- Österreichischer Amtskalender
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Der Österreichische Amtskalender (ÖAK) ist ein Verzeichnis der österreichischen Behörden, Ämter und öffentlichen Einrichtungen. Er wird auf der Basis von amtlichen und offiziellen Daten zusammengestellt und erscheint einmal jährlich als Printausgabe sowie als CD-ROM, seit 2001 auch als Online-Version. Herausgeberin des ÖAK ist seit 2001 die Verlag Österreich GmbH, Wien.
Der ÖAK steht in der Tradition der Hof- und Staatskalender der Habsburger Monarchie, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts publiziert wurden.
Die aktuelle Ausgabe 2011/2012 wird als 79. Jahrgang des Österreichischen Amtskalenders, 135. Jahrgang des Niederösterreichischen Amtskalenders sowie 123. Jahrgang des Hof- und Staatshandbuchs gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Inhalt
Insgesamt enthält der ÖAK in fünf Kapiteln Informationen über rund 25.000 Bundes-, Landes- und Gemeindebehörden mit Amtsträgern bzw. Ansprechpersonen, Zuständigkeitsbereichen, Postanschriften, Telefonnummern, E-Mail- und Web-Adressen.
- 1. Teil - Europäischer Amtskalender
- Informationen über wichtige EU-Institutionen wie EU-Rat, EU-Kommission, EU-Generaldirektionen sowie über österreichische Repräsentanten in der EU;
- 2. Teil - Bund
- Informationen zu allen Bundesinstitutionen wie Parlament, Bundesregierung, Bundesministerien, Gerichtshöfe, Kirchen und Religionsgesellschaften sowie bundesweite Interessenvertretungen;
- 3. Teil - Bundesländer
- Informationen zum gesamten öffentlichen Bereich in den 9 Bundesländern, gegliedert in 10 Kapitel: Landtag/Landesregierung, Öffentliche Sicherheit, Justiz, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Wissenschaft und Unterricht, Arbeit und Soziales, Gesundheit, Kultus und Interessenvertretungen;
- 4. Teil - Gemeinden
- Informationen zu allen österreichischen Gemeinden: Adressen, Amtsträger, statistische Daten, Katastralgemeinden, Ortschaften und Siedlungsnamen;
- 5. Teil - Historische Übersichten
- Übersicht über die Staatsoberhäupter, Staats- und Bundesregierungen, Landesregierungen und Gesetzgebungsperioden der Landtage der Ersten und Zweiten Republik Österreich von 1918 bis heute.
Historische Entwicklung
Der Österreichische Amtskalender erschien unter dieser Bezeichnung erstmals im Jahr 1922. Die Reihe steht in direkter Nachfolge der Hof- und Staatskalender der Habsburger Monarchie, die bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts publiziert wurden.
Vorformen
Verschiedene Vorformen[1] der Hof- und Staatskalender sind seit der frühen Neuzeit bekannt. Am Habsburger Hof wurden bereits seit der Zeit Kaiser Maximilians I. (1459–1519) in den so genannten Hofordnungen ("Ordonnances de l'hôtel") Verzeichnisse von Hofämtern und Personal geführt, die hofintern zur Besoldung bzw. Budgeterstellung und Kontrolle der Ausgaben verwendet wurden.
An die höfische Öffentlichkeit gerichtet waren dagegen gedruckte Listen des kaiserlichen Hofstaats, die anlässlich der Reichstage erschienen und die Rang und Bedeutung des angereisten Gefolges zum Ausdruck bringen sollten, die also vornehmlich der Repräsentation und Selbstdarstellung des Hofes dienten.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die Gattung der Hof- und Staatskalender[2] und es entstanden, ausgehend vom päpstlichen Hof, in ganz Europa gedruckte Staatshandbücher mit ausführlichen Ämter- und Personenverzeichnissen. Sie waren vor allem als Orientierungshilfe für Diplomaten und Reisende gedacht.
Kaiserlicher Staats- und Stands-Calender
Die wesentliche Reihe der österreichischen Hof- und Staatshandkalender setzt im Jahr 1702 ein: Der Kayserliche Und Königliche Wie auch Ertzherzogliche (...) Und Dero Residentz-Stadt Wienn Staats- und Stands-Calender (...) wurde, mit kaiserlichem Privileg, vom Drucker und späteren k.k. Hofbuchhändler Johann Baptist Schönwetter herausgegeben. Im Laufe des 18. Jahrhunderts erschien das Werk noch unregelmäßig, wobei Titel ebenso wie Drucker-Verleger mehrfach wechselten.
Auf Schönwetter, auch Verleger des Wiennerischen Diarium, der späteren Wiener Zeitung[3], folgte ab 1724 Johann Georg Frey - die Druckerei blieb dieselbe, beheimatet im 'Rothen Igel' in der Wiener Innenstadt, heute Ecke Brandstätte/Wildpretmarkt.
In Theresianischer Zeit wurde das Verzeichnis unter dem Titel Schematismo der Kayserl-königlich wie auch Erzherzoglichen Instanzien, Ämter, (...) etc. zunächst bei Johann Leopold Kaliwoda in der k.k. Reichshof- und Universitätsbuchdruckerei am Dominikanerplatz Nr. 724 (heute Wien 1, Postgasse) verlegt.
Die Druckerei wurde 1775 von Joseph Gerold übernommen, der die Reihe der Hof- und Staatskalender ab 1776 unter der Bezeichnung Hof- und Staats-Schematismus der röm. Kais. wie auch kais. königl. - und erzherzogl. Haupt- und Residenzstadt Wien (...) fortsetzte. Ergänzt um ein Wiener Häuserverzeichnis, eine Münzkurstabelle und drei verschiedene Register (Rubriken, Namen, Hofstaat), war der Aspekt des praktischen Nutzens beim Geroldsche Hof- und Staatsschematismus sehr ausgeprägt; es richtete sich nicht zuletzt an den (Geschäfts-) Reisenden der Zeit, der sich über Wien und den Wiener Hof informieren wollte.
Hof- und Staatsschematismus des österreichischen Kaiserthums
1804 erfolgte auf kaiserliche Entschließung hin die Gründung der Hof- und Staatsdruckerey. Joseph Vincenz von Degen (1761–1827), ihr erster Direktor, übernahm auch die Herausgabe des Hof- und Staatskalenders: Im Jahr 1807 erschien der Hof- und Staatsschematismus des österreichischen Kaiserthums erstmals in der staatlichen Druckerei. Als neues inhaltliches Element wurde eine Genealogie des regierenden österreichischen Königshauses dem eigentlichen Verzeichnis vorangestellt.
Bis zum Ende der Monarchie 1918 wurde die Reihe beinahe jährlich fortgesetzt, einige Lücken – etwa zwischen 1849–1855 oder 1868–1873 – sind jedoch zu verzeichnen. 1844 wurde der Titel in Hof- und Staatshandbuch des österreichischen Kaiserthums geändert; 1874 wurde daraus das Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.
Seit 1867 erschien in der k.k. Hof- und Staatsdruckerei parallel zum Hof- und Staatshandbuch der Niederösterreichische Amtskalender - dieser war 1865 zunächst von der Druckerei Manz verlegt worden.
Österreichischer Amtskalender
In der Nachfolge des Hof- und Staatshandbuchs erschien in der Ersten Republik ab 1922 der Österreichischer Amts-Kalender im Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, die aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei hervorgegangen war. Er war in drei Bände unterteilt – Bundesstaat Österreich, Niederösterreich/Wien und restliche sieben Bundesländer. Der Niederösterreichische Amtskalender, bis 1921 noch als selbständiges Werk erschienen, wurde damit in den ÖAK integriert. Der Bundesteil des ÖAK enthielt neben den Einträgen der Behörden und Ministerien und einem Monatskalender allerhand Praktisches: So sind Post- und Telegrafen-Tarife, Zins- und Zinseszinstabellen genauso zu finden wie eine Übersicht der an der Wiener Börse notierten Effekten oder Preislisten für Tabakwaren.
Der Österreichische Amtskalender wurde bis zum 17. Jahrgang 1938 fortgesetzt, der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland bedeutete das vorläufige Ende.
Nach dem 2. Weltkrieg erschien in den Jahren 1948 und 1949 zunächst nur der Niederösterreichische Amtskalender, Herausgeber war die Niederösterreichische Landesregierung. 1950 wurde dann die Reihe des Österreichischen Amtskalenders fortgesetzt, wie vor 1938 im Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, und der Niederösterreichische Teil erneut eingebunden.
1993 wurde der Verlag der Staatsdruckerei in Verlag Österreich umbenannt; die Staatsdruckerei wurde in eine Aktiengesellschaft eingebracht und 1999 in Print Media Austria AG umbenannt. Der juristische Fachverlag der Print Media wurde im Jahr 2000 in die Verlag Österreich GmbH eingebracht, die seither den ÖAK herausgibt.
Quellen
- Kayserlicher Und Königlicher Wie auch Ertz-Hertzoglicher Und Dero Residentz-Stadt Wienn Staats- und Stands-Calender. Auff das Jahr MDCCII. Mit einem noch nie dergleichen gesehenen Schematismo geziert. Cum Privilegio Caesari speciali. Wienn in Oesterreich/ In Verlegung Johann Baptist Schönwetter / und zufinden im rothen Igel.
- Schematismo der Kayserl-königlich wie auch Erzherzoglichen Instanzien, Ämter, Banco, Kammer, Buchhaltereyen, Kanzleyen, Konsistorien, Gerichten, Rathskollegien, Niederösterreichischen Landsständen Ordnung, Der Stadt Wien Ämter (...) und Universität Wien (...) gedrucket und zu finden bey Leopold Johann Kaliwoda, ihrer Röm. Kais. Kön. Majestät Reichshofbuchdruckeren auf dem Dominikanerplatz N. 724.
- Hof- und Staats-Schematismus der röm. Kais. auch kais. königl. - und erzherzogl. Haupt- und Residenzstadt Wien derer daselbst befindlichen höchsten und hohen unmittelbarer Hofstellen, Chargen und Würden, niedern Kollegien, Instanzen und Expeditionen nebst vielen andern zum allerhöchsten Hof, der Stadt und den kk Erbländern gehörigen geistlichen-weltlichen und Militär-Bedienungen, Versammlungen, Stellen und Aemter mit einem dreyfachen Register versehen auf das Jahr 1776. Mit allergnädigster kais. Freyheit gedruckt und zu finden bei Joseph Gerold k.k. Reichshof- und Universitätsbuchdruckerey auf dem Dominikanerplatz 724.
- Hof- und Staats-Schematismus des österreichischen Kaiserthums. Wien, aus der kais.kön. Hof- und Staats-Druckerey 1807.
- Hof- und Staatshandbuch des österreichischen Kaiserthumes. Wien. Aus der k.k. Hof- und Staats-Aerarial-Druckerey 1844.
- Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für 1874. Erster Jahrgang. Wien, Druck und Verlag der k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Singerstrasse 26.
- Österreichischer Amts-Kalender für das Jahr 1922. I. Jahrgang, 57. Jahrgang des Niederösterreichischen Amtskalenders und 45. Jahrgang des Hof- und Staatshandbuches. Zusammengestellt unter Benützung amtlicher Quellen, Wien 1922, Druck- und Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei.
Literatur
- Volker Bauer: Repertorium territorialer Amtskalender und Amtshandbücher im Alten Reich: Adreß-, Hof-, Staatskalender und Staatshandbücher des 18. Jahrhunderts, Frankfurt a. M., Klostermann, (=Studien zur europäischen Rechtsgeschichte), Bd. 1 Nord- und Mitteldeutschland 1997; ISBN 3-465-02957-7; Bd. 2: Heutiges Bayern und Österreich, Liechtenstein, 1999, ISBN 3-465-03038-9; Bd. 3: Der Westen und Südwesten, 2002 ISBN 3465031792; ISBN 978-3465031796.
- Heinz Noflatscher: 'Ordonnances de l'hôtel', Hofstaatsverzeichnisse, Hof- und Staatskalender. In: Josef Pauser, Martin Scheutz, Thomas Winkelbauer: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (=Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 44), Wien, München, Verlag R. Oldenburg, 2004, ISBN 3486648535, ISBN 978-3486648539, S. 59–75.
- Alfred Schiemer, Es begann als 'Wiennerisches Diarium'. Eine Annäherung und ein Spaziergang durch drei Jahrhunderte,
- Franz Stamprech, 175 Jahre Österreichische Staatsdruckerei. Entwicklung und Geschichte der Österreichischen Staatsdruckerei. Mit 67 Bildtafeln und einer 40 Seiten starken Bildbeilage im Mehrfachdruck, Wien, Verlag der Österreichische Staatsdruckerei, 1979.
Einzelnachweise
Weblinks
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