- Ökosozialisten
-
Der Ökosozialismus ist eine Hauptströmung innerhalb der ökologischen Bewegungen. In den 1980er Jahren dominierten ökosozialistische Positionen Die Grünen, Rainer Trampert wurde als prominenter Ökosozialist Parteisprecher.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen der Ökosozialisten
Der Ökosozialismus hat sozialistische und marxistische Grundlagen. Er tritt für einen demokratischen, ökologischen, internationalistischen und partizipativen Sozialismus ein. Analytisch wird ein Widerspruch zwischen Kapitalismus und Ökologie gesehen. Der Ökosozialismus richtet sich gegen öko-kapitalistische Ansätze, wie diese beispielsweise von Paul Hawken vertreten werden. Neben dieser allgemeinen kategorialen Wortverwendung bezeichnen sich auch einzelne politische Strömungen als ökosozialistisch, unter anderem in Abgrenzung von Anhängern der ebenfalls linken Sozialökologie. Eine dieser Richtungen ist der historisch gewordene Flügel der Ökosozialisten innerhalb von Bündnis 90/Die Grünen. Allerdings verstanden sich zum Beispiel auch Fritz Vilmar (als Wirtschaftsdemokrat in der SPD) und Ludger Volmer als Ökosozialisten.
Geschichte der Ökosozialisten
Die Positionen der Ökosozialisten werden nicht erst seit den 1960er Jahren artikuliert. In England fand sich bereits im 19. Jahrhundert mit William Morris ein früher Vordenker ökosozialistischer Ansätze. Innerhalb der „alten“ alternativen Bewegungen der Wilhelminischen Zeit und der Weimarer Republik wurden linke Natur- und Umweltschutzgedanken von einigen Vordenkern wie zum Beispiel Paul Robien vertreten, lange vor den Neuen Sozialen Bewegungen.
Nach dem Auszug der konservativ-ökologischen Kräfte aus der Partei dominierten ökosozialistische Positionen. Rainer Trampert wurde als einer der wichtigsten Ökosozialisten 1982 in den Vorstand gewählt und war bis 1987 einer der Sprecher der Partei. Den Flügel der Ökosozialisten verband mit den Radikalökologen eine skeptische Haltung gegenüber Parteibündnissen und Regierungsbeteiligungen mit der SPD. Anders als bei den Radikalökologen wurden Regierungsbeteiligungen und Tolerierungen aber nicht prinzipiell ausgeschlossen, die Blockierungspolitik der Radikalökologie wurde sogar scharf kristisiert. Zusammen mit den Radikalökologen um Jutta Ditfurth dominierten Ökosozialisten bis Ende der 1980er Jahre den Vorstand der GRÜNEN. Thomas Ebermann und Rainer Trampert als die prominentesten Ökosozialisten verließen 1990 die GRÜNEN. Als sich im Laufe der Zeit der Realo-Parteiflügel um Joschka Fischer durchsetzte, traten die meisten Ökosozialisten aus der Partei der Grünen aus. Einige bewegten sich danach in kommunistischen Kreisen oder traten in die PDS ein. Jutta Ditfurth, Manfred Zieran und andere Radikalökologen gründeten 1991 die Partei Ökologische Linke.
Neuere Entwicklungen
Im englischsprachigen Raum gibt es im Rahmen des Ecosocialist International Network Bestrebungen zu einer globalen Vernetzung. In diesem Rahmen wird auch die ökosozialistische Debatte in Deutschland wieder belebt. Zentral in dieser Debatte sind Publikationen von John Bellamy Foster (unter anderem: „The Ecological Revolution: Making Peace with the Planet“), Joel Kovel (zum Beispiel: „The Enemy of Nature“) und der Reihe Democracy and Ecology des Herausgebers James O' Connor.
Als eine dem Ökosozialismus nahestehende Partei kann besonders die dänische Socialistisk Folkeparti betrachtet werden. Die britische Grüne Linke definiert sich selbst als ökosozialistisch und unterstützt das ökosozialistische Manifest des International Ecosocialist Network.
Literatur
- John Bellamy Foster: Ecology against Capitalism. Monthly Review Press, 2002, ISBN 1583670556.
- John Bellamy Foster: Marx's Ecology: Materialism and Nature. Monthly Review Press, 2000, ISBN 1583670122.
- John Bellamy Foster: The Ecological Revolution: Making Peace with the Planet Monthly Review Press, 2009, ISBN 158367179X.
- Takis Fotopoulos: The Multidimensional Crisis and Inclusive Democracy. Athen 2005 (Online-Version).
- Thomas Ebermann, Rainer Trampert: Die Zukunft der Grünen. Ein realistisches Konzept für eine radikale Partei. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1984.
- Jutta Ditfurth: Feuer in die Herzen. Plädoyer für eine ökologische Linke. München 1994.
- Ulrich Linse: Ökopax und Anarchie. Eine Geschichte der ökologischen Bewegungen in Deutschland. München 1986.
- Makoto Nishida: Strömungen in den Grünen (1980-2003): Eine Analyse über informell-organisierte Gruppen innerhalb der Grünen, LIT, Münster 2005, ISBN 3-8258-9174-7
- James O'Connor: Natural Causes: Essays in Ecological Marxism. 1997.
- Klaus-Jürgen Scherer, Fritz Vilmar (Hrsg.): Ein alternatives Sozialismuskonzept: Perspektiven des Ökosozialismus. Berlin 1984.
- Klaus-Jürgen Scherer, Fritz Vilmar (Hrsg.): Ökosozialismus? Rot-grüne Bündnispolitik. Berlin 1986, ISBN 3-922778-05-4.
- Saral Sarkar: Die nachhaltige Gesellschaft. Eine kritische Analyse der Systemalternativen. Rotpunktverlag, 2001, ISBN 3-85869-227-1.
- Saral Sarkar, Bruno Kern: Ökosozialismus oder Barbarei. Mainz 2004.(Broschüre, PDF).
- Joel Kovel, Michael Lowy: An ecosocialist manifesto. 2001. (HTML).
- Joel Kovel: The enemy of nature: the end of capitalism or the end of the world?, 2007.
- Derek Wall: Babylon and Beyond: The Economics of Anti-Capitalist, Anti-Globalist and Radical Green Movements. 2005.
Weblinks
- Markus Klein, Kai Arzheimer: Grau in Grau. DIE GRÜNEN und ihre Wähler nach eineinhalb Jahrzehnten
- Fritz Vilmar: „Wirtschaftsdemokratie: Zielbegriff einer alternativen Wirtschaftspolitik. Kritische Bilanz und Aktualität nach 40 Jahren“
- Die Ökologische Linke (Partei)
- Initiative Ökosozialismus
- Ecosocialist International Network
- Ecosocialistnetwork
- „Capitalism, Nature, Socialism Journal“
Kategorien:- Sozialismus
- Umweltpolitik (Deutschland)
- Bündnis 90/Die Grünen
Wikimedia Foundation.