Zentraler Gefechtsstand 14

Zentraler Gefechtsstand 14

Der Fuchsbau ist ein Bunker südlich von Fürstenwalde in den Rauenschen Bergen in Brandenburg mit dem zuletzt benutzten offiziellen Namen „Zentraler Gefechtsstand 14“ (ZGS-14).

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Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der zentrale Gefechtsstand (ZGS) der Luftstreitkräfte der DDR ist ein über 9.000 m² großer Bunkerkomplex mit einer sehr wechselhaften Geschichte. Mit über 200 Arbeitsräumen, 650 m Gängen und 350 Mann Besatzung gehörte er zu den größten Bunkeranlagen auf dem Gebiet der DDR. Von hier aus wurden von 1965 bis 1990 die Luftraumbewegungen in der DDR, in den Flugkorridoren nach West-Berlin und in den grenznahen Regionen verfolgt und militärisch bewertet. Die angeschlossenen Luftverteidigungsverbände (Ladeburg, Badingen und weitere FlaRak-Regimenter) konnten bei Bedarf zusätzlich zum DHS-B1-Signal alarmiert werden.

Der Fuchsbau war in zehn Gefechtsabschnitte unterteilt. Hierzu gehörte auch der Betrieb des automatisierten Führungssystems „ALMAS“. Die Gefechtsstände der Luftverteidigungsdivisionen GS-31 (Cottbus) und GS-33 (Neubrandenburg) meldeten die erfasste Luftlage. Die Gefechtsstände der Marine, des Verteidigungsministers und der Grenztruppen wurden selektiv mit der Lagebewertung des Fuchsbaus beliefert. Nachrichtenverbindungen bestanden außerdem zur Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) in Zossen, den Luftverteidigungsverbänden der Staaten des Warschauer Pakts in Warschau, Prag, Moskau und Minsk.

Der Bunker ist heute ein technischer Zeitzeuge (gesamtes eingefriedetes Areal steht unter Denkmalsschutz) unter anderem für die Entwicklung der Nachrichtentechnik, Flugsicherung und Luftlagedarstellungen. Es finden dort mehrfache und wöchentliche Führungen nach telefonischer Voranmeldung statt. Für die Besucher werden die aktuelle Luftlage über der Bunkeranlage (Radius etwa 250 km) und die Demonstration der damaligen Luftlagen (Archivmaterial 1988), wieder aktive Telefon- und Telexverbindungen und so weiter gezeigt.

Aufbau

Die Bunkeranlage des „Fuchsbau“ besteht aus mehreren Teilen (Wasserwerk, Altbau, Neubau und weiteren unterirdischen Komplexen).

Altbau (TO 02)

Der sogenannte Altbau ist über einem Stollensystem errichtet worden, welches aus der Zeit des Braunkohlebergbau stammt. Ab 1941 wurden die Stollenanlagen von der Waffen-SS erkundet. Im Laufe des Jahres 1942 wurde der Ausbau von 900 Häftlingen je Zwölf-Stunden-Schicht des Konzentrationslagers Sachsenhausen – Außenlager Fuchsbau unter Projektleitung des geheimen „Amt für Wellenausbreitung“ durchgeführt. Dabei wurde in offener und teils geschlossener Bauweise gearbeitet. Nicht benötigte Stollenanschlüsse wurden gesprengt. Ab 1944 wurden die Kommunikationsaufgaben des Führungshauptamtes der SS und des OKW Zossen vom Fuchsbau (Tarnname „Hegewald“) her ausgeführt. Nach 1945 unternahm die Rote Armee einige erfolglose Sprengversuche und erst 1957 wurde der Altbau im Auftrage des Ministeriums des Inneren (MdI) der DDR erkundet (Projektname: „Spinne“). Bis 1965 wurde der nachrichtentechnische Ausbau abgeschlossen. Der Altbau besteht im Wesentlichen aus drei parallelen Stollen in genauer OW-Ausrichtung, welche durch vier Querstollen miteinander verbunden sind. Über einen leicht ansteigenden Verbindungsgang gelangt man in den Neubau.

Neubau (TO 01)

Der Neubau ist eine dreietagige Konstruktion mit rechteckigem Grundriss, welche in offener Bauweise gebaut wurde. Die hierdurch erreichte Tiefe von etwa 20 m bis zur Oberkante des Geländes hätte ausreichenden Schutz vor Bombardierungen geboten, trotzdem erfolgte eine Aufschüttung über dem riesigen Massekühler von nochmals 12 bis 14 m, daher wurde auf eine eigene Zerschellschicht verzichtet. Die erstaunliche Deckenhöhe von 9 m im eigentlichen Führungssaal (Gefechtsstand) wurde nicht auf der gesamten Fläche des zweiten Untergeschosses verwirklicht. Der Zugang zur „dritten“ Etage erfolgte aus dem umlaufenden Gang des ersten Untergeschosses. Der Neubau ist durchgängig als kubisches Bauwerk gestaltet und ist in seinem Kern als dreietagig reichender Führungssaal ausgebildet.

Verbindungsbauwerk

Zwischen Neubau und Altbau existiert ein unterirdisches Verbindungsbauwerk (Verbinder), dessen Treppenanlagen und Räume teils bis zur Erdoberfläche reichen. Dieses Verbindungsbauwerk ist konstruktionstechnisch kein Bunker und bietet, obwohl zum größten Teil unterirdisch gelegen, keinen wirksamen Schutz vor Bombardierungen.

Wasserwerk

Acht der Tiefbrunnen und die dazugehörigen Unterwasserpumpen befinden sich auf dem Bunkergelände verteilt und sind in einem externen Wasserwerk (RekoWw) zusammen geführt.

Weitere Bauwerke

Auf dem zirka 40 ha großen Areal des technischen Einzeldenkmals sind viele weitere Funktionsbauwerke vorhanden, welche in der Regel unterirdisch mit Leitungssystemen miteinander verbunden sind.

Auf Grund des Braunkohlebergbaus bis etwa 1936 und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sowie Stolleneinbrüchen nach den vielen Jahren sind nicht wenige wasserführende Schichten zerstört, so dass während der militärischen Nutzung ein dreifaches unterirdisches Wasserentsorgungssystem das gesamte Areal bis einschließlich der Truppenlager durchzieht.

Einzelbauwerke sind unter anderem: Werkstätten (TO-19, TO-08), Kaltwasserstation (KWS), Eingangsbauwerke und Gebäude, Notausstiege, KBC-Beobachtungsturm, Wasserwerk (TO-16), Heizhaus, Trafostationen, STOF-Komplex (Hochdruckdampf-Entspann-Station), Unterkunftsgebäude (U-3, LBU 42-45 und „Grünes Gewölbe“), diverse Löschwasserzisternen und weitere.

Zeittafel

  • 1942 Führungs- und Nachrichtenabteilung des SD der Waffen-SS
  • 1944 SS-Nachrichtenvermittlungsstelle „Fuchsbau“ (Tarnname „Hegewald“)
  • 1945 bis 1957 – keine Nutzung
  • 1957 Vorbereitung der Nutzung des Altbaus durch das MdI der DDR (Projekt „Spinne“)
  • 1965 Indienststellung mit gemeinsamer Nutzung als Sitz der Luftstreitkräfte der NVA und Nachrichtenknoten der Post (ÜSt.2)
  • 1978 Indienststellung als ZGS-1.4 „Raduga“
  • 1990 Übernahme des Betriebs durch die Bundeswehr
  • 1994 Außerdienststellung der Anlage
  • 1995 Versiegelung als „Bergmännischer Verschluss“
  • 2005 Oktober Öffnung über den Lasteneingang
  • 2006 Denkmalschutz für das gesamte eingefriedete Bunkerareal (etwa 40 ha) und Nutzung ausschließlich als der Allgemeinheit dienende unter Denkmalschutz stehendes Technisches Einzeldenkmal; Aufbau und Veröffentlichung einer eigenen Homepage
  • 2006 Mit Unterschutzstellung wöchentliche Führungen durch den Verein Interessengemeinschaft Fuchsbau gem. e.V. auf der Grundlage der bisherigen und weiteren abschnittsweisen technischen Rekonstruktion des Betreibers
  • 2007 Jährlich über 100 Führungen durch die Anlage und weitere Sicherungs- und Rekonstruktionsarbeiten im eingefriedeten Areal und besonders im Bunkerkomplex (IG gem. e. V. und Betreiber)
  • 2008 Einbruch und Vandalismus im Bauwerk; Überwindung der Schäden durch breite Unterstützung der Allgemeinheit; Aufbau eines eigenen und besonderen Überwachungs- und Schutzsystems für das Bauwerk und auf dem unter Denkmalschutz stehenden Areal
  • 2008 Über tausend Besucher pro Jahr mit steigender Tendenz sichern die Betriebskosten. Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit der Vereinsmitglieder dienen dem Erhalt, Betrieb und weiteren Rekonstruktion. Wesentliche Fachbereiche im Bauwerk haben wieder ihre volle Funktion. (beispielsweise Teilreko ATZ (Aufstellung erste Bedieneinheit zur Handvermittlung) und Telexbetrieb ins „Öffentliche“ für Besucher während der Führungen (FS))
  • 2008 Große Projektoren zur Luftlagedarstellung (wieder 3 x 4x4 m), Temperaturisolierkissen auf den Besucherstühlen im FS, Automatische Außenbeleuchtung vor dem Kopfbau, wieder funktionierendes Uhrensystem im Bauwerk

Weblinks

52.3229514.0574277777787Koordinaten: 52° 19′ 23″ N, 14° 3′ 27″ O


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