitens, drittens usw., auch zuerst, zuallererst

Lateinische Ordinalia sind:

prīmus, secundus, tertius, …

Daneben kennt das Lateinische eine noch strengere Form, die eine Hierarchie impliziert:

prīmarius, secundarius, tertiarius, …

Diese wird deutsch mit an erster Stelle oder -rangig umschrieben, primär und sekundär haben auch den Aspekt ‚vorrangig, nachrangig‘.

Englische Ordinalia: first, second, third, fourth, … und primary, secondary, tertiary, quatary, …

Wiederholungszahlwörter und Vervielfältigungszahlwörter (Multiplikativa)

Lateinische Namenswörter für eingefügte Zählungen

Hängt man an eine Kardinalzahl das Suffix -mal, wird daraus ein Wiederholungszahlwort. Wiederholungszahlwörter beziehen sich auf Verben und nicht auf Substantive, es sind daher Adverbien.

Man unterscheidet zwischen bestimmten und unbestimmten Wiederholungszahlwörtern:

  • bestimmt: einmal, viermal, zwölfmal
  • unbestimmt: manchmal, mehrmals, vielmals

Wiederholungszahlwörter dürfen nach neuer Rechtschreibung getrennt geschrieben werden, a) wenn es sich um mehrgliedrige Numerale handelt (drei Millionen Mal), b) wenn eine Beugung vorliegt (hunderte Male) oder c) zu Betonungszwecken (drei Mal).
Fügt man zusätzlich das Suffix -ig hinzu, wird das Wiederholungszahlwort zu einem Adjektiv (Beispiel: einmalig).

Vervielfältigungszahlwörter (Multiplikativa) sind:

  • zweifach, vierfach usw., unbestimmt mehrfach, vielfach

Für ‚zweifach‘ existiert auch das Wort doppelt, sowie die veraltete Wortform zwiefach.

Daneben gibt es auch die altertümliche Form auf -falt, die nurmehr in Wörtern wie Dreifaltigkeit, Vielfalt, mannigfaltig überlebt hat, bei einfältig ist der numerale Aspekt gänzlich verloren.

Latein bildet semel, bis, ter, quater, quīnqiēs, sexiēs, septies, octies, nonies, decies, … und simplex, duplex, triplex, quadruplex, …, Englisch once/simple, twice/deuce/double, thrice/triple/trifold, quadruple/fourfold, …

Insbesondere im Französischen sind die lateinischen Namenswörter gebräuchlich, wenn Nummern eingeschoben werden sollen: beispielsweise: 1, 1a, 1b, 2 bzw. 1, 1-bis, 1-ter, 2.

Verteilungszahlwörter (Distributiva)

Die Zahlworte des Distributivs werden im Deutschen nicht als Wort gebildet, sondern mit je umschrieben:

je eines, je zwei, je drei, usw.

Dazu gibt es auch die Wörter einzeln und einzig, als Exklusiv, und paarweise, paarig zu einem Dual. Die -el-Bildung gibt es sonst nurmehr bei dem Wort Zwiesel zu zwei. Auch eine Bildung zum mit Ordinalzahlwort kommt vor, wenn sich ordnender und verteilender Aspekt mischen:

zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten usw. (urspr. wörtlich als ‚zu dem ersten [geordnet]‘ zu verstehen); zum einen, zum anderen als unbestimmte Form

Im Lateinischen existiert eine Wortform: singulī, bīnī, ternī, quaternī, quīnī, sēnī, …

Gattungszahlen und Sammelzahlen (Kollektiva)

Gattungszahlen beschreiben eine bestimmte Anzahl verschiedener Arten und werden deutsch auf -lei gebildet

einerlei, zweierlei, dreierlei – ‚einerlei‘ hat eine starke nicht-numerale Bedeutung (‚gleichgültig‘), der Zahlaspekt ist veraltend („Alle von einerlei Art“), und wird durch ‚einzeln‘, ‚einzig‘, oder dem verstärkenden ‚einunddasselbe‘ ersetzt
unbestimmt sind mehrerlei, mancherlei, vielerlei, allerelei, auch hunderterlei, tausenderlei werden in unbestimmten Sinne angewandt (Er quält mich mit tausenderlei Kleinigkeiten.)
Anm.: -ei selbst ist ein allgemein klassenbildendes Suffix: Eselei, Schweinerei ‚Dinge, die ein Esel/Schwein macht‘

Sammelzahlen (Kollektivzahlen) drücken Zusammengehöriges aus (Kollektivum):
Die Sammelzahl beide, als Rest eines westgermanischen Duals, wird im Allgemeinen wie ein Adjektiv dekliniert:

seine beiden Eltern, in beider Namen

Sonst erfolgt eine Bildung auf zu und -t:

zu zweit, zu dritt, zu viert, …, altertümlich auch zu zweien oder selbander, selbdrittzuerst ist aber ein Ordinal

Zu dieser Gruppe sind auch zu zählen: einsam, Zweisamkeit-sam bildet allgemeine Eigenschaftsbegriffe (seltsam zu selten, geruhsam zu Ruhe)

Bruchzahlen (Partitiva)

Bruchzahlen bestehen aus einem Zähler und einem Nenner. Der Zähler ist eine Kardinalzahl. Der Nenner wird mit dem Suffix -el von einer Ordinalzahl abgeleitet. Die Bildung des Nenner-Zahlworts von einem Bruch funktioniert folgendermaßen:

  • dritte + -el = Drittel

Nenner-Zahlwörter existieren auch als Adjektive. Adjektive werden z. B. bei solchen Fällen eingesetzt: zwei halbe Äpfel.
Die Schreibung zwei Halbe Äpfel ist falsch, da schon die Menge der Halben angegeben wurde.

Halbes, Drittel, Viertel, usw.

Selten gilt auch die Bildung Eintel (anstatt Ganzes) und Zweitel (anstatt Halbes), welche nur bei mathematischen Ausdrücken gebräuchlich ist. Beispiel:

  • \tfrac{{10}}{{2}}=\tfrac{{5}}{{1}} „zehn Zweitel sind fünf Eintel“


Latein kennt keine Partitiva, wenn der Zähler um genau eins kleiner ist als der Nenner, steht partes (‚Teile‘), bei Zähler eins steht pars, sonst steht der Genitiv der Ordnungszahl für den Nenner:

\tfrac{{1}}{{2}} dimidia pars, \tfrac{{1}}{{3}} tertia pars, \tfrac{{2}}{{3}} duae partes, \tfrac{{3}}{{4}} tres partes, \tfrac{{3}}{{5}} tres quintae
dimidia ist eine Sonderbildung zu dīmidius, -a, -um ‚halb, nicht ganz‘ aus dis und medius ‚mittel‘.

Englisch bildet half, third, quarter/fourth, fifth, … – ab vier also wie die Ordinalia

Unbestimmte Zahlwörter

Unbestimmte Zahlwörter geben zwar keine Auskunft über die konkrete Anzahl, geben aber ein Gefühl für die Größe der Menge.

  • einige Ritter, manche Hühner, alle Menschen, eine ganze Stadt
  • etliche Besucher
  • ein paar Sachen (in Gegensatz zum bestimmten Zahlwort Paar)

In der Umgangssprache wird statt alle oft ganz eingesetzt:

  • Standardsprache: alle Menschen
  • Umgangssprache: die ganzen Menschen

Substantivierung

Zahlwörter können zu Substantiven werden, dann (und nur dann) schreibt man sie groß.

  • Ich bin Erster.
  • Er ist eine Null.
  • Die einzige gerade Primzahl ist die Zahl Zwei. (oder ist die Zwei oder einfach ist Zwei.)

Gemeindeutsch bildet feminin: die Zwei, das Österreichische aber maskulin: der Zweier.

Substantivierte unbestimmte Zahlwörter werden zu Indefinitpronomen. Werden sie als solche verwendet, entfällt die Großschreibung.

  • Er sprach mit vielen.
  • Leider hörten manche nicht zu.

Siehe auch

Literatur

  • Greville G. Corbett: Universals in the syntax of cardinal numerals. In: Lingua 46, Nr. 4, 1978, S. 355–368. (Klassischer Artikel zur Wortartenproblematik)
  • Joseph H. Greenberg: Generalizations About Numeral Systems. In: Joseph H. Greenberg et al. (Hrsg.): Word Structure. Stanford University Press, Stanford 1978, S. 250–295 (Universals of Human Language. 3). (Grundlegender Aufsatz aus Sicht der Sprachtypologie im Kontext der Sprachuniversalienforschung)
  • James R. Hurford: The Linguistic Theory of Numerals. Cambridge University Press, Cambridge 1975. (Grundlegende Monographie aus Sicht der generativen Grammatik)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Zahlwort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Numerale – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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