- Äthiopische Bibel
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Die Äthiopische Bibel gilt als eine der ältesten Bibelübersetzungen aus dem Griechischen in eine orientalische Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Textentwicklung
Die äthiopische Bibel in Ge'ez entstand bald nach der Christianisierung Äthiopiens im 4. Jahrhundert. Unterschiedliche Revisionen vom 13. bis 17. Jahrhundert unterwarfen die äthiopische Bibel arabischen, hebräischen, syrischen und koptischen Einflüssen. Herausgeberische Meilensteine bildeten die römische Editio Princeps (1548) sowie die Londoner Ausgabe von Thomas P. Platt (1830).
Der Kanon
Äthiopisch-orthodoxe Christen beziehen sich mit dem Ausdruck „81 Bücher“ auf ihre Bibel. Dabei bleibt aber die Art und Weise, mit welchen Büchern diese Zahl erreicht werden soll, unklar. Die Kanonlisten variieren. Als Hauptquellen zur Bestimmung des verbindlichen äthiopisch-orthodoxen Bibelkanons dienen der Sinodos, das Kirchenrechtsbuch Fetha Negest, Kommentare zu diesen Werken und Gebetsbüchern. Je nach Art und Weise der Bestimmung des Bibelkanons lassen sich ein „Breiterer Kanon“ und ein „Engerer Kanon“ unterscheiden. Heutige in Äthiopien im Alltagsgebrauch befindliche Druckausgaben folgen dabei durchweg dem Engeren Kanon.
Der „Breitere Kanon“ nennt zusätzlich zum lateinischen Kanon noch folgende Bücher (die teilweise als mehrere Bücher gezählt werden): die Esra-Apokalypse, das Buch der Jubiläen, Henoch, das 3. Buch der Makkabäer, Pseudo-Josephus, den Sinodos, das Buch des Bundes, den Ersten Clemensbrief, die Äthiopische Didaskalia. (Die Ge'ez-Fassung des äthiopischen Henochbuchs ist die einzige vollständige erhaltene.)
Der „Engere Kanon“ umfasst die allgemein als kanonisch akzeptierten Bücher des Neuen Testaments und enthält 54 Bücher des Alten Testaments, indem das Buch der Sprichwörter als zwei Bücher gezählt wird (Messale entspricht Spr 1-24; Tägsas entspricht Spr 25-31) und die Bücher Henoch, Jubiläen, das Buch der Weisheit, Esra, Esra-Apokalypse, 1. und 2. Makkabäer, Judith, Tobit, Jesus Sirach, Baruch, der „restliche Jeremia“, der „restliche Daniel“ und das Buch Susanna als kanonisch gezählt werden.
Die äthiopischen Makkabäerbücher haben dabei mit den gleichnamigen Büchern anderer Bibeln nur den Titel gemeinsam, inhaltlich unterscheiden sie sich völlig.
Literatur
- Robert Bleylot (Hrsg.): Testamentum Domini éthiopien. Peeters, Louvain 1984
- Andreas Juckel: Bibelübersetzungen. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage, Tübingen, 1998
- Edward Ullendorf: Ethiopia and the Bible. Oxford University Press for the British Acadademy, London 1968 (The Schweich Lectures of the British Academy. 1967, ZDB-ID 796736-6).
- Roger W. Cowley: The Biblical Canon of the Ethiopian Orthodox Church today. In: Ostkirchliche Studien. 23, 1974, ISSN 0030-6487, S. 318–323.
Weblinks
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