Zitterpartie

Zitterpartie
„Frau mit Cister“. Gemälde aus dem Jahr 1677 von Pieter van Slingeland (ca. 1630-1691).
Cister. Teil der Illustration Instrumenta polychorda aus: Athanasius Kircher, Musurgia Universalis. Um sie von den anderen dort abgebildeten Instrumenten zu unterscheiden, wird sie hier als cythara Germanica et Italica bezeichnet.

Die Cister (auch: Cyther, Bergmannszither, Halszither, Harzzither, Lutherzither, Thüringer Zither, Waldzither, Zister, Zitter (mhd.)), (vom griechischen κιθάρα, Kithara) ist ein Zupfinstrument aus der Familie der Kastenhalslauten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Bauform

Die Cister wurde zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert von der Laute abgeleitet. Der Korpus der Cister kann tropfen- oder birnenförmig sein, oder auch einen Umriss ähnlich einer Glocke besitzen. Er besitzt Zargen, die zum Hals hin schmäler werden, sowie ein Schallloch. Die Bünde sind fest im Griffbrett eingelassen. Die Cister besitzt metallene Doppelsaiten (Chöre) aus Stahl, Messing, Eisen oder gelegentlich auch Silber. Es gibt Cistern in verschiedenen Stimmungen und Größen, von der Größe einer Mandoline bis zur Größe eines Mandobasses. Die meist eher kleine Mensur sowie die offene Stimmung führte dazu, dass die Cister in der Renaissancezeit als auch von Anfängern einfach zu spielendes Volksinstrument große Verbreitung fand. Zur Familie der Cistern gehören auch das Orpheoreon und die Pandora.

English guitar (englische Gitarre)

Eine bestimmte Art von Cistern trug ab ca. 1800 die Bezeichnung English guitar, da besonders in England die Gitarre, die im Gegensatz zu heute - meistens sechs oder mehr Einzelsaiten - damals fünf Chöre besaß, noch nicht so weit verbreitet war wie heute, und die damaligen Bezeichnungen für Cister (cittern, cithern, cetra oder citra) und Gitarre (gittern, guitar oder guittar) ab ca. 1750 synonym verwendet wurden. Die Saiten wurden auch mit den Fingern gezupft wie eine Gitarre, und nicht mit dem Plektrum angeschlagen, wie sonst bei der Cister. Der Namenszusatz English entstand zwecks Unterscheidung von der Guitarra portuguesa.

Mechanik der Hamburger Waldzither, basierend auf der Preston's machine

Die English guitar hatte meist einen tropfenförmigen Korpus, und zwei Basssaiten und vier Chöre in der offenen Stimmung c e gg c'c' e'e' g'g' (C-Dur). Seit ca. 1760 besaß die English guitar eine so genannte Preston's machine, das war eine Wirbelmechanik aus senkrechten Schrauben, die mit kleinen Haken verbunden waren, die durch Schlitze im Kopf nach vorne ragten, und an denen die Saiten aufgehängt waren. Mit einem speziellen Schlüssel konnte man hinten die vierkantigen Köpfe der Schrauben drehen, und so die Saiten stimmen. Oftmals waren zwischen den ersten drei oder vier Bünden Löcher ins Griffbrett eingebohrt, in welchen ein Kapodaster befestigt werden konnte. Durch die einfache Handhabung, die offene Stimmung, und die leichte Anwendbarkeit verschiedener Tonarten durch die Verwendung von Kapodastern erlangte die English guitar sehr große Verbreitung in der gesellschaftlichen Mittelschicht.

Nomenklatur

Im deutschen Sprachraum existieren verschiedene Namen für Cistern, die stets für große Verwirrung sorgten und sorgen. Außer den weiter oben genannten Bezeichnungen waren im Laufe der Geschichte noch die Begriffe Citer, Cithar, Citter, Cythar, Cytthar, Sister, Siter, Wartburglaute, Ziethar, Ziter, Zithar, Zütter, und Zyther in Verwendung. Der alte Name Zitter und alle Namen, die -zither enthalten, macht die Verwechslung mit der Zither leicht möglich. Durch den besonders in der Schweiz bekannten Namen Halszither (Zithern haben keinen Hals) wird eine klare Unterscheidung ermöglicht. Der Begriff Lutherzither entstand offenbar im 19. Jahrhundert durch die Annahme, dass Martin Luther ein "Meister der Cister" gewesen sein soll. Dafür gibt es allerdings keine historischen Belege.

Spieltechnik und Stimmung

Die Chöre werden mit der rechten Hand mit einem Plektrum oder einem Federkiel angeschlagen, die Linke Hand greift. Es gibt verschiedene Stimmungen bei Cistern, meist trifft man auf offene Stimmungen wie: cc ee gg c'c' e'e' g'g' (sechschörig); gelegentlich auch auf Mandolastimmungen. Während der Renaissance hatten Cistern meist vier (e'e' d'd' gg hh) bis zu zehn Chöre, moderne Varianten haben in der Regel fünf bis sechs. Ursprünglich wurde die Cister zur mittelalterlichen Bordunspielweise verwendet, darauf deuten die so genannte italienische Stimmung (hh gg d'd' e'e') und die französische Stimmung (aa gg d'd' e'e') bei vierchörigen Cistern des 16. Jahrhunderts hin: Die Melodie wurde auf dem 4. oder 3. Chor gegriffen, dazu wurden als Bordun die jeweils zwei nächstunteren Chöre leer angeschlagen. In der Renaissancezeit entwickelte sich dann die polyphone Spielweise. Cistern können als reines Melodie-, als Begleitinstrument, aber auch als polyphones Soloinstrument verwendet werden.

Cistern in heutiger Zeit

Hamburger Waldzither
Portugiesische Gitarre

Waldzither

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine moderne Bauform der Cister, die Waldzither, in Deutschland im Rahmen der Wandervogelbewegung wieder ein beliebtes Volksinstrument. In den 1970er fand sie in der deutschen Folkmusik wieder mehr Verwendung, und seit den 1980er/1990er Jahren auch gelegentlich in der Musik der Mittelalterszene, zum Beispiel von der Mittelalterrockgruppe In Extremo. Momentan wird sie von einigen Instrumentenbauern hergestellt.

Die Waldzither hat meist vier Chöre und eine einzelne Bass-Saite. Sie besitzt die offene C-Dur-Stimmung c gg c'c' e'e' g'g', somit bietet sich das Spiel in den Tonarten C-Dur, G-Dur und F-Dur und den verwandten Molltonarten am ehesten an.

Portugiesische Gitarre

Die portugiesische Gitarre (guitarra portuguesa) ist eine in Portugal heutzutage weit verbreitete eigenständige Weiterentwicklung der Renaissance-Cister und der English guitar. Sie wurde durch ihre Verwendung beim Fado sehr populär, und besitzt die Stimmungen a'a' g'g' d'd' aa' gg' cc' (Coimbra) oder b'b' a'a' e'e' bb' aa' dd' (Lisboa).

Siehe auch

Literatur

  • William Casey und Alfredo Colman (Hrsg.), Thomas Robinson, New Citharen Lessons (1609), 1997 Baylor University Press, Waco, Texas, ISBN 0-918954-65-7
  • John Playford, Musick's delight on the cithren, W.G. & J. Playford, The Temple, London, 1666, OCLC 2353693
  • Ferdinand Roese: Schule zur Erlernung der Lutherzither, Eigenverlag, Wismar i/M. 1896

Weblinks


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