- Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen Massing im Rottal und Finsterau im Bayerischen Wald
-
Die Freilichtmuseen Massing und Finsterau erfüllen die Aufgabe, das frühere Leben, Wirtschaften und Bauen der bäuerlichen Bevölkerung Niederbayerns darzustellen. Träger ist ein kommunaler Zweckverband, dem neben dem Bezirk Niederbayern der Landkreis Rottal-Inn und der Landkreis Freyung-Grafenau sowie die Gemeinden Massing und Mauth angehören. Die Museen stehen unter wissenschaftlicher Leitung.
Inhaltsverzeichnis
Freilichtmuseum Finsterau
Das Freilichtmuseum Finsterau liegt in der Gemeinde Mauth am Rande der Ortschaft Finsterau im Bayerischen Wald nahe der tschechischen Grenze. Es beherbergt Bauernhäuser, vollständige Höfe, eine Dorfschmiede und ein Straßenwirtshaus aus dem ganzen Bayerischen Wald.
Der Alltag der Bauern und Tagwerker im Bayerischen Wald war mühsam. Diese Menschen haben einen blühenden Rosenstock, ein bunt gewebtes Tuch, einen bemalten Schrank mit ganz anderen Augen gesehen. Im Freilichtmuseum Finsterau werden die alltäglichen Dinge vom Werkzeug bis zum gewebten Tuch in ihren ursprünglichen Zusammenhang gestellt.
Die Höfe
Schmiede und Wirtshaus gehörten seit dem Mittelalter zu jedem Dorf. In der „Ehrn“, dem alten Straßenwirthaus aus Kirchaitnach, sitzen nun nicht mehr Bauern und Fuhrleute, sondern die Museumsbesucher.
Mit dem Kapplhof wurde 1980 das Museum eröffnet. Haus und Hof wurden mehrmals umgebaut, repariert und erweitert. Bis zuletzt blieb das Bild des Waldlerhofs erhalten, wie er im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert in den kleinen Dörfern und Weilern des inneren Bayerischen Waldes entstanden war. Wohnhaus und Rinderstall sind unter einem flachen, mit Schindeln gedeckten Satteldach vereint, der sorgfältig gezimmerte Getreidekasten trägt ein ebensolches Dach und auch der Stallstadel ist ähnlich gebaut.
Kaum hundert Jahre existierte der Tanzer-Hof. 31 Tagwerk Wald, Wiesen und Felder und eine unbebaute Hofstelle im Angerdorf Einberg wurden 1879 für Michael Tanzer aus dem großen Hof seines Bruders genommen. Aber es war zu wenig: Die bunte Fassade und der kunstvolle Dekor der Schlafkammer können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gründe für einen Bauernhof nicht reichten.
Die Bewohner des Sachls aus Rumpenstadl sind nie aus den Sorgen herausgekommen. Die Äcker waren zu schlecht, die Wiesen zu klein und der Wald - ja, einen Wald hatten sie gar nicht. Deshalb ist das alte Holzhaus so dürftig gebaut. Stall und Keller sind klein, Stube, Küche und Kammer sind eng, die Möbel sind alt und abgenutzt.
Nie zuvor wurde ein Bauernhof dieser Größe mit all seinen Gebäuden als Ganzes in ein Freilichtmuseum übertragen. Der Petzi-Hof aus Pötzerreut besteht aus einem großen Wohnspeicherhaus, Inhaus, Austragshaus und Backofen, Kuhstall, Ochsenstall und Stadel. Das Wohnhaus von 1704 ist das älteste, der Stadel von 1927 das jüngste Gebäude. Waldbesitz und große, fruchtbare Felder machten den Petzi-Hof zu einem wohlhabenden Anwesen. Dennoch ist die Ausstattung der Stuben und Kammern bescheiden. Mittelpunkt jeder Stube ist der gemauerte Herdofen.
Das seit Ende 2007 eröffnete Schanzer-Häusl aus Riedelsbach im Bayerischen Wald ist ein echtes Böhmerwaldhaus. Diesen Haustyp gab es sowohl im inneren Bayerischen wie im inneren Böhmischen Wald. Das Haus wurde zwischen 1826 und 1840 erbaut und war bis 1963 bewohnt. Charakteristikum für diesen Haustyp ist das weit herabgezogene Schopfwalmdach mit Schindeldeckung, das einen Wohnbereich in Blockbauweise und meist aus Natursteinen gemauerte Stallungen deckt. Wohnung, Viehstall und Stadel finden sich unter einem Dach vereint.
Handwerker führen ihre Kunst im Freilichtmuseum Finsterau vor. Feste, Märkte und Sonderausstellungen bilden und unterhalten. Aus der „Ehrn“ werden die Besucher bewirtet.
Freilichtmuseum Massing
In Häusern aus Ziegel und Holz leben seit langen Zeiten Bauern in Niederbayern. Zwischen Rott und Inn lag die Heimat des Kochhofs, der Heilmeierhof stammt aus einem Dorf am Rand des breiten Isartals, der Lehnerhof stand inmitten der Hopfengärten der Hallertau, das Wohnhaus des Schusteröderhofs aber hatte seinen ursprünglichen Platz nicht weit von dem Ort, der sie nun alle beherbergt: das Freilichtmuseum Massing.
Als es 1969 gegründet wurde, war es in Bayern eines der ersten Museen dieser Art. Zunächst sollte es nur das Schönste aus dem bäuerlichen Rottal bergen: seine Holzhäuser, bemalte Schränke und Truhen, Kröninger Keramik, Gesticktes und Gedrechseltes. Jetzt aber regiert die Wirklichkeit des Alltags auf dem Land das Museum, das Hof für Hof gewachsen ist. Mit der Marxensölde kam die Welt der Kleinbauern, mit dem Kochhof die Faszination der Technik: Windbrunnen, Traktoren, gewölbte Ställe, emalierte Töpfe, Schüsseln und Eimer. Obstgärten, Feldraine, Hecken und Alleen sind entstanden.
Die Höfe
Der Schusteröderhof, mit dem das Museum in Massing begonnen wurde, bleibt so erhalten, wie er 1969 geschaffen wurde. Seine Ausstattung mit den schönsten Dingen des bäuerlichen Wohnens im Rottal, sein doppelter Schrot mit den gedrechselten Balustern, das Arma-Christi-Kreuz am Stadel sind ein Denkmal der Museumsgeschichte.
Lebendige Mitte des Museums ist der Kochhof. Pfauen, Hühner, Schweine, Katzen, ein Schwarm Haustauben und oft auch Rinder haben dort ihr „Zuhause“. Jedes Ding ist in diesem Hof an seinem Platz, wie es um 1930 war. Das ganze aus Holz gezimmerte Wohnhaus mit seinen zwei Schroten ist ein typisches „Rottaler Bauernhaus“. Der zweitennige Bundwerkstadl mit der aufgemalten Jahreszahl 1836 zeugt von der Wohlhabenheit des Kochhof-Bauers.
Das Freilinger Häusl wird als „nacktes“ Baudenkmal präsentiert, denn gerade so hat es viel zu erzählen. Sein Schicksal war, dass es die meiste Zeit leer stand oder nur als Schupfen genutzt wurde. Deshalb ist dieses Bauernhaus, das zu den ältesten in Niederbayern zählt, erhalten geblieben. Holzblockbau, Schrot (Balkon) und Legschindeldach haben jahrhundertelang das äußere Bild der niederbayerischen Bauernhäuser geprägt.
Stube, Küche und Kammern, Stall, Schupfen und Stadel sind ausgestattet, wie es der Zeit entspricht, in die Kochhof, Lehnerhof, Heilmeierhof und Marxensölde im Museum gestellt sind. 1887 ist das Wohnstallhaus der Marxensölde in den Schrotbrettern datiert. Alles, was zu einem Kleinbauernhof gehört, ist hier unter einem Dach versammelt. Aus der Hallertau stammt der Lehnerhof. Mit Hopfenbau, Schweinemast und Milchviehhaltung hatten die Besitzer ihr Auskommen.
Lenzmarkt, Sonnwend- und Arntbierfest und der Museumskirta sind Höhepunkte des Museumsjahrs.
Adressen
Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Postfach, 84032 Landshut
- Freilichtmuseum Finsterau, Museumstraße 51, 94151 Finsterau, Telefon +49 8557 9606-0, Telefax +49 8557 9606-66, finsterau@freilichtmuseum.de
- Freilichtmuseum Massing, Steinbüchl 5, 84323 Massing, Telefon +49 8724 9603-0, Telefax +49 8724 9603-66, massing@freilichtmuseum.de
Literatur
- Ortmeier, Martin: Ein Bauernhofmuseum für Niederbayern - Freilichtmuseum Massing. Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen, Landshut 2001, ISBN 3-9805663-4-X
- Ortmeier, Martin: Bauernhäuser und ihre Geschichte. Passavia, Passau 1995, ISBN 3-87616-153-3
- Ortmeier, Martin: Die schönsten Bauernhäuser des Rottals. SüdOst Verlag, Waldkirchen 2002, ISBN 3-89682-073-7
- Ortmeier, Martin: Bauernhäuser in Südböhmen - Jihoceská lidová architektura. Passavia, Passau 1992, ISBN 3-87616-171-1
- Ortmeier, Martin: Herent und drent. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2008, ISBN 978-3-935719-49-0
- Gebhard, Helmut: Bauernhäuser in Bayern - Niederbayern. Hugendubel, München 1995, ISBN 3-88034-817-0
Auszeichnung
Das Freilichtmuseum Massing erhielt 2007 den Sonderpreis des Bayerischen Museumspreises für die Konzeption und Neueinrichtung des Depots der Sammlung und dessen beispielhaften Betrieb.
Siehe auch
Weblinks
48.93513.563056111111Koordinaten: 48° 56′ 6″ N, 13° 33′ 47″ O
Wikimedia Foundation.