- Zellweger (Appenzell)
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Die Zellweger waren eine im 15. Jahrhundert aus dem in St. Gallener und Habsburger[1] Diensten stehenden Ministerialengeschlecht Geppensteiner hervorgegangene Patrizierfamilie des Appenzellerlands.
Das Wappen war eine goldene Waage vor weissem Zelt über grünen Dreiberg auf blauem Hintergrund. Helmzier war eine weisse oder blaue Justitia.
Ursprünglich waren die Zellweger in Gais und dem Ort Appenzell ansässig, so schließt Cunrat Geppenstainer gen. Zellweger, Ammann zu Gais, 1377 mit den Ammännern Ulrich Häch von Appenzell und Hainrich uff der Haltun von Hundwil einen Bund der Appenzeller mit den schwäbischen Reichsstädten[2]. 1588 sahen sich die Zellweger jedoch als Protestanten zur Übersiedlung in den Halbkanton Ausserrhoden gezwungen. Hier prägten sie in zwei Familienzweigen (Zellweger von Trogen und Zellweger von Teufen) während gut 200 Jahren Landespolitik und Wirtschaft. Bis 1848 stellten sie 8 Landammänner und zahlreiche weitere Landesbeamte; zwischen 1597 (Trennung von Appenzell in Ausser- und Innerrhoden) und 1797 waren sie während 193 Jahren in der Landesregierung vertreten, davon 74 als Landammann. Ursprünglich Militärunternehmer und Gastwirte, begann ihr wirtschaftlicher Aufstieg im 17. Jahrhundert mit dem Engagement der Gebrüder Bartholome und Conrad im Leinwandhandel und der Eröffnung einer Leinwandschau in Trogen 1667. Innerhalb von fünf Generationen gelangten die Zellweger zu einem Wohlstand, welcher zugleich Hauptursache für den Aufschwung Trogens war. Basis der Zellwegerschen Unternehmen war der Handel mit Leinwand, später auch der Dreieckshandel mit Rohbaumwolle und Baumwollgeweben. Filialen bestanden in Lyon, Genua und Barcelona. Indirekte Beziehungen wurden auch zu den spanischen Kolonien in Amerika und den französischen Besitzungen in Westindien unterhalten. Den Erfolg verdankten sie der Verknüpfung von profunder Sachkenntnis, schonungsloser Gewinnorientierung, hoher Warenqualität und puritanisch-asketischer Lebensführung.
Zum Ausbau ihrer Machtstellung verfolgten die Zellweger eine gezielte Heiratspolitik. Ihre Vorherrschaft wurde im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts als so erdrückend empfunden, dass sie in den Wirren des Appenzeller Landhandels zum politischen Sturz der Zellweger führte und die Familie längere Zeit als regierungsunfähig galt. 1754 besiegelte eine Heirat die Versöhnung mit den Hauptkonkurrenten Wetter.
Der geschäftliche Höhepunkt wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit den beiden Unternehmen des Landesfähnrichs Johannes Zellweger-Hirzel und seines Bruders des Landammanns Jakob Zellweger-Wetter erreicht. Ersterer konnte sein Vermögen zwischen 1774 und 1800 von 59'200 Gulden auf 1,218 Millionen Gulden steigern. In dieser Zeit errichteten die Zellweger in ihrem Heimatort Trogen Palastbauten. Die Folgegeneration musste jedoch die Geschäfte liquidieren. Von nachhaltiger Wirkung war das grosse Engagement der Familie im Erziehungs- und Verkehrswesen.
- ↑ Nach M. L. Bulst-Thiele,Sacrae domus militiae Templi Hierosolymitani magistri, Göttingen 1974, kam der in der Königssaaler Chronik erwähnte Tempelherr Berthold von Geppenstein mit dem habsburger Königssohn Rudolf 1289 an den Hof den böhmischen Königs Wenzel II., dessen Berater er wurde. 1306 wird der Deutschordenskomtur Bernhard von Geppenstein, Komtur in Speyer und Weißenburg neben Helwich von Goldbach, Komtur in Rothenburg in Thüringen Vogt Albrechts I. auf der Wartburg (Konrad Stolle et al., Memoriale thüringisch-erfurtische Chronik, 1900).
- ↑ Ernst H. Koller / Jakob Singer, Appenzellisches Wappen- und Geschlechterbuch, 1984
Literatur
- Artikel "Zellweger" in Historisches Lexikon der Schweiz
- Walter Schläpfer, Appenzeller Geschichte, Bd. II, Herisau 1976, S.206ff.
- Der Dorfplatz von Trogen; Geschichte der Fam. Zellweger. Appenzeller Sonntagsblatt, O.Zellweger, verlag Meili Trogen
Kategorien:- Schweizer Adelsgeschlecht
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